13.08.2024, 12:00
Youngster gewinnt bei Olympia-Debüt Silber
Marko Grgic war die große Überraschung im Olympia-Kader von Alfred Gislason. Der jüngste Spieler der deutschen Mannschaft bringt von seinem ersten Turnier direkt eine Silbermedaille mit.
Was muss man der eigenen Mannschaft ausgeben, wenn man mit einer Silbermedaille von den Olympischen Spielen zurückkehrt? "Ich habe keine Ahnung und will das gar nicht wissen, da blutet bestimmt mein Portemonnaie", erwiderte Marko Grgic am Sonntagabend mit einem Lachen.
Die silberne Olympia-Medaille noch um den Hals, stand der Youngster im deutschen Kader in den Katakomben des Stade Pierre Mauroy. "Es fühlt sich gerade nach Gold verloren an, aber in ein paar Minuten werden wir uns über Silber freuen können", sagte er und wog das Edelmetall stolz in der Hand. "Die ist ganz schön schwer, ich bin sehr froh und glücklich, jetzt so eine Medaille zu haben, denn das wird mir keiner mehr nehmen in meinem Leben."
Im Alter von nur 20 Jahren ist Grgic bereits ganz schön weit gekommen - vermutlich weiter, als er es selbst erwartet hatte. Er spielte gerade erst seine erste Saison in der 1. Bundesliga und absolviert neben dem Handball eine Ausbildung als Bankkaufmann bei der Wartburg-Sparkasse. Im Mai 2024 wurde er von Alfred Gislason erstmals nominiert, schaffte den Sprung in den 14-Mann-Kader und wurde zum ersten Siebenmeterschützen der deutschen Auswahl.
Dass es am Ende nicht (mehr) für den ganz großen Wurf reichte, war am Ende Nebensache. "Wir hätten das alle vorher unterschrieben", erklärte er mit Blick auf die Silbermedaille. "Es war ein sehr gutes Turnier von uns, wir haben viele Große geschlagen und wir haben enge Spiele vor 28.000 Leuten für uns entschieden."
Man habe "so vielen Sachen Stand gehalten", führte Grgic nach dem Finale aus, "aber heute sind wir der dänischen Welle nicht entkommen, sie hat uns überflutet." Im Endspiel gegen Weltmeister Dänemark konnte Deutschland das Spiel nur die ersten zehn Minuten offen gestaltet, dann setzte sich der Favorit ab und zog gnadenlos davon. Von einem "nahezu perfekten Spiel", sprach Dänemarks Niklas Landin anschließend.
Das erkannte auch Grgic neidlos an. "Die Dänen waren uns in allen Bereichen zehnmal überlegen, wir haben nicht zu unserem Spiel gefunden", bilanzierte er. "Wir haben vorne zu viele Bälle weggeschmissen, sind sehr selten zum Torabschluss gekommen und wenn doch, stand leider Gottes ein Niklas Landin hinten drin, der auch nicht so schlecht ist."
Außerdem seien die Dänen auch "von Emotionen und Mentalität deutlich über uns" gewesen, so der junge Rückraumspieler ehrlich. "Und dann guckt man hoch, es steht plötzlich minus zehn und dann ist es schwer, noch dran zu glauben." Die Silbermedaille und die vorherigen Siege gegen Schweden (Vorrunden), Frankreich (Viertelfinale) und zweimal Spanien (Vorrunde, Halbfinale) sind dennoch Belege für das erfolgreiche Turnier.
Für Grgic gehören gerade die Siege gegen Frankreich und Spanien in Lille vor 28.000 Fans zu den Highlights des Turnier - ebenso natürlich wie die Medaille. "Eigentlich war jeder Moment, wo ich dabei sein durfte, ein besonderer Moment", ergänzte er noch und erklärte mit Blick auf die Zukunft: "Natürlich hoffe ich, dass es nicht mein letztes Turnier gewesen ist."
Der Rückraumspieler will sich in den kommenden Monaten erneut empfehlen. "Das liegt an mir", betonte er mit Blick auf weitere Chancen in der Nationalmannschaft. "Ich werde in Eisenach wieder alles geben, zusammen mit meiner Mannschaft. Wir werden darum kämpfen, unsere vereinsinternen Ziele zu erreichen, alles individuelle mal dahingestellt."
In der vergangenen Saison gelang dem Aufsteiger für viele Experten überraschend der sichere Klassenerhalt. "Man sagt ja, dass das zweite Jahr schwieriger wird als das erste", grinste Grgic. "Wir müssen die Bälle flach halten und wieder um den Klassenerhalt kämpfen. "Das sind jetzt 34 anstrengende Spieltage vor uns und wir schauen mal, was geht."
Nach einer kurzen Verschnaufpause wird auch Grgic bei Eisenach wieder ins Training einsteigen. In Torwart Silvio Heinevetter (TVB Stuttgart) und Rückkehrer Fynn Hangstein (TuS N-Lübbecke), der bei Eisenach zweimal Torschützenkönig der 2. Liga wurde, hat sich die Mannschaft verstärkt. Apropos: Für seine alten und neuen Teamkollegen wird Grgic aber natürlich etwas ausgeben. "Ich werde eine Kiste und was zu essen ausgeben", kündigte er in Lille an. "Dass man eine olympische Medaille holt, kommt nicht alle Tage vor."
jun