24.02.2024, 13:25
SCM-Profi trifft aus allen Lagen
Tim Hornke sorgt mit starken Leistungen nach der Handball-EM für Furore. Mit dieser Performance macht er Werbung für eine Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft, die mit dem Quali-Turnier für Olympia eine richtungsweisende Herausforderung vor sich hat.
"SCM-Rechtsaußen Hornke ein Muss für den DHB" - so titelte die Magdeburger Volksstimme in dieser Woche mit Blick auf Tim Hornke und die bevorstehenden Nominierung für die Handball Nationalmannschaft.
Damit hob die Zeitung die starke Leistung des Rechtsaußen vom SC Magdeburg, der mit ordentlich Elan aus der Winterpause gekommen ist, empor. Das DHB-Team ist in wenigen Wochen in der Qualifikation für Olympia gefordert, es geht um das Ticket nach Paris.
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In den sechs Spielen seit dem Ende der Europameisterschaft befindet sich Tim Hornke, den viele SCM-Fans bereits bei der Handball-EM im eigenen Land gern im DHB-Kader gesehen hätten, in absoluter Torlaune: Bei 46 Würfen netzte er 38-mal - eine herausragende Quote von 82,6 Prozent!
Diese Leistung honoriert auch sein Trainer Bennet Wiegert. Während er in der Hinrunde noch fleißig auf der Rechtsaußen-Position gewechselt hat, spielt nun fast ausschließlich Tim Hornke auf dem Flügel des SC Magdeburg. Daniel Pettersson bleibt nur der Platz auf der Bank.
Doch damit nicht genug: Tim Hornke stellt mit seinen Leistungen auch die nationale Konkurrenz in den Schatten, empfiehlt sich für die bevorstehenden Aufgaben in der Handball-Nationalmannschaft.
Timo Kastening kommt in vier Partien für die MT Melsungen im Kalenderjahr 2024 nur auf 8 Treffer bei 15 Versuchen. Lukas Zerbe hat einmal mehr getroffen bisher, weist jedoch mit 90 Prozent eine besonders starke Wurfquote auf.
Beim Blick auf die Saisonstatistik sieht es jedoch wieder anders aus. So verwandelt der SCM-Profi 76,39 Prozent seiner Würfe - nur Tobias Reichmann (77,78 Prozent) war in den zwei Spielen bei den Rhein-Neckar Löwen aus deutscher Sicht noch besser. Der zurzeit verletzte Patrick Groetzki (72,73%), Kastening (75%) und Zerbe (73,17%) liegen hinter Tim Hornke.
Genau die Treffsicherheit, wie sie derzeit Tim Hornke und Lukas Zerbe zeigen, ging der deutschen Nationalmannschaft bei der vergangenen Handball-EM ab: Nur 6 von 13 Würfen wurden bei der Europameisterschaft im Januar von der Rechtsaußen-Position verwandelt.
Selbst ohne die Würfe von Christoph Steinert, der eigentlich gelernter Halbspieler ist, kamen Zerbe und Kastening nur auf vier Tore bei acht Versuchen - mit fünfzig Prozent von Außen zu wenig für die höchsten Ansprüche.
Neben den Treffern von der angestammten Außenbahn im Positionsangriff erzielen die Flügelspieler im Handball zudem immer wieder Tore aus dem Gegenstoß oder von der Siebenmeterlinie - auch hier war die Chancenverwertung bei der EM aber nicht optimal.
Bundestrainer Alfred Gislason entschied sich allerdings durch den Einsatz von Christoph Steinert für eine defensivstarke Variante, der eigentlich im Rückraum beheimatete Akteur kann in der Deckung auf der Halbposition verteidigen - und so einen Spezialistenwechsel vermeiden. Ein taktischer Schachzug, der mit Blick auf die Qualifikation und insbesondere auf den beim Olympia-Turnier verkleinerten Kader wichtig sein kann.
Für Tim Hornke, der im erweiterten Kader für die Heim-EM stand, spricht zudem die europäische Erfahrung. Er misst sich seit anderthalb Jahren in der Champions League mit den Top-Stars und lässt regelmäßig seine Qualitäten aufblitzen.
Dabei bewies er im vergangenen Juni Nerven aus Stahl, als er im Siebenmeterwerfen beim Final4 in Köln gegen den FC Barcelona Verantwortung übernahm und als erster Schütze direkt netzte.
Genau diese Erfahrungen sammeln weder Kastening noch Zerbe im Verein. Lukas Zerbe spielte in den vergangenen zwei Spielzeiten zwar mit seinem Team in der European League, aber Lemgo ist nicht mehr ein Daueranwärter für das europäische Geschäft. Das wird sich erst mit seinem Wechsel zum THW Kiel im Sommer ändern.
Timo Kastening hat hingegen zuletzt mit Melsungen 2020/2021 in Europa gespielt. Einzig Groetzki weist ähnlich viel internationale Erfahrung mit den Rhein-Neckar Löwen auf wie sein Kontrahent aus Magdeburg - beide haben zudem viele Einsätze bei Großereignissen mit dem Nationalteam auf der Habenseite.
Setzt Bundestrainer Alfred Gislason auf diese Erfahrung und bewährte Kräfte oder angesichts der Formstärke von Tim Hornke auf den Außen des SC Magdeburg bei der bevorstehenden Qualifikation für die Olympischen Spiele? Die Antwort wird die Nominierung liefern.
Sebastian Mühlenhof