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    Handball: Schiedsrichter & Regeln

    25.07.2024, 08:21

    Anpassungen im Regelwerk zum 01. Juli in Kraft getreten

    Klarstellungen statt Änderungen

    Zum 01. Juli 2024 traten Anpassungen im Regelwerk in Kraft. Kay Holm ordnet die Neuerungen ein.

    Kay Holm
    Schiedsrichter-Lehrwart Kay Holm wird in Paris als Delegierter am Tisch sitzen. Marco Wolf

    Der Weltverband IHF hat zum 01. Juli 2024 Änderungen im Handball-Regelwerk vorgenommen. Anders als vor zwei Jahren, als beispielsweise die Anwurfzone eingeführt wurde, handelt es sich jedoch nicht um große Einschnitte. "Das Wort Regeländerung trifft es nicht", sagt auch Kay Holm, zuständig für den Bereich Lehre im Schiedsrichterwesen des Deutschen Handballbundes. "Es sind vielmehr Ergänzungen bzw. Anpassungen, die der Klarstellung dienen sollen."

    So wurde beispielsweise im Regelwerk verankert, dass ein absichtliches Fußspiel, das unmittelbaren Einfluss auf die Spielsituation hat, in jedem Fall mit einer Zeitstrafe zu ahnden ist. "In der Auslegung auf dem Feld war das bereits Usus, aber jetzt ist es auch im Regelwerk unmissverständlich formuliert", sagt Holm

    Auch bezüglich der Fußstellung bei einer Wurfausführung wurde - basierend auf dem umstrittenen direkten Freiwurf des Franzosen Elohim Prandi bei der EHF EURO 20245 - wurde Klarheit geschaffen. Der Werfer müsse gemäß Regel 15:1 'bei der Wurfausführung mit einem Teil desselben Fußes ununterbrochen den Boden berühren, bis der Ball die Hand verlassen hat.'

    Der Ausdruck 'desselben Fußes' ersetzt dabei die Formulierung 'eines Fußes' (im englische: "the same foot" statt "a foot“). „Jetzt ist schriftlich auch glasklar formuliert, dass ein Wechsel des Standfußes nicht erlaubt ist", sagt Holm. Zudem wurden unter anderem die Abstufung im Strafmaß bei Provokationen, Überreaktionen und Simulation (Schauspielerei) fixiert und eine Klarstellung für das passive Spiel vorgenommen:

    'Wird von der angreifenden Mannschaft nach maximal 4 Pässen kein Torwurf ausgeführt, also, wenn der 5. Pass von einem Mitspieler angenommen wurde, wird auf Freiwurf gegen die ballbesitzende Mannschaft entschieden', heißt es nun im Regeltext. Der Einschub stellt klar, so Holm, "dass erst die Vollendung des 5. Passes regelwidrig ist."

    Das erste große Turnier, bei dem das angepasste Regelwerk gültig ist, sind die Olympischen Spiele in Paris (25.07. bis 11.08.2024). In der Vorwoche informierte Holm die Bundesliga-Vereine bei einem Online-Meeting über die Regelanpassungen sowie die regeltechnischen Schwerpunkte für die kommende Saison, anschließend reiste der Schiedsrichterlehrwart nach Frankreich.

    Neben den deutschen Schiedsrichter-Teams Robert Schulze/Tobias Tönnies und Tanja Kuttler/Maike Merz ist auch Holm für die Olympischen Spiele nominiert. "Die Vorfreude ist riesengroß", betont der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter. "Dieses Event miterleben zu dürfen, ist ein hohes Maß an Wertschätzung."

    Er sei sehr gespannt auf die Erfahrungen in Frankreich. "Ich freue mich darauf, auch andere Sportarten zu sehen und andere Sportler zu treffen und mich einfach von dem Flair in Paris beeindrucken zu lassen", blickt Holm voraus. "Es ist die höchste Sportveranstaltung der Welt und dort dabei zu sein, ist ein Traum."

    jun