11.12.2024, 18:25
Letzte Medaille vor 17 Jahren
Deutschlands Frauen-Nationalmannschaften waren im 20. Jahrhundert mal eine Weltmacht, doch in den letzten Jahren hängt man im Mittelmaß förmlich fest. Das enttäuschende Turnier-Abschneiden zuletzt hat verschiedene Gründe.
Medaillen konnte der Deutsche Handballbund im Frauenhandball nur wenige vorweisen, bei den Weltmeisterschaften 1965, 1997 und 2007 gab es jeweils Bronze, der große Titel gelang hingegen mit dem WM-Gold 1993.
Das lag damals auch an der Wiedervereinigung, denn die DDR konnte in den 1970er Jahren schon dreimal die Goldmedaille gewinnen und beendete ihr letztes Großturnier 1990 mit einer Bronzemedaille.
Bei Europameisterschaften gab es nur bei der Premiere vor 30 Jahren die Silbermedaille, drei vierte Plätze sollten anschließend herausspringen - zuletzt allerdings 2008.
Auch die Meriten bei Olympischen Spielen tragen hauptsächlich den Stempel der DDR mit Silber 1976 und Bronze 1980. Der DHB schaffte insgesamt nur fünfmal den Sprung und ging mit zwei vierten Plätzen (1984, 1992) aus dem Turnier.
Das einzige Edelmetall in diesem Jahrtausend schnappte sich der DHB im Jahr 2007, für die Vorgeschichte muss man allerdings zurückblicken, denn dem ganzen gingen auch zwei Trainerwechsel ein paar Jahre zuvor voraus. Damals im Mai 2001 hatte man das WM-Ticket nach einem 24:19-Sieg in Göteborg und einer 22:27-Niederlage in Zwickau aufgrund der Auswärtstorregel verloren.
"Als ich das Amt des Bundestrainers zum dritten Mal angenommen hatte, war mein einziges Motiv, den Frauen-Handball aus der Drittklassigkeit der Jahre 2000 und 2001 wieder in die Weltspitze zurückzuführen. Dies ist mit der spielerischen Leistung und dem Ergebnis der EM 2004 gelungen, und damit ist meine Aufgabe erfüllt", erklärte der damalige Bundestrainer Ekke Hoffmann in einer vom DHB veröffentlichten Mitteilung zu seinem Rücktritt nach Rang 5 bei der Handball-EM 2004.
Nachfolger wurde Armin Emrich, doch der startete erst einmal mit einer Pleite. Nach einem 30:40 (13:17) in Kielce und einem 31:25 (18:8) in Oldenburg war man in der WM-Qualifikation eigentlich an Polen gescheitert, eine Wildcard nach dem Verzicht von Taiwan brachte die DHB-Frauen damals zum Großturnier nach St. Petersburg und mit Platz 6 konnte man zumindest ein versöhnliches Ende feiern.
Es folgte der vierte Platz bei der EM 2006, der auch zwei Jahre später bestätigt wurde und neben WM-Bronze 2007 als sportlichen Höhepunkt dann auch die Qualifikation zu den Olympischen Spielen mit einem enttäuschenden Rang 11. Auf Vereinsebene sollten Spielerinnen aus dieser Generation große Erfolge feiern - Clara Woltering, Grit Jurack und Anja Althaus gewannen mehrfach die EHF Champions League, Nadine Krause wurde Welthandballerin und auch weitere konnten mehrere Europapokalsiege feiern.
Das neue Jahrzehnt sollte dann mit zwei großen Pleiten beginnen. Im abschließenden Vorrundenspiel gegen die Ukraine wäre man selbst bei einer Niederlage mit sieben Toren noch in die Hauptrunde gekommen, man verlor 23:33.
Ein Jahr später eröffnete man die WM 2011 mit einem Sieg über Norwegen, ein Zittersieg über China sollte aber dann in der Gruppenphase das einzige Erfolgserlebnis bleiben - mit Niederlagen gegen Montenegro, Island und Angola fiel man in den President's Cup - nahm als 17. immerhin den ungeliebten Pokal mit.
Weitere Enttäuschungen waren die Heim-WM 2017 mit Rang 12 und die darauf folgende EM als Zehnter. Ansonsten hängt man im Mittelfeld fest, zweimal Rang 6, nun zum fünften Mal Platz 7 und mit dem Ergebnis bei Olympia in Paris gab es drei achte Plätze für die DHB-Frauen.
"Das ist ein Ergebnis von 20 Jahren Nichtentwicklung im deutschen Handballbund", betonte DHB-Präsident Andreas Michelmann auf der Abschluss-Pressekonferenz in Wien. "Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr einen Schritt vorankommen. Wir müssen die Strukturen schaffen, dass wir als Deutschland mithalten können."
"Am Ende steht ein siebter Platz, aber wir haben es nicht geschafft die Großen zu ärgern. Die Standortbestimmung bei der Euro war sehr wichtig. Wir laufen nicht Gefahr in irgendeiner Weise abzuheben", so Ingo Meckes, Vorstand Sport beim Deutschen Handballbund. "Was uns fehlt ist Individualtechnik und Individualtaktik. Die Spielerinnen müssen auch besser werden, wenn wir als Mannschaft besser werden wollen."
"Wir haben viele Hausaufgaben gemacht. Wir sind im Verfolgerfeld gestartet und haben die Mannschaften, die hinter uns stehen, deutlich geschlagen. Auf der anderen Seite ist es nicht gelungen das zweite Ziel zu erreichen, die Großen zu ärgern. In diesem Auf und Ab gingen diese zweieinhalb Wochen. Die großen Vier, Fünf sind noch ein Stück voraus", musste Bundestrainer Markus Gaugisch einräumen. "Wir sind keine Zauberer und können nicht von 0 auf 100 verändern. Wir können nur hart arbeiten, um die handballerischen Basics auf ein maximales Niveau zu bringen."
Jahr | Turnier | Platz |
---|---|---|
2000 | Europameisterschaft | 9 |
2001 | Weltmeisterschaft | n.q. |
2002 | Europameisterschaft | 11 |
2003 | Weltmeisterschaft | 12 |
2004 | Europameisterschaft | 5 |
2005 | Weltmeisterschaft | 6 |
2006 | Europameisterschaft | 4 |
2007 | Weltmeisterschaft | 3 |
2008 | Olympische Spiele | 11 |
2008 | Europameisterschaft | 4 |
2009 | Weltmeisterschaft | 7 |
2010 | Europameisterschaft | 13 |
2011 | Weltmeisterschaft | 17 |
2012 | Europameisterschaft | 8 |
2013 | Weltmeisterschaft | 7 |
2014 | Europameisterschaft | 10 |
2015 | Weltmeisterschaft | 13 |
2016 | Europameisterschaft | 6 |
2017 | Weltmeisterschaft | 12 |
2018 | Europameisterschaft | 10 |
2019 | Weltmeisterschaft | 8 |
2020 | Europameisterschaft | 7 |
2021 | Weltmeisterschaft | 7 |
2022 | Europameisterschaft | 7 |
2023 | Weltmeisterschaft | 6 |
2024 | Olympische Spiele | 8 |
2024 | Europameisterschaft | 7 |