07.03.2025, 15:45
Knoten ist geplatzt
Potsdams Handballer bleiben stark abstiegsbedroht. Daran ändert auch der historische Bundesliga-Sieg nichts. Der Knoten platzt aber zum richtigen Zeitpunkt vor zwei wegweisenden Duellen.
Potsdams Handballer feierten, als hätten sie soeben die Meisterschaft gewonnen. Ziehvater Bob Hanning fiel Trainer Emir Kurtagic nach dem historischen ersten Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte in die Arme. Die Spieler stürmten nach 60 Minuten purem Kampf völlig losgelöst aufs Parkett und tanzten um die Wette. Aus den Lautsprecherboxen dröhnte der Party-Hit "Sweet Caroline".
"Alles hat sich gerade entladen. Wir haben jetzt zwar nicht die Meisterschaft gewonnen, aber es sind die ersten zwei Punkte für den VfL Potsdam in der ersten Liga", posaunte Rückraumspieler Jannek Klein überschwänglich ins Dyn-Mikrofon. Für die Potsdamer war der Sieg die erste Belohnung nach insgesamt 179 erfolg- und trostlosen Tagen.
Nach 19 Spieltagen ohne Sieg platzte der Knoten beim 28:25 gegen den TBV Stuttgart. Seine Ausgangslage im Abstiegskampf konnte der Tabellenletzte dadurch zwar nur marginal verbessern, der Glaube an die Rettung wächst allerdings. Nach der Länderspielpause warten mit der SG BBM Bietigheim und dem HC Erlangen zwei direkte Konkurrenten.
Allerdings liegen die Bayern vier, die Bietigheimer sechs Punkte vor den Potsdamern. Es wäre ein kleines Handball-Wunder, wenn der Aufsteiger den Klassenverbleib noch schaffen sollte. "Wir nehmen die Energie aus dem Spiel mit und spielen auf Sieg", kündigte VfL-Profi Maxim Orlov an. "Wenn wir es schaffen, so eine gute Abwehr wie heute zu stellen und die Energie mitzunehmen, dann sieht die Tabelle in zwei Wochen anders aus."
Zunächst gilt es aber, den Moment zu genießen. Bierwart Klein hatte vor dem historischen Abend so eine Vorahnung gehabt und entsprechend vorgesorgt. "Ich glaube, wir bleiben noch ein, zwei Stündchen hier. Schauen wir mal, was hier noch abgeht. Mal gucken, ob der Bierwart, der ich bin, was mitbringen wird", sagte der Rückraumspieler vielversprechend. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung belohnten sich die Sieger nicht nur mit Gerstensaft, sondern auch mit Currywurst vom Imbissstand in der Halle.
Der Kooperationspartner von Bundesligist Füchse Berlin hatte unter seinem früheren Trainer Bob Hanning eine fulminante Entwicklung genommen. Der Füchse-Geschäftsführer hatte die Brandenburger von der 3. Liga völlig überraschend ins Handball-Oberhaus geführt. Nach dem Aufstieg legte Hanning, der mittlerweile auch Coach der italienischen Nationalmannschaft ist, sein Traineramt in Potsdam nieder.
Jordan Raza - dpa