20.02.2024, 18:30
Diskussion um die Preise und Stimmung
In einem offenen Brief hatten die Flensburger Fan-Klubs Hölle Nord, Die Wikinger und Alte Garde Flensburg die Preispolitik beim Final4 im DHB-Pokal kritisiert. Liga-Chef Frank Bohmann reagierte mit einem Facebook-Post sowie gegenüber handball-world und wies die Kritik zurück.
"Auf der Homepage der HBL wirbt man mit dem `Premium Event des deutschen Clubhandballs` und `mit einem bunten Rahmenprogramm für die ganze Familie`. Die Realität sieht aber ganz anders aus. Das `Premium-Event` ist für jeden ausgerichtet nur nicht für die teilnehmenden Vereine oder Familien", so die drei Flensburger Fan-Klubs.
Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball Bundesliga, äußerte sich in seiner Stellungnahme zur Kritik der drei Fan-Klubs am Austragungsort in Köln, der Stimmung in der Arena sowie dem Modus mit der Einführung des Spiels um den dritten Platz und der aus Sicht der Fan-Klubs zu hohen Kosten des Wochenendes mit Blick auf die Preise der Tickets und der Hotelsituation.
"Über Jahre in Hamburg zu einer Institution herangewachsen, war die Hansestadt plötzlich nicht mehr gut genug als Austragungsort. Aus verschiedensten Gründen wurde das Turnier im Jahr 2023 nach Köln gelegt. Vermutlich war hier auch die größere Kapazität der Halle ausschlaggebender Faktor", kritisieren die drei Fan-Klubs aus dem Norden, die zudem auch das Spiel um Platz 3 ansprechen.
"Wir sind nach 30 Jahren in Hamburg nach Köln umgezogen, weil die Arena in Köln konsequent in die Infrastruktur für Sportverantstaltungen investiert hat. Auch die Hamburger Arena ist eine großartige Arena, allerdings wurde die letzten Jahre wegen des fehlenden Heimteams nicht mehr so viel in die Sportinfrastruktur gesteckt. Dies ist der wesentliche Grund für den Umzug gewesen", entgegnet Frank Bohmann.
"Wir haben insbesondere für die Fans das Spiel um Platz 3 eingeführt, weil vor allem für die weit angereisten Fans es sehr schade ist, wenn sie ihr Team am Sonntag im Falle einer Halbfinalniederlage nicht mehr sehen können", so der Liga-Chef zur Einführung des zusätzlichen Spiels, dessen Sieger in der nächsten Saison mit den beiden Finalisten gemeinsam eine Runde später in den Pokal einsteigt.
"Das bunte Rahmenprogramm sieht eine Atmosphäre vor, die wahlweise zwischen Jahrmarkt und Großraumdiskothek wechselt. Lokalkolorit der teilnehmenden Clubs scheint kaum erwünscht, denn jede Spielunterbrechung wird dazu genutzt die Anfeuerungsrufe aus den Clubecken konsequent mit lauter Musik zu überspielen", heißt es in dem offenen Brief.
"Die xte Neuauflage von Sweet Caroline soll dabei den Premium Besucher aus seinem Premium Sitz heben um rhythmisch mit der Sponsoren Klatschpappe den Takt mit zuklatschen. Lästige Fankultur aus den verschiedensten Teilen der Republik scheint hier nur zu stören. Viel wichtiger erscheint es, ein steriles Event zu kreieren, was schlichtweg als bunte Karnevalsveranstaltung von der zahlenden Masse konsumiert wird", legen die Fan-Klubs nach.
"Wem der Ablauf nicht gefällt, die Musik zu laut ist und die falsche Musik, mit dem gehen wir gerne in einen konstruktiven Dialog. Wir haben bestimmt Erfahrung im Veranstaltungsmanagement, aber wir können mit konstruktiver Kritik gut umgehen und probieren es auch besser zu machen", so Frank Bohmann zu diesem Punkt.
"Das Spiel um Platz 3 wurde dann auch gleich als Begründung für die Preise herangezogen. Man sähe vier Spiele. Dass mich als Fan eines teilnehmenden Vereins aber nur zwei Spiele maximal am Rand interessieren bedenkt man hierbei nicht", so die drei Fan-Klubs aus dem Norden mit ihrer Vereinssicht auf das Final4.
