14.12.2024, 10:23
DHB vor Ausrichtung der Heim-WM
Auf die Handball-EM der Frauen folgt im kommenden Jahr die Weltmeisterschaft und dort ist Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden als Ausrichter aktiv. DHB-Vorstandsvorsitzender Mark Schober hat bei der Endrunde in Österreich Eindrücke gesammelt und will das kommende Jahr nutzen, um den Frauenhandball in Deutschland nach vorne zu bringen.
Herr Schober, Sie waren vor Ort in Innsbruck und Wien bei der EHF EURO der Frauen. Wie waren Ihre Eindrücke vom Turnier vor Ort?
Mark Schober: Sowohl in der Schweiz als auch in Österreich und Ungarn waren die Zuschauerzahlen bisher gut, was sich positiv auf die Aufmerksamkeit für das Turnier auswirkt. Das Umfeld vor Ort war gewohnt professionell. Sowohl die Betreuung unserer Mannschaft als auch der Eindruck in den Arenen war so, wie ich es von einem EHF-Turnier erwarte.
Der DHB hat kürzlich die Kampagne "Hands up for more" ins Leben gerufen, um den Frauenhandball zu stärken. Wofür steht die Kampagne, und wie nehmen Sie die Präsentation des Frauenhandballs bei dieser EM wahr?
Neben dem Turnier ist es für den Frauensport insgesamt wichtig, dass wir nicht nur das Sportliche im Blick haben. Wir beim DHB wollen mehr für den Frauensport tun. Deshalb haben wir die Kampagne "Hands up for more" für mehr Aufmerksamkeit, Engagement, Substanz, Sicherheit und Respekt im Frauenhandball ins Leben gerufen. Diesen Einsatz erlebe ich auch bei der EHF EURO zum Beispiel mit der Women´s Handball Conference, die zum Thema Frauensport in Wien stattgefunden hat.
Ich habe das Engagement auch bei anderen Turnieren wahrgenommen, zum Beispiel bei der Frauen EURO 2022 in Slowenien. Die Veranstalter*innen haben sich stark mit Themen wie sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit beschäftigt. Unter dem Kampagnendach von "Hands up for more" planen wir, uns nicht nur auf das WM-Turnier und die Standorte zu konzentrieren, sondern das ganze Jahr über aktiv den Frauenhandball zu fördern und zu begleiten.
Dafür setzen wir auf eine Vielzahl an unterschiedlichen Maßnahmen. Im WM-Jahr planen wir beispielsweise, neue Schiedsrichterinnen kostenlos auszubilden. Wir wollen zum Bundestag den vom DOSB verabschiedeten Safe Sport Code auch in die Satzung des Deutschen Handballbundes integrieren. Und rund um das Turnier sollen mindestens 50 Prozent der Mitarbeitenden weiblich sein. Diese Kampagne und die vielen Maßnahmen, die noch folgen, sollen wir den Frauensport auf ein anderes Level heben.
Die nächste große Bühne für den Frauenhandball wird die WM in Deutschland und den Niederlanden im kommenden Jahr sein. Welche Inspirationen oder Ideen nehmen Sie aus der EM hier in Österreich mit, die für die WM 2025 relevant sein könnten?
Den Frauenhandball insgesamt nach vorne bringen, das haben wir uns ebenfalls mit "Hands up for more" auf die Fahne geschrieben. Wir wollen zunächst die Arenen in Stuttgart, Trier und Dortmund füllen. Wir haben in der Schweiz und in Österreich gesehen, dass dort auch einige Fans in der Halle waren.
Wir werden mit den Ausrichtern der EURO intensive sprechen und schauen, welche Wege sie gegangen sind, um die Arenen vollzumachen, damit dieser tolle Sport einer möglichst breiten Öffentlichkeit angeboten werden kann. Das wird eine unserer Kernaufgaben sein. Insbesondere am Hauptrundenstandort Dortmund, wo wir in Verbindung mit dem Viertelfinale sieben Spieltage in der großen Westfalenhalle haben. Da werden wir uns kreative Dinge einfallen lassen und auch intensiv die Fanzone bespielen.
Der Ticketverkauf hat kürzlich begonnen. Wie ist das Interesse bisher?
Das Interesse ist groß. Wir haben bisher etwa 15 Prozent aller Tickets verkauft. Dabei wurde unser Sondervorverkauf für Vereine gut angenommen, und auch der öffentliche Vorverkaufsstart war erfolgreich. Wir sind gespannt auf die weitere Nachfrage, nachdem wir auch die für die Vorrundenstandorte gesetzten Teams kommuniziert haben. Wir hoffen, dass es vor Weihnachten nochmal einen Schwung gibt.
Was erhoffen Sie sich langfristig von der Heim-WM und welche Rolle könnte sie in der weiteren Entwicklung des Frauenhandballs in Deutschland spielen?
Die Durchführung von Sportgroßveranstaltungen ist ein zentrales Element, um den Frauensport weiterzuentwickeln. Wir werden ergänzend viele weitere Maßnahmen angreifen, wie zum Beispiel die Einführung von Bundesstützpunkten. Ich glaube fest an die Möglichkeit, den Frauenhandball gemeinsam mit der Liga und den Vereinen weiterentwickeln und professionalisieren zu können. Allein die Ausrichtung eines Turniers wäre zu wenig, um den Frauenhandball dahin zu bringen, wo wir ihn sehen. Also: "Hands up for more!"
chs