27.01.2025, 12:23
"Bin bereit"
In diesen WM-Tagen dreht sich beim deutschen Handball-Team alles um Juri Knorr - für den bevorstehenden Medaillenkampf gibt der Spielmacher nun grünes Licht.
Mit schwarzem Schal und frischen Kräften machte sich Juri Knorr am heutigen Montagvormittag (27. Januar) auf den Weg ins WM-Quartier der deutschen Handballer - für die entscheidenden Spiele in Oslo hat der Unterschiedsspieler grünes Licht gegeben. "Die Tage haben mir gut getan. Mir geht es soweit ganz gut. Ich bin für das Viertelfinale bereit, sonst wäre ich nicht hier", sagte Knorr dem SID, ehe er seinen Sitz in Reihe 9 des Fluges EW 7198 von Hamburg nach Oslo bestieg und fügte hinzu: "Es ist schon verrückt."
Die Hauptrundenpartien gegen Italien und Tunesien hatte der Spielmacher krankheitsbedingt verpasst und sich stattdessen in Flensburg untersuchen lassen. Mit erfreulichen Ergebnissen. "Wir haben gestern noch einmal einen Bluttest gemacht, die Werte sind in Ordnung", sagte der 24-Jährige - und bot einer älteren Dame an, ihr beim Tragen eines Koffers auf der Gangway zu helfen. Kurz nach seiner Landung in Norwegens Hauptstadt könnte er dann am Nachmittag beim Training schon wieder mitmachen.
Seine Teamkollegen hatten ihr neues WM-Quartier im verschneiten Oslo bereits am Sonntag bezogen. Voller Tatendrang und mit dem Gefühl, "dass das Turnier jetzt richtig losgeht", wie es Kapitän Johannes Golla mit Blick auf das Viertelfinale am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) gegen Portugal formulierte. Auch Knorr sprüht vor Elan: "Die Portugiese haben eine starke Mannschaft - aber das ist eine super Chance."
Keine Interviewrunde war in den vergangenen Tagen ohne eine Frage zu dem Mittelmann der Rhein-Neckar Löwen ausgekommen. Allein das unterstreicht dessen Wichtigkeit für den Kampf um die erste WM-Medaille seit 18 Jahren. "Er ist ein anderer Juri als vor drei Jahren", sagte Bundestrainer Alfred Gislason in den vergangenen Tagen.
Tatsächlich hat Knorr seine spielerische Variabilität verbessert. Der 1,92-Meter-Mann mit dem markanten Zopf ist nicht mehr der Alleinunterhalter, er denkt öfter und besser an das große Ganze, bindet nicht "nur" die Kreisläufer, sondern auch seine Kollegen im Rückraum ein, schafft durch cleveres Spiel viele Räume.
"Es hieß immer, dass er für die Rückraumspieler gar nichts macht. Mittlerweile macht er aber unheimlich viel für die Rückraumspieler", stellte Gislason fest. Knorr kommt dabei zugute, dass im Nationalteam in Renars Uscins ein neuer Star an seiner rechten Seite heranwächst. Aber auch, dass es in Luca Witzke oder Nils Lichtlein durchaus Alternativen auf der Mitte gibt. Allein: Ersetzen können sie Knorr nicht.
Knorr ist ein sensibler Handballer - einer, dessen Spiel durch Stressfaktoren von außen aber erheblich gestört werden kann. Es kommt nicht von ungefähr, dass er die Löwen im Sommer in Richtung Dänemark verlässt. Der Wechsel zu Topklub Aalborg Handbold soll als Sprungbrett dienen - auf ein neues sportliches Niveau und, nicht weniger wichtig, raus aus dem Rampenlicht in Deutschland.
"In Dänemark werde ich vermutlich für die breite Masse nicht ganz so interessant sein. Und ich glaube, ein bisschen weniger Scheinwerferlicht tut mir auch mal ganz gut", sagte Knorr im Herbst dem Mannheimer Morgen, als sein viel beachteter Wechsel öffentlich wurde.
Unvergessen ist sein emotionaler Ausbruch bei der Heim-EM im Vorjahr, als der Druck - sowohl von ihm selbst als auch von außen - immens war und er vor den Mikrofonen der Reporter all seinen Frust rausließ. Derartige Reaktionen, so wirkt es, gehören der Geschichte an. Knorr spricht seltener, aber wenn, dann hat es Hand und Fuß.
Am liebsten will er durch Taten glänzen - auch gegen Portugal? "Das entscheidet Alfred", sagte Knorr und setzte sich auf seinen Platz im Flieger.
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SID, red