14.03.2025, 06:00
Angriff auf Aalborg und GOG
Nationaltorwart Till Klimpke wechselt im Sommer überraschend in die 2. dänische Liga. Was entsteht da ein paar Kilometer entfernt von Kopenhagen bei HÖJ Elite, wo auch Bundesliga-Rekordtorschütze Hans Lindberg aktiv ist? Womöglich ein neues Spitzenprojekt, wie es einst in Kolstad versucht wurde?
Enttäuschend verlief die vergangene Spielzeit für den dänischen Zweitligisten HÖJ Elite, mit 38 Zählern lief der Aufstiegsfavorit am Ende hauchdünn nach 26 Partien nur auf Rang 4 ein. Im Direktvergleich hatte sich damals Skive fH Rang 3 und somit die Teilnahme an der Relegationsrunde gesichert. Überraschender Direktaufsteiger wurde Grindsted GIF.
Der Klub tätigte kräftige Investitionen, um nun den Sprung in Dänemarks Beletage in Angriff zu nehmen. "Wir selbst sind der Meinung, dass der Kader jetzt der beste und breiteste in der Geschichte von HÖJ Elite ist, während das Trainerteam noch mehr zusammengewachsen ist und andere Knöpfe in der Mannschaft umgedreht worden sind", heißt es auf der Vereinswebsite mit Blick auf den um sieben Spieler verstärkten Kader.
Ganz vorne mit dabei ist HBL-Rekordtorschütze Hans Lindberg, der von den Füchsen Berlin anheuerte. Spielmacher Linus Arnesson und Kreisläufer Tom Nikolaisen kamen vom Bergischen HC, Linksaußen Emil Mellegard von der HSG Wetzlar. Als Torhüter konnten die Dänen unter anderem Emil Imsgaard (Pick Szeged) gewinnen.
"Es wird eine herausfordernde, aber auch spannende Aufgabe sein, alle Spieler in den Verein zu integrieren und als Team zu optimieren, aber wir sind überzeugt, dass die geballte Erfahrung und Kompetenz des Kaders sowie die individuellen Fähigkeiten der Spieler dazu führen werden, dass wir eine Handballsaison auf absolut höchstem Niveau erleben werden, und deshalb ist das sportliche Ziel für die Saison der Aufstieg in die beste Handballliga des Landes", so HÖJ Elite zur Aufgabe von Chefcoach Jesper Fredin und Assistenztrainer Henrik Kronborg.
"Vielleicht kann ich mit meiner Erfahrung, die ich in den letzten zwanzig Jahren im Spitzenhandball gesammelt habe, bei der Entwicklung des Vereins helfen", erklärte Hans Lindberg vor der Saison und betonte: "Aber in erster Linie bin ich hierher gekommen, um den Verein meiner Kindheit einen Schritt weiterzubringen und zu versuchen, ihn in die dänische Spitzenliga zu bringen."
Die Investitionen scheinen sich auszuzahlen, denn HÖJ Elite führt die Tabelle aktuell an. Nach 22 von 26 Spieltagen ist der Aufstiegsfavorit Spitzenreiter mit 40 Zählern vor Aarhus Handbold (39) und Skive fH (37). Der HC Midtjylland (28) als Vierter kann schon nicht mehr die Relegationsrunde erreichen. Arnesson (105/3), Mellegard (90) und Lindberg (89/40) gehören zu den Leistungsträgern im Team.
Das Restprogramm hält mit Heimspielen gegen das Team Sydhavsöerne (11.) und Norddjurs Handbold (12.) und Auswärtspartien beim HC Odense (10.) und Odder Handbold (8.) nur Teams aus der unteren Tabellenhälfte bereit. Die Verfolger Aarhus und Skive hingegen stehen sich am 5. April noch im direkten Duell gegenüber.
Zu den elf verbliebenen Spielern aus dem Vorjahreskader gehört auch Simen Schönningsen, der in Deutschland schon für Balingen-Weilstetten und den BHC spielte, aber auch bei den norwegischen Topteams Haslum HK und Elverum HH unter Vertrag stand. Der Norweger ist mit 168 Toren aktuell bester Feldtorschütze der Liga und jagt Midtjyllands Rasmus Graffe (174/25) bei noch vier ausstehenden Spielern.
Mellegard wird den Klub im Sommer in Richtung Paris St. Germain verlassen, als Ersatz lotste HÖJ Hampus Wanne vom FC Barcelona auf die Insel Seeland, auf der auch in rund 40 Kilometer Entfernung die Hauptstadt Kopenhagen liegt. Und im Tor wird künftig dann Till Klimpke das Gespann mit Pauli Jacobsen und Emil Imsgard erweitern. Auf Rechtsaußen konnten die Dänen sich zudem mit Tobias Nielsen ein Talent von Aalborg ausleihen.
"Wir versuchen, uns direkt in der neuen Liga zu etablieren - wenn wir aufsteigen sollten - und wollen so schnell wie möglich Aalborg vom Thron stoßen", so Klimpke jüngst beim Streamingdienst Dyn, der auch Einsätze in der zweiten Liga nicht ausschließt: "Das ist ein Projekt, das braucht Zeit, und deshalb gehe ich auch dahin."
Dänemarks Topteams in der laufenden Saison nach 21 von 26 Spieltagen sind einmal mehr Aalborg (35) und GOG (33). Der letztjährige überraschende Vizemeister Fredericia HK kämpft aktuell punktgleich mit Skanderborg-Aarhus (je 27) sowie knappem Vorsprung auf Bjerringbro-Silkeborg und Mors-Thy (je 25) um die Positionen 3-6.
Nach Abschluss der Hin- und Rückrunde startet die dänische Liga in einer Meisterrunde der Top8 (19.04.-21.05) mit je sechs Spieltagen in zwei Vierergruppen. Im Modus best-of-three kämpfen dann die jeweils beiden besten Teams in Halbfinale (25.-31.05.) und Finale (04.-11.06.) den Titel aus.
HÖJ (Holdfællesskabet Ölstykke Jyllinge) ist ein Zusammenschluss von Ölstykke Håndbold Forening (ÖHF) und JGI Håndbold (Jyllinge Gundsømagle Idrætsforening). Der Zusammenschluss der beiden Vereine erfolgte 1991 unter dem Namen Ölstykke/Jyllinge für einen Teil der Mannschaften und Jyllinge/Ölstykke für einen weiteren Teil. 1994 erfolgte dann die Umbenennung in HØJ. Größte sportliche Erfolge bei den Männern sind bislang die beiden Aufstiege in die zweitklassige 1. Division 2011 und 2013.
Bei den Frauen nahm die sportliche Entwicklung ebenfalls Fahrt auf: Nach dem Aufstieg in die 1. Division 2023 steht nun nach 18 von 22 Spieltagen der direkte Aufstieg in die Handball-Liga fest. 33 Zähler holte das Team, hat damit schon neun Zähler Vorsprung auf Verfolger Holstebro Handbold (24). Mit der Schwedin Clara Monti Danielsson (Buducnost Podgorica) konnte HÖJ dabei auch bei den Frauen einen Transfercoup landen.
chs