15.03.2024, 18:00
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
… seit 15 Jahren verzauberst Du jetzt schon die Handball-Bundesliga. Mitspieler, Trainer, Fans und vermutlich selbst die meisten Gegenspieler wünschen sich, dass noch viele dazukommen. Aber für das Spiel gegen Deutschland müssen wir unsere Liebe kurz auf die Warmhalteplatte stellen.
Kolumne von Daniel Duhr
Danke, Domagoj! Du hast den deutschen Handballfans schon so verdammt viel gegeben. So viel Freude, vor allem natürlich in Hamburg und Kiel. So viele Erfolge im Trikot des HSV und des THW. Vor allem aber stehst Du neben den reinen Leistungsdaten, mit denen sich Statistiker mit Trainerschein beschäftigen mögen, für so vieles, was den Handball ausmacht.
Für Kampfgeist und Teamgeist, für absolut außergewöhnliche, alles antizipierende Abwehr-Augen auf der Eins und für No-Look-Anspiele an den Kreis auf der Mitte, für ansatzlose Schlagwurf-Peitschen in den Giebel und ebenso harte Gegentreffer am eigenen Leib.
15 Jahre bereicherst Du jetzt schon die Handball-Bundesliga. Unbeeindruckt von Alter und Blessuren marschierst Du mit der gleichen Überzeugung, mit der Du Dich und Deinen Mitt-Dreißiger-Körper Angriff um Angriff in die Deckung schmeißt, auf Dein 500. Bundesliga-Spiel zu.
Ich habe bei weitem nicht alle Deine Spiele gesehen. Aber die allermeisten, die ich gesehen habe, waren ein Fest. In meiner Erinnerung hat mich Deine Interpretation, den Handball zu arbeiten und gleichzeitig zu zelebrieren, schon zu meiner A-Jugend-Zeit begeistert.
Was aber gar nicht sein kann, weil ich vier Jahre älter bin als Du. Diese Verklärung ist für mich nur ein weiterer Beweis dafür, wie unverrückbar Du mit dem deutschen Handball verbunden bist.
Deine Trainer lieben Dich als verlängerten Arm, der mitdenkt und mit Köpfchen Verantwortung übernimmt. Deine Mitspieler lieben Dich als Kapitän, der selbstlos und frei von Ego immer vorangeht und alles in den Dienst der Mannschaft stellt.
Und Deine Fans lieben Dich einfach als ihren "Dule", der nie nachlässt und in jedem Spiel alles reinwirft. Schließlich gehst Du immer dahin, wo es weh tut. Nach zwei Spielminuten siehst Du oft schon so fertig aus wie nach der ersten Laufeinheit in der Vorbereitung.
Um dann trotzdem wieder in der zweiten, neunten oder 59. Spielminute mit Vollgas hinten den Ball wegzufangen oder ihn vorne nach einem beherzten Eins-gegen-Eins reinzuschweißen. Wie sich dieses kraftraubende, selbstverschleißende Spiel wohl auf einen Dialog bei Deinem Hausarzt auswirken würde, wenn dieser nicht um Deinen Hintergrund als Berufshandballer wüsste? "Herr Duvnjak, schauen Sie sich mal Ihre ganzen Blessuren hier an. Sie dürfen nicht mehr Handball spielen." "Doch." - Gespräch beendet.
Welthandballer 2013, aber nicht nur das. Du hast als Vereinshandballer alle großen Titel gewonnen. Und auch Kroatien zu großen Siegen geführt. Jetzt bist Du nur noch dieses eine Wochenende in Hannover davon entfernt, Deine vierten Olympischen Spiele zu spielen. Dein nächstes Spiel ist dabei ein ganz besonderes. In Deutschland, gegen Deutschland. Gegen die Handball-Nation, die Du so verzaubert hast.
Du hast dem Handball so viel gegeben. Besonders auch dem deutschen Handball und den deutschen Fans. Jetzt hast Du es Dir einfach auch mal verdient: Entspann Dich doch mal für 60 Minuten, trink vielleicht nur einen einfachen statt eines doppelten Espresso vor dem Spiel gegen uns. Und spar Dir das nächste Deiner "Über-Spiele" für die Partie gegen Algerien. Und versprochen: Schon am Sonntag drücken Dir dann auch alle deutschen Fans - sofern es die Tabelle zulässt - wieder die Daumen.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!
Daniel Duhr ist Autor der Reihe "Handballhölle", die allesamt zu Bestsellern geworden sind. Ebenso wie das kurz vor der EM erschienene Buch "Bock auf Handball", in dem Persönlichkeiten aus dem Handball wie Silvio Heinevetter oder Bob Hanning interessante Geschichten aus dem Handball erzählen und Bennet Wiegert beispielsweise über eine Auswärtstour nach Sibirien berichtet.
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Daniel Duhr