vor 21 Stunden
Kommentar zu leeren WM-Hallen und anderen Problemen
Die WM hat sportlich einige Überraschungen parat gehabt. Auf der anderen Seite wurden altbekannte Probleme schonungslos offengelegt. Der Druck auf den Weltverband IHF nimmt zu. Denn das Turnier hat gezeigt: Es müssen Lösungen her. Und zwar schnell.
Ein Kommentar von Sebastian Mühlenhof
Was waren das für fulminante Abschlusstage bei der WM? Sportlich lieferten sich die Top-Teams spannende Duelle, Portugal erfrischte bis zuletzt, wenngleich Dänemark weiter über allen thront. Seit nun mehr 37 WM-Partien sind die Super-Dänen unbesiegt, und spätestens jetzt stellt sich die Frage: Wer soll die vielleicht beste Nationalmannschaft der Geschichte überhaupt mal schlagen?
Doch trotz sportlicher Höhepunkte wurde dieses Turnier wieder von Themen überschattet, die dem Sport schon seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten immer wieder zu schaffen machen. Antworten? Fehlanzeige. Dabei werden die Appelle für neue Ideen immer lauter.
Kaum mal waren die Hallen in Norwegen, Dänemark und Kroatien wirklich voll, nur die Spiele der Gastgeber bildeten Ausnahmen. Dass mit 13.384 Fans nicht einmal das Endspiel zwischen Dänemark und Kroatien in der Osloer Unity Arena ausverkauft war, spricht Bände. Es sollte endgültig der Weckruf sein, dass sich dringend etwas ändern muss.
Das fängt nicht zuletzt mit der Gestaltung der Preise an. Schon in der Vorrunde wurden Sitzplatzpreise von teils über 100 Euro aufgerufen. Eine stolze Summe für eine Sportart, die aktuell wohl für jeden Fan in der Halle dankbar sein darf. "Man hat sich, glaube ich, ein bisschen mit den Eintrittspreisen verkalkuliert und am Anfang viel zu hohe Preise fordern wollen", sagt Stefan Kretzschmar.
Die Außendarstellung des Sports leidet unter halb verwaisten Hallen. Sie sorgen einerseits nicht nur für schlechte Stimmung, sondern schrecken auch potenzielle Sponsoren ab. Warum sollte ein global agierendes Unternehmen in einen Sport investieren, der zwar in den größten Hallen spielen will, diese aber teils nicht mal halbvoll bekommt?
Patrick Groetzki fasste es passend zusammen: „Es ist so einem großen Turnier nicht würdig, dass für ein Viertelfinale nur 4.000 oder 5.000 Karten verkauft werden." Zwar waren es letztlich überall zumindest mehr als 5.000 Zuschauer, von einem Zuschauerandrang war die WM aber insgesamt weit entfernt.
Nicht sonderlich hilfreich schien dabei die Zerstückelung des Turniers. Nur ein Beispiel: Frankreich etwa spielte in vier verschiedenen Hallen in zwei unterschiedlichen und weit voneinander entfernten Ländern (Kroatien und Norwegen) - für die Fans der Equipe Tricolore eine alles andere als komfortable Situation.
Aber das ist nur ein Randaspekt. Es gilt jetzt, das Interesse an diesem tollen Sport zu verstärken - nicht nur in Europa, sondern global. Ideen gibt es viele, zuletzt tat sich etwa Stefan Kretzschmar mit Impulsen in einem Interview hervor.
Besonders die Idee, eine WM und EM jeweils alle vier Jahre an eine kleinere Nation zu vergeben, um den Sport dort bekannter zu machen, ist zumindest eine, mit der sich die IHF-Verantwortlichen auseinandersetzen sollten.
Die kommenden Großturniere finden fast ausnahmslos in Ländern statt, in denen das Handball-Interesse ohnehin groß ist. Das dürfte zwar wieder für volle Hallen bei den Spielen der eigenen Nationalmannschaft sorgen, das allgemeine Interesse über diese Länder hinaus steigert es sicher nicht.
Es wird Zeit, endlich etwas zu unternehmen und den Sport globaler präsent zu machen. Wo sind beispielsweise konkrete Ideen der IHF? Schließlich wäre nichts schlimmer, als plötzlich nur noch Teil der olympischen Winterspiele zu sein. Oder noch schlimmer: ganz von Olympia ausgeschlossen zu werden.
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