15.12.2024, 18:31
Deutliche Worte beim ThSV Eisenach
Die Niederlage gegen den TVB Stuttgart war für Misha Kaufmann schnell abgehakt, am Samstag beschäftigten den Trainer des ThSV Eisenach viel mehr die Wellen, die die Diskussionen um seinen eventuellen vorzeitigen Abschied schlugen und die sich unter anderem in Plakaten gegen Geschäftsführer René Witte zeigten. "Das ist für uns alle eine schwarze Stunde", erklärte der Schweizer - sichtlich beeindruckt von der Situation.
"Glückwunsch an Stuttgart für die zwei Punkte. Ich denke, wenn man das Spiel sieht, ist es sicher nicht unverdient. Das, was wir nicht geschafft haben, ist beim 25:25, wo wir eine Überzahlsituation haben, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen. Da verwerfen wir, glaube ich, zwei Penaltys am Stück hintereinander, können das Überzahlspiel nicht nutzen, kassieren das Tor zum 25:26 und tun uns dann extrem schwer", so das kurze Fazit zum Spiel von Misha Kaufmann auf der Pressekonferenz.
Auch in dieser ging es in der Folge aber nur noch um die Vorgänge rund um den Verein. "Ich weiß, ich sollte mich hierzu nichts äußern. Es fällt mir recht schwer. Es ist wahrscheinlich auch besser, dass ich nichts sage", so der Trainer, dem die Last und das Ringen mit sich anzumerken war. "Mein Gefühl und mein Bauch sagen mir, ich darf nicht still sein, ich darf nicht wegschauen.”
"Das ist für uns alle eine schwarze Stunde, finde ich, was da passiert ist. Das nimmt mich extrem mit, weil ich mich schäme. Ich schäme mich, dass so etwas im Sport vorkommt, und ich schäme mich, dass ich nichts dagegen tue", so Misha Kaufmann weiter. "Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass wir als Familie, als ThSV Eisenach, alle wieder einen Schritt aufeinander zugehen und uns um das Wesentliche kümmern."
"Das ist Handball, das sind Menschen, das sind Freunde, das ist Spaß, das ist Liebe, das ist alles, was Familie auszeichnet. In einer Familie gibt es Streit und Stress und da haben beide Parteien Fehler gemacht. Es gilt, sich hinzusetzen, die richtigen Schlüsse zu ziehen und dann gemeinsam wieder in die richtige Richtung zu gehen. Und das musste ich heute sagen."
Auf Rückfrage der Thüringer Allgemeinen, ob sich alle so bald wie möglich an einen Tisch setzen und versuchen die Situation zu entschärfen, antwortete Misha Kaufmann: "Ich glaube, es ist immer schwierig und das ist auch der Grund wahrscheinlich, warum viele Menschen in so einer Situation nicht reden wollen. Ich glaube, es ist Kommunikation und Offenheit, die am Ende alles in die richtige Richtung bringt."
"Ich will hier nicht rumjammern, mir sind diese sechs Wochen auch extrem nahe gegangen und haben mich sehr viel Kraft gekostet", so der Trainer des ThSV Eisenach. "Aber ich bin ein Sportler und ich will gewinnen und um zu gewinnen, braucht es Positivität, es braucht Vertrauen, es braucht Liebe, es braucht vor allem eine Symbiose, dass alle in die gleiche Richtung laufen."
"Ich weiß selber langsam nicht mehr, was ich glaube, aber ich will auf keinen Fall, dass das, was wir hier aufgebaut haben, wir selber wieder zerstören", betonte Kaufmann. "Deswegen bitte ich alle Leute: Findet in euch wieder ein bisschen mehr Positivität, ein bisschen mehr Liebe und ich glaube, den Rest sollten ich und René machen. Dann wird man schauen, was das Beste für den Verein ist und für die Zukunft und hinter dem kann ich stehen."
"Und dann sollten wir alle bitte nicht vergessen, dass diese Mannschaft am Donnerstag wieder auf der Platte steht für ein sehr, sehr wichtiges Spiel für den Verein", richtete Kaufmann den Blick nach vorne auf das bevorstehende Viertelfinale im DHB-Pokal und die Chance auf das Ticket zum Final4. "Da brauchen wir eine Symbiose und da geht es nicht um Misha Kaufmann, sondern es geht um meine Jungs. Das Team hat es verdient und die Mitarbeiter von dem Verein, die das ehrenamtlich machen."
"Es geht um ThSV Eisenach. Und ich bitte alle Leute um Anstand. Ich bitte alle Leute um Respekt gegenüber diesem Verein, gegenüber diesem Sport", hatte Kaufmann zuvor bereits bei Dyn appelliert. "Wir alle haben sehr, sehr vieles gut gemacht. Sicherlich haben wir auch einige Sachen falsch gemacht. Da nehme ich mich ganz sicher mit ins Boot. Und jetzt geht es darum, dass wir gemeinsam wieder auf die richtige Spur kommen. Wir werden Lösungen finden, egal welcher Art auch immer."
Das Tischtuch scheint nicht vollends zerschnitten. "Ja, klar reden wir miteinander. Wieso sollten wir das nicht tun?", hatte Misha Kaufmann zuvor auf die Dyn-Nachfrage, ob er noch mit René Witte rede, geantwortet. Mit Blick auf Plakate der Fans in der Halle gegen den Geschäftsführer sowie zu einem "Team Kaufmann" hatte er im TV-Interview angefügt: "Ich kann nur so viel sagen, dass es ein Team Eisenach ist."
In der Pressekonferenz betonte der Trainer des ThSV Eisenach zudem abschließend: "Ich appelliere an vernünftige Menschen, an Liebe, an Vertrauen, an die Zukunft. Lasst uns reden, lasst uns kommunizieren und lasst es nicht zu, dass wir uns spalten."
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