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Spielmacher verlängert bei den Füchsen Berlin
Die Handball-Karriere von Nils Lichtlein läuft nach Plan: U21-Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft, Vizemeister mit den Füchsen Berlin, DHB-Debüt bei der Heim-EM, "Nachwuchsspieler der Saison" der Handball-Bundesliga und nun nach der WM Vertragsverlängerung bei den Füchsen Berlin. Mit 'Bock auf Handball' sprach der Ausnahmekönner im Rückaum über die Anfänge sowie die Höhen und Tiefen seiner jungen Karriere.
Auszüge des Textes stammen aus der 11. Ausgabe von Bock auf Handball. Die 18. Ausgabe des Handball-Magazins ist in Kürze im Zeitschriftenhandel und kann bereits jetzt versandkostenfrei vorbestellt werden erhältlich - frühere Ausgaben gibt es im Online-Shop.
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Next generation: Bei der Handball-EM im Januar rückte Nils Lichtlein gegen Nordmazedonien für Kai Häfner in den Kader und erzielte bei seinem EM-Debüt auch gleich sein erstes Tor. Weitere Länderspiele folgten, auch wenn Alfred Gislason bei Olympia auf den Spieler der Füchse Berlin verzichtete.
Bei der WM war Lichtlein wieder im Kader. Seine Klasse im DHB-Trikot zeigte der Spielmacher zuvor bereits bei der U21-Weltmeisterschaft im eigenen Land. Dort wurde Lichtlein beim deutschen Triumph in Berlin zum besten Spieler des Turniers gewählt.
Auch nach seinem EM-Debüt im Januar ging der Höhenflug des jungen Rückraumspielers weiter. In der Handball-Bundesliga beendete der 21-Jährige mit den Füchsen Berlin die letzte Saison auf dem zweiten Platz. Aufgrund seiner Leistungen wurde Lichtlein als "Nachwuchsspieler der Saison" ausgezeichnet.
In der aktuellen Spielzeit kämpft er mit den Füchsen Berlin erneut um die Meisterschaft, spielt zudem in der Handball Champions League - und verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis 2028. "Nils‘ Spielidee und Spielwitz sind für das Angriffsspiel der Füchse Berlin unverzichtbar", erklärte Bob Hanning dabei.
Zuallererst freue ich mich natürlich über den riesigen Vertrauensbeweis, den ich dadurch vom Verein bekommen habe. Dass ich weiter hier in Berlin, in der Heimat, in der ich groß geworden bin, spielen darf, macht mich sehr glücklich. Ich hoffe, dass unser Trend der letzten Jahre weiter immer nach oben geht und wir gemeinsam Erfolg haben können", so Nils Lichtlein, der die nächsten Kapitel in der Hauptstadt plant. Ein Blick auf die bisherigen.
"Ich habe mich natürlich gefreut", erklärte Nils Lichtlein nach seiner Berufung in den 35er-Kader von Deutschland für die Handball-EM 2024 bei Dyn. Lichtlein schaffte den Sprung in das EM-Aufgebot von Bundestrainer Alfred Gislason, für den Neffen von Carsten Lichtlein war es das zweite Turnier in Deutschland binnen gut sechs Monaten. Mit den Olympischen Spielen in Paris könnte das dritte große Turnier binnen einen Jahres folgen.
Nach der Junioren-WM, bei der er nicht nur mit dem DHB-Team den Titel feierte, sondern auch als MVP des Turniers ausgezeichnet wurde, hatte Nils Lichtlein im vergangenen Sommer im Gespräch mit dem Magazin Bock auf Handball betont, dass er sich erst etablieren müsse. Bei den Füchsen Berlin ist er auf dem besten Wege, ist längst fester Bestandteil des Teams - und führte dieses zuletzt sogar erstmals als Kapitän auf das Parkett.
"Der Junge ist etwas Besonderes", hatte Berlins Geschäftsführer Bob Hanning früh über seinen Schützling gesagt und angefügt: "Durch kluge Zeit- und Raum-Entscheidungen hat er seiner Mannschaft und dem Gegner das Gefühl vermittelt, dass er eine Sekunde in der Zukunft spielt." Konsequenz: Der Vertrag mit Lichtlein wurde bis 2026 verlängert.
Mit Andy Schmid urteilte einer der prägendsten Spielmacher der Handball Bundesliga im Rahmen einer TV-Übertragung eines Füchse-Spiels bei Dyn: "Er entscheidet jede Situation richtig".
