13.02.2025, 06:00
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
Die Vertragsverlängerung von Mathias Gidsel ist ein starkes Signal für die Liga, den deutschen Handball und natürlich für die Füchse Berlin - gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung. Denn sie haben dem Welthandballer ein "Versprechen" gegeben.
Eine Kolumne von Daniel Duhr
Dass Mathias Gidsel seinen Vertrag vorzeitig bis 2029 bei den Füchsen Berlin verlängert, ist nicht nur ein Triumph für den Verein und die Bundesliga - es ist vor allem auch ein starkes Signal an die gesamte Handball-Welt. Der Welthandballer hat sich entschieden, seine international im Abonnement vergoldete Karriere langfristig in der Hauptstadt fortzusetzen und damit auch auf Vereinsebene mit Titeln schmücken zu wollen.
Diese klare und - wenn man die Verantwortlichen um Bob Hanning und Stefan Kretzschmar und natürlich ihn selbst hört - sympathisch getroffene Entscheidung ist ein Bekenntnis. Zu seinem Verein und zu seinem dortigen Umfeld. Es ist aber vor allem auch ein Commitment auf die ihm in Berlin aufgezeigte Perspektive, die nächsten Jahre Titel gewinnen zu können.
Und das ist - parallel zur berechtigten Feierlaune der Füchse ob dieses Coups - jetzt und in Zukunft die Herausforderung. Die Berliner Führungsriege hat gezeigt, dass sie Mathias Gidsel ungeachtet der natürlichen Wechselgerüchte halten kann. Jetzt wird sie zeigen müssen, dass sie ihn auch bei Laune halten kann.
Nun könnte man meinen, Gidsel bei Laune zu halten, sei einfach. Man gibt ihm einen Ball in die Hand - Ende. Aber es geht selbstverständlich nicht nur um die reine Spielfreude, die beim dänischen Dauer-MVP reflexartig einsetzt, sobald seine linke Hand und den Ball nur noch eine Schicht Harz trennt. Es geht auch um die Freude, sich mit seiner Mannschaft im Kampf um nationale, aber auch um internationale Titel mit den Top-Teams auf Augenhöhe messen zu können.
Es geht um realistische Titelchancen in der Bundesliga und in der Champions League. Klar, ein bisschen mehr Geld wird Gidsel dem Vernehmen nach auch bekommen und sich in Berlin eine nicht mietpreisgedeckelte Wohnung leisten können. Aber vor allem will er nun Trophäen - und damit geht es um den Kader.
Der Verein muss die Mannschaft um ihn herum verbessern. Weitere hochkarätige Spieler müssen und werden folgen. Erste Gerüchte um Gidsels kongenialen Nationalmannschafts-Kollegen Simon Pytlick von der SG Flensburg-Handewitt gibt es schon jetzt.
Wer würde auch nicht gerne mit Gidsel zusammen die Gegner zum Tanz bitten, statt von ihm ausgetanzt zu werden? Gidsel traut der Berliner Chefetage zu, kadertechnisch die richtigen Entscheidungen zu treffen und seine Mannschaft zu einer der besten zu entwickeln. Natürlich traut er es ihnen zu.
Denn zu den Oberfüchsen zählt mit Stefan Kretzschmar einer der bestvernetzten und kompetentesten Sportvorstände, die der Vereinshandball hat, ausgestattet mit besten Verbindungen zu aktuellen und künftigen Topspielern.
Hinzu kommt mit Bob Hanning der Handballarchitekt schlechthin. Bob, der Baumeister, ja. Vielleicht diesmal aber sogar: Bob, der Braumeister. Denn Mathias Gidsel trotz aller Begehrlichkeiten des Spielers und vor allem auch der anderen Vereine an Berlin zu binden, mutet ein Stück weit zauberhaft an.
Vielleicht ist Bob Hanning so etwas wie der Miraculix der Hauptstadt, der aus dem einstigen Zweitligisten gegen alle Widerstände auf dem Weg nach oben eine der ersten Adressen des Welthandballs gemacht hat. Und seiner Mannschaft verabreicht er - auch, wenn er zusätzlich jetzt als italienischer Nationaltrainer beim italienischen Verband in Rom angestellt ist - den sagenumwobenen Zaubertrank.
Jetzt sieht Gidsel zwar eher wie Asterix aus, trotzdem würde ihm die Rolle des Obelix zuteil, der keinen Zaubertrank mehr trinken darf. Weil er sowieso schon übernatürliche Kräfte hat. Und alle anderen Spieler dürften ihren Zaubertrank, der sie antreibt und stärker macht, in der Vertragsverlängerung von Gidsel haben.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!