07.08.2024, 11:53
"Wir wollen näher ran"
Durchwachsene Bilanz, starkes Finish: Deutschlands Handballerinnen verlassen die olympische Bühne mit gemischten Gefühlen. Die erträumte Medaille blieb aus, das Viertelfinal-Aus spiegelt die momentanen Kräfteverhältnisse gut wider.
Zwischenzeitlich waren die deutschen Handballerinnen nah dran die Sensation gegen Frankreich zu schaffen, am Ende sollte es den DHB-Frauen dennoch nicht gelingen. "Es ist traurig, dass unser Traum vorbei ist", sagte Bundestrainer Markus Gaugisch, "ich bin jetzt erst mal enttäuscht, dass wir ausgeschieden sind."
Ebenso wie der Bundestrainer konnte Julia Maidhof ihre Enttäuschung nach dem Viertelfinal-Aus nicht verbergen. "Erst einmal überwiegt die Enttäuschung, weil wir heute alle etwas Großes vorhatten", so Linkshänderin im Interview mit handball-world. "Natürlich hatten wir ein anderes Ziel, deswegen ist es jetzt hart, aber in ein paar Wochen kommt der Stolz dazu."
Statt wie erhofft erstmals seit 1992 wieder um die Medaillen zu spielen, endete das Olympia-Comeback nach 16 Jahren vorzeitig im Viertelfinale. "Es war ein großer Traum von uns allen, hier alles auf der Platte zu lassen, um das Wunder, und es ist ein Wunder, wenn du Frankreich in Frankreich schlägst, zu schaffen", sagte Gaugisch. Am Ende hätten aber "Kleinigkeiten gefehlt", die den Unterschied zu den übermächtigen Französinnen ausmachten.
Frankreich war mit großer Fanunterstützung im Viertelfinale angetreten. Vor einer Rekordkulisse spielte sich der Gastgeber ins Halbfinale. "Die Atmosphäre war der Wahnsinn", sagte Deutschlands Annika Lott, während Linkshänderin Julia Maidhof vom "Stolz, so ein Spiel spielen zu dürfen" sprach. Sie betonte: "Es ist mega, dass wir diese Chance hatte und dass der Frauenhandball es schafft, diesen Rekord aufzustellen."
"Wir wollten die Großen schlagen, das haben wir nicht geschafft", bilanzierte Bundestrainer Markus Gaugisch, bevor das Team sich auf die Rückreise machte. Kapitänin Emily Bölk sprach von einer "absoluten Rollercoaster-Fahrt für uns, was die Performance angeht". Fünf Niederlagen in sechs Spielen waren es am Ende, die DHB-Auswahl belegte bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme seit 2008 Platz acht von zwölf Mannschaften.
"Wir haben viermal gegen die Top Vier verloren", sagte Gaugisch. Dänemark, Schweden, Norwegen und Frankreich, alle deutsche Olympia-Gegner, alle im Halbfinale, hätten weiterhin einen gewissen Vorsprung. "Wir wollen näher ran an die. Noch sind wir es nicht", so der Coach. Man müsse an den "Basic-Sachen", an "Kleinigkeiten" arbeiten, einfache Fehler abstellen, die Konzentration hochhalten.
Die nächsten Gelegenheiten kommen schnell. Ende des Jahres steigt die Europameisterschaft in Ungarn, Österreich und der Schweiz, im Herbst 2025 findet dann die Heim-WM statt. Und als Fernziel träumen Bölk und Co. bereits von den Olympischen Spielen 2028. Mit Blick auf die kommenden Monate und Jahre gilt es, laut Gaugisch, weiter hart zu arbeiten: "Ich gebe es nicht auf."
SID cs th wt - red