12.01.2024, 17:12
Der Lemgo-Block im Interview
Die Niederlande sind mit einem Sieg in die Handball-EM gestartet. Das Lemgo-Trio der Oranjes möchte nun am Samstag gegen Bosnien-Herzegowina den zweiten und entscheidenden Schritt machen, um die EM-Hauptrunde zu erreichen.
Wie ist es für euch gemeinsam als Lemgo-Block auf der rechten Achse von den Niederlanden zu spielen?
Bobby Schagen:
Man kennt sich natürlich gut aus dem Verein, das macht es natürlich ein bisschen einfacher im Spiel. Ich warte trotzdem auf die Bälle, die ich bekomme. Das ist wahrscheinlich für Niels ein bisschen anders als für mich (alle lachen).
Thomas Houtepen:
Auch in der Abwehr, wissen wir von jedem, was der andere gerne macht. Was wir bei Lemgo umsetzen, machen wir hier auch. Da ist kein Unterschied. Im Angriff glaube ich, dass es ein bisschen einfacher ist für Bobby und Niels zusammen zu spielen, weil wir uns natürlich aus dem Verein und aus dem täglichen Training gut kennen. Ich finde, dass es echt super viel Spaß macht, mit den beiden Jungs zu spielen.
Seid ihr dann auch hier Zimmer-Partner?
Alle: Nein (alle lachen).
Niels Versteijnen:
Wir sehen einander das ganze Jahr schon. Also… (alle lachen).
Ihr drei bildet auch ein bisschen die Zusammensetzung des Teams mit erfahrenen und jungen Spielern ab. Wie gut funktioniert diese Mischung?
Bobby Schagen:
Ich glaube das funktioniert ganz gut bei uns. Wir haben eine ganz gute Mischung mittlerweile. Das sieht man auch auf dem Spielfeld. Wir haben mittlerweile auch ein bisschen mehr Turniererfahrung und es kommen auch neue Talente dazu. Und das ist nur gut für das Handball-Level zuhause. Ich hoffe, dass es irgendwann mit dem niederländischen Handball noch mehr nach oben geht, aber wenn ich die jungen Talente sehe, dann bin ich guter Hoffnung.
Bobby, wie beurteilst du die Talententwicklung im Land in den letzten zehn Jahren?
Bobby Schagen:
Man merkt, dass die Talente viel schnellere Schritte machen als zu meiner Zeit. Die wechseln jetzt aus den Niederlanden direkt in die Jugendabteilungen von Vereinen wie der SG Flensburg-Handewitt oder in die zweite deutsche Liga. Das war zu meiner Zeit schon anders. Da war es selten, dass ein Spieler diesen Schritt gemacht hat. Daran merkt man, dass die Vereine hier in Deutschland auch die Entwicklung der niederländischen Spieler anerkennen und für uns ist das nur positiv.
Niels und Thomas, wie war es für euch den Schritt in Richtung Bundesliga zu gehen?
Niels Versteijnen:
Für mich war das ein bisschen längerer Weg als bei Thomas. Thomas ist ein bisschen schneller in Lemgo angekommen. Ich war erst in Flensburg, dann in Lübeck und kam anschließend nach Lemgo. Aber ich glaube, egal wie man es macht, wenn man in der Bundesliga ankommt und viel Spielanteile bekommt, dann hat man es richtig gemacht.
Thomas Houtpen:
Ich war erst Teil der U23-Mannschaft von Lemgo und von da aus habe ich viel Vertrauen bekommen von Flo (Anm. d. Red. TBV-Cheftrainer Florian Kehrmann) und durfte immer mittrainieren. Dann war ich auf Auswärtsfahrten dabei. Und seit dieser Saison habe ich dann auch einen Profivertrag. Eigentlich bin ich zufrieden, wie es jetzt ist. Ich habe zwar immer noch nicht so eine supergroße Rolle, ich hoffe aber, dass sie größer wird.
Thomas, wie ist das für dich Teil dieser jungen Generation im niederländischen Nationalteam zu sein?
