08.12.2023, 13:00
Karriere-Ende im Sommer:
Uwe Gensheimer beendet seine Handball-Karriere im nächsten Sommer und wird sich auf eine neue Rolle vorbereiten, er wird Sportlicher Leiter bei den Rhein-Neckar Löwen. Entsprechende Spekulationen wurden heute von Spieler und Verein auf einer Pressekonferenz bestätigt.
Aktuell legt Uwe Gensheimer den Fokus auf die Rehabilitation nach schwerer Knieverletzung. Nach eigenen Angaben laufe die Reha wie geplant, einen Zeitpunkt für ein Comeback wollte der Linksaußen bei der Pressekonferenz allerdings nicht nennen. Allerdings hofft der 37-Jährige auf eine Rückkehr auf die Platte noch in dieser Saison.
Danach, so ist es der gemeinsame Plan von Spieler und Rhein-Neckar Löwen, soll Uwe Gensheimer bereit gemacht werden für die Funktion als Sportlicher Leiter. Diese Position hatte zuletzt Oliver Roggisch inne, der 2021 dann aber ein verändertes Aufgabengebiet als Sportkoordinator sowie im Vertrieb und bei den Wirtschaftslöwen übernahm. Die Aufgaben des vakanten Sportlichen Leiters teilte sich Roggisch in der Folge mit Geschäftsführerin Jennifer Kettemann und Cheftrainer Sebastian Hinze.
"Dass Uwe den Löwen nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn erhalten bleibt, ist eine sehr gute Nachricht. Er ist eine Vereinslegende - wegen seiner zahlreichen sportlichen Verdienste genauso wie wegen seiner unvergleichlichen Persönlichkeit. Er verkörpert die Rhein-Neckar Löwen wie kaum ein anderer. Jetzt wollen wir ihn auf dem Weg dahin begleiten, dass er der Sportliche Leiter wird, den die Rhein-Neckar Löwen für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft brauchen", erklärte Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann.
Als gebürtiger Mannheimer wechselte Uwe Gensheimer im Alter von 16 Jahren von seinem Heimatklub TV Friedrichsfeld zu den Rhein-Neckar Löwen, die in den vergangenen 20 Jahren - mit einer dreijährigen Unterbrechung in Paris - seine neue sportliche Heimat geworden und geblieben sind. "Die Löwen sind mein Verein. Hier bin ich nicht nur sportlich zuhause, sondern habe viele Freunde fürs Leben gefunden. Jetzt die Möglichkeit zu bekommen, hier meine ersten Schritte in neuer, verantwortungsvoller Position zu machen, bedeutet mir unheimlich viel und erfüllt mich mit Stolz", so Uwe Gensheimer.
Für Gensheimer sei die Entscheidung seine Karriere zu beenden "ein Prozess der letzten Jahre und Monate gewesen". Eine Rolle hätten dabei auch die verletzungsbedingten Rückschläge der letzten Wochen und Monate gespielt, die den Ex-Nationalspieler daran hinderten auf "dem Niveau und Rhythmus zu spielen, wie ich mir das gewünscht habe".
Auf Linksaußen haben die Rhein-Neckar Löwen neben Uwe Gensheimer derzeit mit Lion Zacharias und David Moré zudem zwei interessante Talente unter Vertrag: Der Kontrakt des 19-jährigen Moré läuft bis 2025, der des ein Jahr älteren Zacharias endet hingegen aktuell im Sommer. Als Gensheimer-Nachfolger war unter der Woche zudem mit Tim Nothdurft ein Nationalspieler präsentiert worden.
Uwe Gensheimer sprach bei der Pressekonferenz von einem "emotional traurigem Tag", aber er freue sich auf seine neue Rolle bei den Rhein-Neckar Löwen. Gensheimer soll im Rahmen des letzten Heimspiels der Saison 2023/24 der Handball-Bundesliga gegen den SC Magdeburg verabschiedet werden. Zu den 434 Spielen in der Handball-Bundesliga und den 2.434 Toren sollen zuvor noch weitere hinzukommen. Und ein Abschiedsspiel ist ebenfalls für einen späteren Zeitpunkt angedacht.