Zudem wird in dem offenen Brief eine Preiserhöhung kritisiert. "Die günstigste Karte liegt hier für den Fan ermäßigt bei 107,20 Euro und man sitzt im Oberrang in der Ecke. Möchte ich also mit einer vierköpfigen Familie die Halle betreten, kostet mich das 482,40 Euro (zwei Erwachsene, zwei Kinder). Wähle ich eine höhere Preiskategorie, gibt es keine Ermäßigung mehr. Im Unterrang kostet der Spaß im selben Rechenbeispiel 976 Euro", so die drei Fan-Klubs.
"Die hier genannten Preise sind nicht richtig. Die günstigste Preiskategorie sieht Tickets für 74 Euro und ermäßigt für 59,20 Euro vor. Das ist nicht für ein Alibikontingent, sondern für mehr als 2.500 Tickets. Da diese Tickets sehr gefragt sind, muss man sich frühzeitig darum kümmern. Diese sind aber für alle zu bekommen", entgegnet Frank Bohmann in seiner Stellungnahme.
"Natürlich ist das immer noch viel Geld", so Frank Bohmann, der anfügt: "Man bekommt dafür aber vier Spiele von Teams zu sehen, die zu den besten der Welt gehören. Verglichen mit ähnlichen Sportveranstaltungen ist das ein sehr fairer Preis und man sollte hierbei nicht ausser acht lassen, dass die Kosten für Arena und Catering und sonstigen Nebenkosten nach der Coronapandemie um rund 40-50 Prozent gestiegen sind. Das müssen wir mindestens in Teilen auch auf das Ticketing aufschlagen."
Die Kritik beziehe sich auf die Karten für die teilnehmenden Vereine, konkretisierte Sven Anker für die "Alte Garde Flensburg" auf Facebook auf die Erwiderung von Frank Bohmann und fügte an: "Hier sind die günstigsten Karten die zu 134 Euro." Neben den frei verfügbaren Karten gibt es einzelne Blöcke für die Teilnehmer, so dass sich entsprechende Fankurven in den vier Ecken der Arena bilden.
"Hinzu kommt Verpflegung und Unterkunft, die zum zweiten Mal in Folge ebenfalls eine Herausforderung darstellt, da in Köln zum selben Zeitpunkt wieder eine wichtige Fitnessmesse stattfindet ... Auch hier werden wir in der Regel überproportional mit einem Topspielzuschlag zur Kasse gebeten. Das alles ertragen wir irgendwie, aber hier ist eindeutig eine Grenze überschritten", finden die Flensburger Fan-Klubs.
"Die hohen messebedingten Hotelpreise sind uns auch ein Dorn im Auge. Das war in Hamburg mitunter aber auch nicht besser, wenn die Zimmernachfrage hoch war. Die Lanxess Arena ist allerdings bahnmäßig sehr gut angebunden und nach einer zeitlich akzeptablen Fahrt kann man Hotelzimmer zu deutlich günstigeren Preisen bekommen", so Frank Bohmann zu den Hotelkosten.
"Die HBL hat deutlich die Bodenhaftung verloren. Die aufgerufenen Preise sind eine Frechheit und schließen einen Großteil an Fans aus", so die Fan-Klubs aus dem Norden. "Dieses Wochenende ist für den Geldbeutel vieler Fans schlichtweg Utopie und die Formulierung `für die ganze Familie` Hohn und Spott auf die, die nicht zu den Besserverdienern gehören ... Dieses Event ist nicht für die breite Masse oder Familie gestaltet, sondern schlichtweg für zahlungskräftiges Klientel. Es ist nur noch Business." Ihre Forderung: "Handball muss bezahlbar bleiben!"
"Wir nehmen das Statement Eures Fanclubs und auch die Meinung der Fans aus den anderen Regionen sehr ernst. Das REWE Final Four soll ein Riesenerlebnis für alle Fans sein und zwar vor dem Bildschirm, vor allem aber auch in der Arena", zeigte sich Frank Bohmann offen für den Dialog und betonte, dass man das Gespräch suchen und das Werfen von Tennisbällen anderen Sportarten überlassen sollte.
cie