03.04.2024, 17:45
Kommentar zum Karriereende von Dänemarks Welthandballer
Einer der Größten verlässt die große Handballbühne: Das Karriereende von Mikkel Hansen musste irgendwann kommen. Die Welthandballer gewordene Mischung aus Jesus und Björn Borg macht also Schluss. Und doch will man es einfach nicht wahrhaben…
Ein Kommentar von Daniel Duhr
Für einen Aprilscherz kommt die Nachricht leider ein paar Tage zu spät. Und auch, wenn es keine große Überraschung ist - die Meldung, dass Dänemarks Rückraum-Star Mikkel Hansen im Sommer seine Karriere beendet, ist ein Paukenschlag. Mitten in die hyggelige dänische Mittagspause hinein verkündete der 36-Jährige seinen Abschied von der großen Handballbühne. Mikkel Hansen, die Welthandballer gewordene Mischung aus Jesus und Björn Borg, der wahlweise an seinem Stirnband und seiner Rockstar-Mähne oder seinen kompromisslosen Würfen und seinen fantasievollen, fantastischen Anspielen in jeder Halle der Welt sofort zu erkennen ist, hört auf. Nach den Olympischen Spielen in Frankreich ist Schluss.
Das Karriereende Hansens hatte sich bereits leise angekündigt. Gesundheitliche Probleme machten ihm in den vergangenen Jahren immer wieder zu schaffen. Erst eine langwierige Knieverletzung inklusive OP, dann eine Lungenembolie und 2023 eine mehrmonatige Zwangspause wegen massiver Stresssymptome - Körper und Kopf mussten den kraftraubenden Jahren auf absolutem Top-Niveau Tribut zollen. Und auch sein Wechsel vom alles überstrahlenden Klub Paris St. Germain zurück in die Heimat nach Aalborg wirkte mitunter wie ein leiser Abschied auf Raten. Dazu noch eine aktuelle Verletzung an der Leiste. Und trotzdem: Wenn dann der Rücktritt verkündet wird, will man es als Handballfan nicht wahrhaben. Zumal mit Nikola Karabatic ein weiterer, absoluter Topstar im Sommer Adieu sagt.
Mikkel Hansen hat als Gesamtpaket, hat als Spieler und als Typ ein neues Level unter den Handballstars begründet. Olympiasieger, dreimal Welthandballer, Serien-Weltmeister und Europameister. Er war der erste Superstar, hat als erster Handballer über 500.000 Euro im Jahr bekommen und vermutlich auch verdient und ist nicht nur abseits der Platte ein Kunstliebhaber, sondern auch auf der Platte ein Handballkünstler. Kaum einer pflastert die Bälle so ansatzlos in die Maschen. Und keiner setzt seine Mitspieler mit so überlegten, überharten und überaus guten Anspielen in Szene. Gut möglich, dass selbst seine Mitspieler manchmal zittern, wenn einer dieser Stemmwurf-Pässe wie eine Rakete auf sie zugeflogen kommt. Ganz sicher aber zittern regelmäßig seine Gegner. Denn Zeit seines Handballerlebens hat Hansen Spiele diktiert, dominiert und entschieden - in aller Regel zu seinen Gunsten.
Wenn Mikkel Hansen nach dieser Saison aufhört, ist das ein enormer Verlust für den Handball. Natürlich ist in der Starfabrik Dänemark schon längst der nächste Welthandballer vom Band in die Halle gelaufen: Mathias Gidsel, der Berliner Fuchs, der mit seinem Lächeln und seiner Leichtigkeit auf dem Feld die Sportart Handball einfacher als eine Runde Mau-Mau aussehen lässt. Und der Dänemark viele weitere Titel bringen wird. Ob er es aber irgendwann in eine Reihe mit Hansen und Karabatic schafft, wird die Zeit zeigen, wird er selbst zeigen.
Jesus Hansen bleibt davon unberührt über sein Karriereende hinaus allgegenwärtig. Auch, wenn er seine Handballlatschen im Sommer an den Nagel hängt und seinen heiligen Wurfarm fortan in Enthaltsamkeit übt.
Daniel Duhr