05.01.2024, 15:43
Nachwuchsförderung durch "Team Deutschland"
Bob Hanning hat am gestrigen Donnerstag den Plan für ein "Team Deutschland" im Handball vorgestellt, mit dem die Nachwuchsförderung neu aufgestellt werden soll. Während der DHB Interesse zeigt und darüber nach der EM sprechen will, sieht Liga-Chef Frank Bohmann den Vorstoß als "problematisch" an.
"Wir können mit unserem `Team Deutschland` den mittel- bis langfristigen Erfolg der Nationalmannschaft nicht garantieren, wir können ihn aber ein gutes Stück wahrscheinlicher machen", sagte Bob Hanning.
Der Geschäftsführer der Füchse Berlin ist zugleich Trainer von dessen derzeit an der Spitze der 2. Bundesliga stehenden Kooperationspartner VfL Potsdam, wo er ab der kommenden Saison die größten Talente Deutschlands zusammenziehen will.
Die Idee befeuert in der Branche eine Diskussion, die bereits seit längerer Zeit schwelt. Bundestrainer Alfred Gislason, der sich mit der Nationalmannschaft auf die am 10. Januar beginnende EM in Deutschland vorbereitet, hatte zuletzt die geringe Spielzeit von Nachwuchsspielern bei den Profiteams bemängelt und sich eine Regelung gewünscht. Die Liga sieht das aber kritisch.
"Man sagt immer, dass die Deutschen einfach besser werden müssten, um sich durchzusetzen. Aber wenn in der Hälfte der Bundesligavereine mehr als zehn Nicht-Einheimische im 16er-Kader stehen, ist das problematisch", hatte Gislason der Rheinischen Post gesagt. Hanning will mit seinem "einmaligen Projekt" nun ein "Angebot" schaffen, um dieser Tatsache entgegenzuwirken.
Das stößt nicht überall auf Begeisterung. "Es ist ganz sicher nicht im Sinne des Wettbewerbs, seine besten Talente an einen direkten Konkurrenten abzugeben", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball Bundesliga (HBL), dem SID.
"Konzentration ist prinzipiell nicht schlecht, aus den besten Nachwuchsspielern aber ein Team zu formen, das zudem im Wettbewerb zu anderen Wirtschaftsunternehmen steht, halte ich für problematisch. Bei anderen Bundesligisten wird schließlich auch sehr gute Arbeit geleistet", so Bohmann.
Anders als etwa in der Basketball Bundesliga (BBL) und der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gibt es in der HBL keine sogenannte Ausländerquote, um den Einsatz nicht-deutscher Spieler zu reglementieren. Im Gegensatz zur BBL und der DEL ist die HBL aber auch die weltbeste Liga und entsprechend die attraktivste für die weltbesten Spieler.
Und in dieser soll sich nach dem Plan von Bob Hanning der deutsche Nachwuchs behaupten. "Ich möchte einfach beweisen, dass es in der ersten Liga mit deutschen Talenten geht. Ich hätte darauf Riesenbock, und der ganze Handball müsste Bock haben, dass diese Mannschaft sich als wettbewerbsfähig erweist", sagte der ehemalige DHB-Vizepräsident.
DHB-Präsident Andreas Michelmann bezeichnete Hannings Vorstoß als "spannendes Thema", mit diesem könne man sich so kurz vor der Heim-EM aber nicht beschäftigen. "Nach dem Turnier werden wir uns aber ganz sicher mit den Plänen auseinandersetzen", sagte Michelmann dem SID.
Auch für Frank Bohmann ist es der "völlig falsche Zeitpunkt, dieses Thema zu diskutieren", sagte der Boss der Handball Bundesliga: "Man sollte die volle Aufmerksamkeit der deutschen Mannschaft und der Heim-EM schenken."
SID ml cs th, red