26.07.2024, 15:12
Bock auf Handball
Niklas Landin ist zweifelsohne einer der besten Handball-Torhüter der Welt und einer der erfolgreichsten Handballer aller Zeiten. Nach den Olympischen Spielen in Paris wird er seine Karriere im Nationalteam beenden. Nachdem dem Torhüter die Ehre zuteil wurde bei der Eröffnungsfeier die Fahne Dänemarks zu tragen, kann Landin im heutigen Olympia-Finale seine große Karriere mit einem weiteren Titel krönen. Ein Blick auf den Welthandballer und seine Karriere.
Seit 2012 spielte Niklas Landin in der Handball-Bundesliga bevor es zurück in die dänische Heimat nach Aalborg ging. Bis 2015 bei den Rhein-Neckar Löwen und in der Folge beim THW Kiel. Er ist in diesen Jahren immer besser geworden, führte Dänemark als Stammtorhüter zu Olympia-Gold 2016 und einen WM-Hattrick (2019, 2021 und 2023). Welthandballer wurde er 2019 und 2021, Kiels Sportler des Jahres von 2019 an viermal in Folge.
Niklas Landin ist für viele Sportler ein Vorbild, selbst hatte er aber nie große Idole. "Ich habe immer links und rechts geschaut, von wem ich mir etwas abgucken kann", erklärte er in der ersten Ausgabe von Bock auf Handball und zählte auf: "Das waren zu meiner Jugendzeit Thomas Svensson, Kasper Hvidt, Arpad Sterbik und Thierry Omeyer. Schließlich waren sie die Besten der Welt."
Dass nun Niklas Landin zu den Besten der Welt zählt - das liegt auch an seiner akribischen Arbeit. Nicht nur in der Halle. In der Spielvorbereitung zieht sich Landin zu Hause zurück und schaut alleine Videos der Gegner an. Dabei notiert er sich auf einem Zettel, den er einst von seinem Torwarttrainer Per Vandbaek in Bjerringbro übernommen hat, von jedem Spieler die Laufwege und analysiert, wann und wohin er wirft.
Zudem vermerkt er die Lieblingsecken sowie speziell die Wurfbilder in den ersten zehn und in den letzten zehn Spielminuten. Die Favoriten überträgt er dann in ein Extra-Buch. "Damit ich nicht so viel im Kopf haben muss", sagt er.
In Kiel analysierte er im Nachhinein zusammen mit seinem dortigen Torwarttrainer Mattias Andersson noch einmal jede Partie. Noch bevor es vor einem Spiel raus in die Halle zum Aufwärmen geht, wärmt sich Niklas Landin schon separat auf. Dabei wirft er ununterbrochen Bälle an eine Wand und fängt sie immer wieder auf.
Sein Platz in der Wunderino Arena, der Heimspielstätte des THW Kiel, war dafür ungewöhnlich: Die Dusche in der Mannschaftskabine: "Das ist der einzige Platz mit einer entsprechenden Fläche, wo ich auch alleine stehen kann", so Niklas Landin in der Bock auf Handball. Das wird wohl auch heute sein Platz - allerdings diesmal in der Dusche der Gästekabine.
Niklas Landin ist auf dem linken Ohr taub, seit er im Alter von neun Monaten an einer Meningitis erkrankte. "Ich glaube, das beeinflußt mich nicht. Ich kenne es ja nicht anders", so der Torhüter, der in Gesellschaft immer darauf achtet, dass er meist links außen und niemand mehr neben ihm sitzt. "Meine Mitspieler wissen Bescheid und akzeptieren das, auch wenn ich als letzter an den Tisch komme."
206cm Spannweite: Mit einer Körpergröße vom 201 Zentimetern ist Niklas Landin eine stattliche Erscheinung. Seine Spannweite bei ausgestreckten Armen beträgt 206 Zentimeter. Zum Vergleich: Schwimm-Olympiasieger Michael "Albatros" Groß hatte bei gleicher Körpergröße eine Arm-Spannweite von 213 Zentimetern.
Nikla Landin hat kein besonderes Lieblingsgetränk. Er ist Kaffee- und kein Teetrinker. Zudem trinkt er gerne Wein und auch mal ein Bier. Aber das ist eine Sache der Atmosphäre: "Wein mit meiner Frau, Bier mit der Mannschaft."
Seine Trikots lässt Niklas Landin stets am Bund verlängern, damit er sie beim Spielen so weit in die Hose stecken kann, dass sie trotz der Bewegungen nicht herausrutschen. "Ich habe dann einfach ein besseres Gefühl", begründet er diese Macke. Die Trikotfarbe ist ihm dagegen völlig egal.
Bei den Socken ist die Farbe übrigens nicht egal: Im Spiel und beim Training trägt der Torhüter immer schwarze Socken, niemals weiße. Einzige Ausnahme: Beim Krafttraining dürfen es auch mal die weißen sein. Warum? "Ich weiß es nicht. Ich habe es immer so gemacht", sagt er und kann sich an keinen plausiblen Grund dafür erinnern.
Schuhgröße 48 trägt Niklas Landin und wechselt das Paar normalerweise spätestens nach zwei Monaten. "Das Leder wird dann weich und mein Fuß bekommt zu viel Spielraum. Ich fühle mich besser, wenn der Schuh fest am Fuß sitzt." Die Hacken sind übrigens abgetapt, denn so rutscht der Schuh besser über den Hallenboden, wenn Landin in einer gleitenden Bewegung in den Spagat geht.
Mit 16 Jahren zog Niklas Landin von zu Hause aus und wechselte zu GOG nach Svendborg. Dort beendete er seine Schule zunächst in einem Internat und machte dann eine kaufmännische Ausbildung im Bekleidungsgeschäft "Hardis & Konrad". Dort entwickelte sich auch sein Faible für Mode.
Bock auf Handball, red