Mutige Schritte und auch das Kämpferherz angesichts mehrerer Verletzungen finden sich auch in der noch jungen Karriere von Nils Lichtlein, der aus einer sehr sportlichen Familie stammt: Nicht nur der allen Handball-Fans bestens bekannte Onkel Carsten Lichtlein war und ist sportlich erfolgreich, der Vater von Nils Lichtlein hat beim FC Bayern München in der Jugend Fußball gespielt.
Fußball ist für Nils Lichtlein allerdings kein Thema, auch seines Onkels wegen. "Ich habe früher erst Fußball gespielt, dann habe ich aber meinen Onkel im Fernsehen gesehen", erzählt Nils Lichtlein. "Egal ob jetzt bei der WM 2007 oder danach. Ich habe dann angefangen, einfach so Bälle im Wohnzimmer herumzuwerfen."
Und das mit Erfolg: Erst in der Jugend des ESV 1927 Regensburg und dann ab 2016 in Berlin - wo er als 14-Jähriger aber vor allem das Internat und den Bahnhof für die Fahrten in die Heimat kennenlernte. Und, sportliche Erfolge feierte: Meisterschaften im Nachwuchs, im März 2021 sein Debüt in der Handball Bundesliga bei den Füchsen und zuletzt der Gewinn der Junioren-WM.
Dazwischen aber lag der erste große Rückschlag: Nach einer schweren Sprunggelenksverletzung im November 2021 bangte Nils Lichtlein um den Fortbestand seiner jungen Karriere. Ohne Gegnereinwirkung war er ein weiteres Mal umgeknickt, und dieses Mal hatte es ihn schwer getroffen - insgesamt neun Monate fiel er aus. Der Rückraumspieler kämpfte sich zurück, im Kopf aber war die Sorge vor einer erneuten Verletzung.
Auch durch eine entsprechende Bandage ist die Sicherheit aber zurück, der Kopf auch auf dem Parkett wieder frei für den Handball. Der Kopf ist im Handball insbesondere für den Spielmacher zentral, vielleicht interessiert sich Nils Lichtlein auch deswegen für psychologische Prozesse. Schon während der Junioren-WM unterhielt er sich einige Male mit Team-Psychologe Markus Flemming über solche Themen. Mittlerweile eignet er sich durch Bücher weiteres Wissen an.
"Spätestens seit 'The Last Dance' ist Michael Jordan wohl wirklich in den Köpfen von allen Sportlern vertreten", berichtet Nils Lichtlein von Vorbildern: "Ich wünsche mir, es gäbe eine ähnliche Dokumentation über Kobe Bryant, quasi ein 'The Last Dance 2' mit ihm. Er muss ein ähnlich krasses Mentalitätsmonster wie Michael Jordan gewesen sein. Gegenwärtig wäre vielleicht noch LeBron James vergleichbar. Aber ich glaube, er ist deutlich motivierender als die beiden anderen davor, die ihrerseits sehr fordernd gegenüber ihren Mitspielern waren."
Die Ideen aus seinem Kopf und seine daraus resultierenden Bewegungen waren unterdessen bei der Junioren-Weltmeisterschaft für die gegnerischen Deckungsreihen dann oftmals eine unlösbare Aufgabe: Der Spielmacher zog im deutschen Rückraum geschickt die Fäden, sorgte aber auch immer wieder selbst für Torgefahr.
Der Titelgewinn in der heimischen Halle in Berlin und die Wahl zum wertvollsten Spieler des Turniers waren die Folge. Für den Rückraumspieler war das Nachwuchs-Turnier ein großer Schritt. "Das hat mir sehr geholfen, selber an mich zu glauben", berichtet Nils Lichtlein.
Einen Stammplatz bei den Füchsen oder die Nominierung von Alfred Gislason erwartete er deshalb aber nicht. "Ich habe in der vergangenen Saison nicht unbedingt meine Leistung wie bei der WM zeigen können. Daher würde ich sagen, muss ich mich erst mal etablieren", so Nils Lichtlein im Sommer über den nächsten Schritt seiner Karriere.
Step by Step will er den Schritt ins Nationalteam schaffen, in die Fußstapfen seiner Mannschaftskollegen Paul Drux und Fabian Wiede treten. Mit Mathias Gidsel hat er dabei zudem einen der weltbesten Rückraumspieler als Lehrmeister, von dem er sich im Training viel abschauen kann. Und an dessen Seite er in dieser Saison die nächsten Schritte machte.
