31.05.2024, 15:41
Lücke auf Rechtsaußen
Nach elf Jahren qualifizieren sich die Füchse wieder für die Champions League. Das zu wiederholen, dürfte gegen die finanzstärkere Konkurrenz aber schwierig werden.
Die Füchse Berlin werden die Handball-Bundesliga am Ende auf Platz zwei abschließen, das große Saisonziel Champions-League-Qualifikation ist damit erreicht. Vorstand Sport Stefan Kretzschmar zeigte sich deshalb sehr zufrieden. "Ich bin durchweg stolz auf die Mannschaft. Wir haben eine Saison am Optimum gespielt", sagte der 51-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Denn dass sich die Berliner gegen die Konkurrenz vom THW Kiel, der SG Flensburg-Handewitt und der MT Melsungen durchgesetzt haben, ist keine Selbstverständlichkeit.
"Vorher hätte wohl keiner gedacht, dass wir so lange um die Meisterschaft mitspielen und die Champions-League-Quali geschafft haben. Als Vizemeister ist schon ein Riesending", freute sich Trainer Jaron Siewert. Und Kretzschmar ergänzte: "Wenn man eine Tabelle machen würde, wer macht das Beste aus seinen Möglichkeiten, wären wir auch ganz weit vorne."
Für Kretzschmar war die Einstellung des Teams entscheidend. "Wenn ich unsere Saison sehe, wie wir gekämpft haben, wie wir Rückschläge weggesteckt haben. Wir haben uns wieder weiterentwickelt und noch einmal eine Schippe draufgelegt, auch in puncto Konstanz", sagte er.
Einziger Makel bleibt aber, dass die Füchse - trotz der Finaleinzüge bei der Club-WM, der European League und beim Pokal-Final-Four - ohne Titel blieben. "Aber da muss man ja auch erst einmal hinkommen", sagte Siewert. Der zu schmale Kader verhinderte wohl mehr.
Deshalb ist auch allen klar, dass diese Leistung möglicherweise nicht so einfach wiederholt werden kann. "Ganz realistisch betrachtet, haben wir nicht die ökonomischen Möglichkeiten wie Magdeburg, Kiel, Melsungen und Flensburg. Da sind wir nicht in der Klasse, wo die anderen sind. Das ist kein selbstverständlicher Zustand immer Zweiter zu werden. Darauf müssen wir uns vorbereiten", sagte Kretzschmar. Denn trotz Teilnahme an der Königsklasse sind auch nächste Saison keine großen Sprünge möglich. "Natürlich hätte ich gerne noch einen 17. Mann im Kader, um vorbereitet zu sein. Aber das geben die ökonomischen Möglichkeiten gerade nicht her. Deshalb steht es nicht auf der Agenda", sagte Kretzschmar. Aber da sich mit Kapitän Paul Drux und Neuzugang Max Beneke gleich zwei Akteure einer Knie-OP unterziehen müssen, bleibt die Personaldecke weiterhin dünn.
Kretzschmar hofft noch auf neue Sponsoren. Aktuell gibt es Gespräche. Denn bisher stehen nur drei Neuzugänge fest. Von den Kadetten Schaffhausen kommt der österreichische Kreisläufer Lukas Herburger (29), vom Kooperationspartner und Aufsteiger 1. VfL Potsdam die Eigengewächse Beneke (21) und Lasse Ludwig (21). Da nicht absehbar ist, wann Rechtsaußen Valter Chrintz wieder fit ist, soll hier noch nachgebessert werden.
Zuletzt wurden Wetzlars Domen Novak und auch Tobias Reichmann, der die Rhein-Neckar Löwen aus finanziellen Gründen verlassen muss, mit den Füchsen in Verbindung gebracht. 2016-Europameister Reichmann sagte gegenüber handball-world: "Für die Füchse Berlin zu spielen, kann ich mir auf jeden Fall sehr gut vorstellen."
Mit Marko Kopljar, Viktor Kireev und Hans Lindberg verlassen drei Routiniers den Klub. Das Trio wurde am Donnerstagabend (30. Mai) im letzten Heimspiel gegen den Bergischen HC (29:30) emotional verabschiedet. Vor allem der Weggang von Lindberg wird eine große Lücke hinterlassen.
Nicolas Sowa - dpa, red