"Die Rhein-Neckar Löwen sind mein Herzensverein", hatte Uwe Gensheimer bei seiner letzten Vertragsverlängerung im Dezember 2021 erklärt. Der gebürtige Mannheimer trug erstmals ab 2003 Trikot der Rhein-Neckar Löwen, nachdem der Linksaußen von seinem ersten Club TV 1892 Friedrichsfeld zum Löwen-Vorgänger SG Kronau/Östringen gewechselt war.
Im Sommer 2016 folgte nach 13 Jahren der Abschied aus Mannheim und der Wechsel nach Frankreich zu Paris Saint-Germain. Auch dort konnte Gensheimer Erfolge feiern, unter anderem holte er mit dem starbesetzten Team dreimal in Folge die französische Meisterschaft sowie den Ligapokal. Der große Wurf in der Champions League blieb ihm allerdings verwehrt.
Nach drei Jahren kehrte er aus Frankreich zurück und konnte im April 2022 dann auch endlich den Gewinn des DHB-Pokals mit den Löwen feiern. "Da ist so viel abgefallen", erklärte Uwe Gensheimer, der beim ersten Pokalsieg der Löwen 2018 bei PSG unter Vertrag stand.
Für Gensheimer war es der erste Triumph im elften Anlauf. In 17 Jahren im Löwen-Trikot wurde er Handballer des Jahres, Torschützenkönig der Handball-Bundesliga, EHF-Cup-Sieger, Deutscher Meister, Kapitän und Rekord-Torschütze der Handball-Nationalmannschaft.
Neben dem Löwen-Trikot trug er lange Jahre auch das Jersey des Deutschen Handballbundes: Uwe Gensheimer durchlief die Nachwuchs-Nationalmannschaften des DHB. Herausragende Stationen waren 2006 der Gewinn der U20-Europameisterschaft mit DHB-Trainer Martin Heuberger und im Jahr darauf Silber bei der U21-WM.
Der Sprung in der A-Nationalmannschaft folgte im Jahr 2005 gegen Slowenien, sein Debüt auf der internationalen Bühne 2010 bei der Handball-Europameisterschaft in Österreich. 2014 folgte der nächste Meilenstein: Gensheimer wurde zum Kapitän des DHB-Teams ernannt.
Beim größten Erfolg der deutschen Nationalmannschaft der letzten Jahre war der damalige Kapitän allerdings nicht dabei: Den Gewinn der Europameisterschaft 2016 verpasste er aufgrund einer Verletzung. Im Sommer 2016 holte er jedoch Olympia-Bronze mit der deutschen Auswahl.
Insgesamt absolvierte Gensheimer 204 Länderspiele und erzielte dabei 921 Tore, bevor er nach den Olympischen Spielen 2021 seinen Rücktritt aus dem DHB-Team erklärte. "Ich blicke mit Stolz und Dankbarkeit auf eine lange Zeit beim Deutschen Handballbund zurück und werde die damit verbundenen Erlebnisse niemals vergessen", so Gensheimer nach dem Turnier in Tokio.
"Nationalspieler zu werden, war ein Kindheitstraum. Den Adler auf der Brust zu tragen und Kapitän der Nationalmannschaft zu sein, war für mich immer eine riesige Ehre", blickte Uwe Gensheimer in einer Pressemitteilung der Löwen zu seinem Rücktritt auf seine Karriere in der Nationalmannschaft zurück.
"Schon vor den Olympischen Spielen stand mein Entschluss fest, dass dies mein letztes Turnier sein wird. Mir war immer wichtig, meinen Abschied aus der Nationalmannschaft selbst bestimmen zu können und nicht einfach aussortiert zu werden", meinte Uwe Gensheimer vor gut zwei Jahren. Auch bei den Rhein-Neckar Löwen hat er sein Karriereende nun selbst bestimmt.
red, PM RNL