Seine eigenen Stärken und Schwächen sind Nils Lichtlein dabei bewusst: Im Eins gegen Eins habe er aufgrund seiner Größe und Schnelligkeit Vorteile, im Schlagwurf müsse er dagegen aktiver werden und mehr Tore erzielen. Und für die Deckung will der 1,83m große Spielmacher noch zulegen, wie er vor einigen Monaten berichtete.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Gut 5 Kilo sollen zu den im Sommer gewogenen 84 Kilo hinzukommen: "Mit meinem aktuellen Gewicht kann ich mich zumindest im Angriff so einigermaßen durchsetzen. Aber ich möchte gerne irgendwann auch vernünftig in der Abwehr spielen, da könnten ein paar Kilogramm Muskelmasse nicht schaden."
"Ich durfte meine ersten Schritte als Profi hier bei den Füchsen Berlin gehen und freue mich umso mehr, auch in den kommenden Jahren hier zu spielen. Danke an den Verein und die Verantwortlichen für das Vertrauen, das ich bestmöglich zurückzahlen möchte. Ich fühle mich im Team und in der Stadt sehr wohl und habe mit den Füchsen noch viel vor", erklärte Nils Lichtlein bei seiner Verlängerung. Und die Füchse haben viel mit Nils Lichtlein vor. Bob Hanning sagt: "Mein Wunsch ist es, dass er sich für viele Jahre zum Gesicht der Füchse Berlin entwickelt."
Bob Hanning hat zudem nach Drux The King sein zweites Rennpferd übrigens Nils The King benannt. "Amüsant", findet dies Nils Lichtlein und fügt an: "Ich hoffe, dass mein Pferd etwas länger durchhalten wird als das Pferd von Paul Drux, das nach seiner Sehnenverletzung keine Rennen mehr läuft, dafür aber jetzt seinen Ruhestand genießt. Das große Ziel muss es natürlich sein, dass Nils the King mehr Preisgeld einfährt als Drux the King."
Weniger das Preisgeld als die Titel sind unterdessen die Motivation für Nils Lichtlein. Sein namhafter Onkel glaubte bereits vor dem Länderspiel-Debüt und der Nominierung für die Heim-EM an die große Karriere: "Er hat dieses Know-how im Handball, das es braucht, um ein ganz Großer zu werden", lobt Carsten Lichtlein seinen Neffen.
"Ich habe ihn bei der U21-Nationalmannschaft erlebt. Die Kombination aus seinem Eins-gegen-eins und dem Auge für die Mitspieler unterscheidet ihn von anderen." Früher habe Nils Lichtlein auf ihn geschaut, nun verfolgt der Onkel die Karriere seines Neffen ganz genau. Man tausche sich regelmäßig aus.
Der bekannte Onkel, der ihm zum Handball brachte, war in den ersten Jahren für Nils Lichtlein aufgrund der ständigen Vergleiche übrigens eher ein Fluch. Doch das hat sich geändert. "Mittlerweile ist es eher Segen", sagt die Nachwuchshoffnung.
Auch, weil Carsten Lichtlein seinem Neffen so viel von sich selbst und damit über den Profihandball erzählen kann. Mit dieser Erfahrung war Carsten Lichtlein neben Martin Heuberger und Klaus-Dieter Petersen auch bei der Junioren-WM als Torwarttrainer des DHB-Teams hautnah beim Titelgewinn bei - jubelte gemeinsam mit seinem Neffen.
Nils Lichtlein hat sich mit seinen Fähigkeiten in der Hinserie in der Bundesliga weiter etabliert. Privat sei er übrigens weniger strukturiert, berichtete der Taktgeber der DHB-Junioren in der 11. Ausgabe von 'Bock auf Handball' mit einem Lacheln und erläutert: "Ich habe immer eine gewisse Grundordnung, dass es nicht wie Chaos aussieht."
Auszüge des Textes stammen aus der 11. Ausgabe von Bock auf Handball. Die 18. Ausgabe des Handball-Magazins ist in Kürze im Zeitschriftenhandel und kann bereits jetzt versandkostenfrei vorbestellt werden erhältlich - frühere Ausgaben gibt es im Online-Shop.
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Bock auf Handball hat für seine neue Ausgabe neben Jim Gottfridsson und Roberto Garcia Parrondo auch Julius Kühn in seinem neuen Zuhause im Schwabenländle und Michael Kraus in seinem Gym in Göppingen besucht. Zudem gibt Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert private Einblicke in seine Gefühlswelten, THW-Shooter Emil Madsen erzählt, was für ihn den Handball ausmacht - nur einige der interessanten Geschichten. Und nicht zuletzt gibt es exklusive Einblicke von der Handball-WM 2025.
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Nils Bastek, Sascha Klahn, Bock auf Handball, cie