vor 7 Stunden
Trotz kürzerer Vorbereitungszeit und größerer Distanz zum Spielort
Die deutschen Handballer und Basketballer müssen bereits am Samstag zum ersten Olympia-Spiel antreten. Mit der Eröffnungsfeier am Freitagabend sind sie daher unterschiedlich umgegangen. Die Hintergründe.
Aus Paris berichtet Carsten Schröter-Lorenz
Beim Doppelinterview-Termin mit dem kicker Anfang Juli waren sich Johannes Voigtmann und Johannes Golla noch nicht sicher, was sie mit ihren Teams am olympischen Eröffnungsabend am Freitag machen würden. Einig waren sich der Basketball-Vize-Kapitän und der Handball-Spielführer derweil darin, dass sie es mit dem Spielplan nicht gerade gut getroffen haben.
Beide deutschen Teams müssen schon am Samstag ihr erstes Olympia-Spiel bestreiten, direkt am Tag nach der historischen Bootsparade über die Seine, mit der die 33. Sommerspiele besonders spektakulär eröffnet wurden.
Golla erwähnte eine Empfehlung des DOSB, bei Wettkämpfen am Folgetag eher auf die Teilnahme an der Eröffnungsfeier zu verzichten - und hielt sich mit seinen Kollegen daran. "Wir haben uns in der Mannschaft klar dafür ausgesprochen, dass wir nach Paris reisen, um nicht Olympia-Tourismus zu machen, sondern natürlich sportlich so weit kommen wollen, wie möglich", sagte der DHB-Captain bereits Anfang der Woche.
Die Handballer wollen sich voll auf den schwierigen Start gegen favorisierte Schweden konzentrieren, mit denen sie sich am Samstagabend um 19 Uhr in der Paris Arena Süd 6 messen.
Die Basketballer gingen hingegen einen anderen Weg und nahmen geschlossen an der Eröffnungsfeier teil. Und das, obwohl sie am Samstag schon um 13.30 Uhr spielen müssen und das auch noch im 225 Kilometer entfernten Lille.
Wie passt das zusammen? Mangelnde Professionalität oder Olympia-Tourismus ist den Korbjägern sicher nicht vorzuwerfen. Der Unterschied liegt an drei Hauptaspekten.
Handball-Bundestrainer Alfred Gislason ist "überhaupt nicht traurig" über den Verzicht. "Ich würde lieber gegen Schweden ein richtig gutes Spiel machen, als sieben Stunden in Paris irgendwo unter freiem Himmel zu sitzen", sagte der Isländer schon im Vorfeld der Entscheidung.
Gordon Herbert hatte seinen Spielern hingegen schon vor Veröffentlichung der Spielpläne zugesagt, das einmalige Start-Erlebnis bei Olympia wahrnehmen zu dürfen. Trotz der herausfordernden Taktung inklusive aufwändigen Ortswechsels hielt der Basketball-Bundestrainer sein Wort und stellte dem Team zusammen mit dem DBB eine Teilnahme frei.
Das dürfte auch an den sportlichen Kräfteverhältnissen liegen. Deutschland ist amtierender Basketball-Weltmeister und hat Auftaktgegner Japan sowohl zum WM-Start 2023 als auch vorige Woche im Testspiel in Berlin recht souverän besiegt. Auch nach einer mutmaßlich stressigeren Nacht mit weniger Schlaf bleibt das Herbert-Team gegen die Asiaten in der Favoritenrolle.
Die Handballer hingegen haben laut Golla mit der Spielweise von Topnation Schweden schon länger ihre Probleme, verloren etwa auch bei der Heim-EM im Januar das Spiel um Platz 3 gegen die Skandinavier. Bei der Mission Revanche wollte man nun keine Störung der Vorbereitung am Vorabend in Kauf nehmen.
Mitte der Woche kam für die Basketballer final noch ein zuvor zumindest schon zu erahnender Grund hinzu, an der Eröffnungsfeier teilzunehmen. DBB-Kapitän Dennis Schröder wurde zum männlichen Fahnenträger gewählt und hat bei der Eröffnungsfeier die deutsche Delegation mit Judoka Anna-Maria Wagner angeführt.
Die Teamkollegen im eingeschworenen Weltmeisterteam wollten ihren Leader, der auch schon vor seiner Fahnenträger-Wahl von der Eröffnungsfeier schwärmte, bei dieser ehrenvollen Aufgabe nicht allein lassen und gingen alle mit an Bord. Das hatte der DBB bereits am Freitagvormittag offiziell bekannt gegeben. Zuvor stand am frühen Nachmittag noch ein Besuch im Olympischen Dorf in Paris auf dem Programm, in das die Basketball-Teams erst einziehen dürfen, wenn sie die nach Nordfrankreich ausgelagerte Vorrunde überstanden haben.
Beiden Vorgehensweisen liegen für sich genommen nachvollziehbare Argumente zugrunde - auch wenn sich mancher Handballer je nach Verlauf der Bootsparade vielleicht doch ärgern wird, dieses historische Ereignis verpasst zu haben. Und die Basketballer sollten ihr Spiel gegen Japan natürlich tunlichst gewinnen - sonst wird die Eröffnungsfeier-Teilnahme zum unangenehmen Thema.
Die Basketball-Frauen, die erst am Montag ins olympische Turnier starten, nehmen auch an der Eröffnungsfeier teil. Den Handball-Frauen, die bereits am Donnerstag eine Auftaktniederlage gegen Südkorea einstecken mussten und am Sonntag wieder gefordert sind, wurde vom DHB eine verkürzte Teilnahme freigestellt.
Alles weitere rund um das Basketball-Turnier bei Olympia auf:
» basketball-world.news