Thomas Houtepen:
Es fühlt sich natürlich schon super gut an, in diesem Alter für die Nationalmannschaft zu spielen und ich lerne super viel von den erfahrenen Spielern. Ich denke, dass ich mit Luc Steins ein gutes Vorbild hier habe und das macht einfach viel Spaß, mit der Nationalmannschaft unterwegs zu sein. Ich habe gestern auch zu Bobby nach dem Spiel gesagt, dass es einfach geil ist, die Fans in ihren Oranje-Trikots zu sehen. Ich hoffe, dass ich noch lange in der Nationalmannschaft spielen kann.
Wie sehr unterstützen euch eure Fans? Merkt ihr da eine Entwicklung in den letzten Jahren?
Bobby Schagen:
Da hat sich etwas entwickelt bei den Fans seit 2020, wo wir uns das erste Mal für eine Europameisterschaft qualifiziert haben. In Norwegen waren viele Fans dabei - auch, weil es für sie etwas Einmaliges war. Es kommen immer mehr Menschen zu unseren Spielen. Und gestern Abend bei unserem EM-Auftaktspiel waren auch viele Fans da und ich finde das richtig geil zu sehen, wenn man aufläuft und dann sieht man da so einen orangenen Block und die machen richtig Stimmung und das pusht uns auch.
Wie beurteilt ihr euer Auftaktspiel gestern?
Niels Versteijnen:
Ich glaube, wir können ganz zufrieden sein. Wir waren von Anfang an da. Wir führen mit 4:0, Georgien nimmt eine schnelle Auszeit und sie machen erst nach acht Minuten das erste Tor. Dass wir mit einer Sieben-Tore-Führung in die Halbzeit gehen, ist überragend. In der zweiten Halbzeit konnten wir dadurch einige Spieler schonen. Und ich glaube, wenn man das machen kann, kann man zufrieden sein.
Meiner Meinung nach ist es egal, ob wir mit zehn Toren gewinnen oder wie jetzt mit fünf. Ich glaube, wenn wir weiter kommen, redet da keiner mehr darüber. Hauptsache alle sind fit und wir haben es geschafft.
Thomas Houtepen:
Ich sehe das wie Niels. Wir haben uns gut vorbereitet und das hat man auch gesehen. Vor allem im Angriff hat alles gut geklappt, und in der Abwehr haben wir Georgien oft gestoppt. Ich fand es auch sehr gut, dass die jungen Spieler viel Vertrauen bekommen haben. Ich musste zum Beispiel nicht bis zum vierten Spiel warten, bis ich das erste Mal spielen darf. So ist es für mich auch jetzt einfacher, mein Spiel zu machen, wenn ich eingewechselt werde.
Was hat besonders gut funktioniert, als die jungen Spieler gespielt haben in der zweiten Halbzeit? Was möchtet ihr noch verbessern?
Thomas Houtpen:
Wir hatten eine Phase, in der wir zu viele einfache Fehler gemacht haben, daran müssen wir arbeiten. Das darf eigentlich nicht mehr passieren. Ich denke, dass das Tempospiel sehr gut funktioniert hat und dadurch haben wir immer einfache Tore gemacht. Ich denke, dass wir damit ganz zufrieden sein können.
Im zweiten Spiel trefft ihr auf Bosnien-Herzegowina. Was kommt da auf euch zu?
Niels Versteijnen:
Wir haben uns viel mit Videos vorbereitet und auch schon einiges von ihren Fans gehört. Bosnien hat einen Tick mehr Qualität als Georgien. Einige ihrer Spieler spielen international und haben physisch mehr drauf. Wir werden wissen, was wir machen sollen und wo unsere Chancen liegen. Wenn wir das umsetzen und unser eigenes Spiel machen, dann sieht es ganz gut aus, glaube ich.
Bobby Schagen:
Bosnien wird ein anderes Spiel. Sie haben eine robuste Abwehr und einen der besten Torhüter der Welt. Wenn wir von Anfang an fokussiert sind, dann habe ich gute Hoffnung, dass wir das Spiel gewinnen werden. Ich glaube, dass das mehr ein Spiel auf Augenhöhe wird als gegen Georgien. Es ist auch ein Schlüsselspiel - wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir das Spiel gewinnen.
Lisa-Marie Kienzle, Felix Buss