22.08.2024, 17:27
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
Deutschlands Olympia-Held Renars Uscins weckt Begehrlichkeiten. Das liegt in erster Linie an seinen fulminanten Olympia-Auftritten. Aber ein Stück weit auch an seiner sympathischen, bodenständigen und aufgeräumten Art. Wohin ihn sein Weg noch führen wird? Zum THW Kiel? Nach Flensburg, zu den Füchsen, nach Magdeburg - oder bleibt er einfach noch eine ganze Weile bei der TSV Hannover-Burgdorf? Gute Frage …
Eine Kolumne von Daniel Duhr
Renars Uscins ist aktuell das Gesicht der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Kein anderer Spieler hat im deutschen Spiel und im deutschen Fanblock so viel Begeisterung ausgelöst, kein anderer Spieler war in den Tagen nach den Olympischen Spielen so gefragt.
Was der erst 22-Jährige in Paris und Lille auf die Platte gezaubert hat, war groß. Ob Uscins ein ganz Großer wird, werden die nächsten Jahre zeigen. Dabei ist es er selbst, der mitten in die allgemeine und absolut nachvollziehbare Begeisterung immer mal wieder reinbremst.
"Das bei Olympia war ein Flow, den man nicht einfach so in den Alltag übernehmen kann. Ich habe Verantwortung bei Hannover-Burgdorf und muss zeigen, dass ich dem über ein, zwei Jahre gerecht werden kann und erfolgreich sein will", sagte der Halbrechte mit dem jetzt versilberten linken Händchen jüngst im Interview der Sport Bild.
Ob es tatsächlich noch ein, zwei oder sogar noch mehr Jahre bei den Recken werden? Weiß man nicht. Das wissen vermutlich nicht mal die Recken und Uscins selbst. Denn dass sein fulminantes Aufspielen Begehrlichkeiten bei anderen, vor allem auch bei den ganz großen Clubs geweckt hat, steht außer Frage.
Wohin den so sympathischen Renars sein Weg noch führen wird? "Als Handball-Fan vor zehn Jahren hätte ich Flensburg nie abgesagt. Auch, weil Steffen Weinhold dort gespielt hat, ich war ein großer Fan von ihm."
Inzwischen aber, so der Shooting-Star weiter, betrachte er das ganz nüchtern und würde niemandem zusagen, ohne zu überlegen, ob es auch Sinn macht. Auch das eine überaus reife und kluge Aussage für einen so jungen Spieler.
Steffen Weinhold hat übrigens nach seinem Engagement in Flensburg zehn Jahre für den THW Kiel gespielt. Apropos Kiel: Da hat auch noch ein anderer deutscher Linkshänder über viele Jahre die Halbrechts-Position geprägt: Christian Zeitz. Bei ihm waren es sogar insgesamt 13 Jahre.
Zeitz war nochmal drei Zentimeter kleiner (1,86 Meter) als Uscins mit seinen 1,89 Meter, hat aber trotzdem fast alles gewonnen, was man im Handball gewinnen kann. Und auch vom Spielertyp her gibt es gewisse Parallelen: Beide extrem torgefährlich und stark im Eins-gegen-eins, beide auch in der Abwehr hellwach und antizipationsstark.
Während Zeitz mit seiner Interpretation des Rückraumspiels seiner damaligen Zeit ein paar Jahre voraus war, scheint Uscins das Musterbeispiel dieses neuen Spielertyps zu sein, der allerspätestens mit Füchse-Überflieger und Goldmedaillen-Gewinner Mathias Gidsel Einzug in die HBL erhalten hat.
Ob Uscins sein Weg am Ende auch zum deutschen Rekordmeister an die Ostsee führt und er dort, wie Zeitz und Weinhold, ebenfalls eine Ära prägen wird?
Man kann nicht seriös voraussagen, wie lange ihn Trainer Christian Prokop und der Sportliche Leiter, Sven-Sören Christophersen, in Hannover werden halten können. Man kann auch nicht voraussagen, wo Renars Uscins einmal spielen wird.
Man kann nicht einmal voraussagen, ob seine Karriere so bilderbuchhaft weitergehen wird - dazu ist der Handball in all seinen Facetten viel zu unvorhersehbar. Was man aber sagen kann: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Vereine, bei denen er die nächsten Jahre am Ball sein wird, viel Freude an ihm haben werden, ist sehr hoch.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!