vor 10 Stunden
"Es gibt keine Nostalgie"
Mit den Olympischen Spielen endete die Handball-Karriere von Nikola Karabatic nach über 20 Jahren. Nun spricht der 40-Jährige über seine aktuelle Gefühlslage und blickt auf seine Karriere zurück.
26 der 27 letzten Großereignisse hat Nikolai Karabatic für die französische Nationalmannschaft absolviert. Im Sommer war dann allerdings Schluss: Mit dem Viertelfinalaus bei den Olympischen Spielen in einem dramatischen Krimi gegen Deutschland trat das vorher angekündigte Karriereende in Kraft.
"Ich fühle mich großartig! Ich habe mich darauf gefreut, das Leben mit einer anderen Herangehensweise an den Handball zu entdecken, ohne auf dem Spielfeld zu stehen. Ich war gut darauf vorbereitet, also nehme ich es gelassen. Es gibt keine Nostalgie, nur die Freude am Fernsehen oder auf der Tribüne", erzählt Nikola Karabatic nun im Interview mit La Gazette de Monaco.
Auch wenn er selbst nicht mehr aktiv spielt, verfolgt er den Handball noch regelmäßig: "Ich genieße es, als informierter Zuschauer dabei zu sein. Ich habe immer noch viele Freunde auf dem Spielfeld und mein Bruder spielt auch noch, also habe ich eine Verbindung zum Geschehen. Ich erlebe diese Emotionen anders, mit etwas weniger Stress und das ist auch nicht schlecht", so der dreifache Welthandballer.
Sein Karriereende hatte Karabatic zuvor schon früh angekündigt: "Während meiner letzten drei Saisons habe ich mir die Zeit genommen, meine körperliche Verfassung und meine Motivation zu überprüfen. Das führte zu dieser letzten Saison, als ich mich meinem 40. Geburtstag näherte. Ich habe mich körperlich und geistig gut gefühlt, aber all diese kleinen Anzeichen haben mir diese Entscheidung diktiert, und ich denke, es war der richtige Moment", erläutert der Weltklasse-Rückraumspieler.
"Ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe! Ich habe keine Macht über den Einfluss, den ich hatte und die Spuren, die ich hinterlassen habe. Sicher ist, dass ich während meiner gesamten Karriere immer versucht habe, über mich hinauszuwachsen, indem ich mein Herz und meine Seele in Projekte gesteckt habe, um die Höhepunkte meines Sports zu erreichen und sie zu übertreffen. Zu wissen, dass ich durch meine Leistungen andere inspiriert habe, ist das Sahnehäubchen auf meiner Karriere und fast so schön wie all die Titel, die ich gewonnen habe", blickt Karabatic auf seine lange Handball-Karriere und sein Vermächtnis zurück.
Und was macht der 40-Jährige nun? "Zunächst einmal wollte ich eine Pause einlegen und ein Gleichgewicht zwischen meinem Familienleben und den Anforderungen der Außenwelt finden, denn ich wollte die Kontrolle über meine eigene Agenda haben", hat sich Karabatic erstmal von der Dauerbelastung als Profisportler erholt.
"Außerdem wollte ich alles, was ich gelernt habe, weitergeben: nicht als Trainer, sondern durch Bücher, die Kurse für Kinder, die wir zusammen mit meinem Bruder ins Leben gerufen haben und auch durch unseren Stiftungsfonds, der auf Jugend, Sport und Umwelt ausgerichtet ist. Mit dieser Struktur statten wir Amateurvereine aus, schicken benachteiligte Kinder zu Trainingskursen und haben den Boden einer Halle renoviert. Ich habe auch die Parallelen zwischen dem Sport und der Unternehmenswelt entdeckt, für die ich manchmal Vorträge halte und berate", gibt der Franzose einen Einblick.
Und er ist mit seinen Projekten noch längst nicht am Ende: "Einige Medien haben sich an mich gewandt und ich muss noch darüber nachdenken, aber die Idee ist, dass ich mir ein Jahr Zeit lasse, um mir die Türen für verschiedene Projekte offen zu halten, die mich ansprechen könnten."
kli