14.10.2024, 07:30
Emotionen kochen beim Spitzenspiel in Polen über
Das Topspiel in der polnischen Handball-Superliga vom gestrigen Sonntag dürfte ein Nachspiel haben. Nach dem 29:25-Sieg von Wisla Plock war Kielces Talant Dujshebaev außer sich - er erhob schwere Rassismus-Vorwürfe. Zudem gab es Spuck-Anschuldigungen, die Rote und die Blaue Karte während des Spiels gingen unter.
Nach dem 29:25-Sieg von Wisla Plock war Kielces Talant Dujshebaev außer sich - er erhob schwere Rassismus-Vorwürfe gegen die Fans von Plock, aber auch Wisla-Trainer Xavier Sabaté. "Er hat mich einen Scheiß-Chinesen genannt", sagt der in Kirgistan geborene Dujshebaev gegenüber handball-world.
Wisla Plock berichtet auf seiner Vereinsseite unterdessen von Beleidigungen und Drohungen von Dujshebaev gegen Xavi Sabate, der aufgrund solch "brutaler und zutiefst unwürdiger Worte" rechtliche Schritte einleiten werde. Die unterstellte rassistische Beleidigung bestritt der Spanier gegenüber sport.tvp.pl.
Für Dujshebaev war unterdessen das Verhalten der Fans gegen Kielce-Spieler Dylan Nahi noch schlimmer, der mehrfach als "schwarzes Schwein" bezeichnet worden sei. "Dylan saß nach dem Spiel in der Kabine und weinte. Solch‘ einen Rassismus darf es im 21. Jahrhundert nicht geben. Das ist absolut inakzeptabel, wir müssen gegen solche Äußerungen kämpfen", sagte Dujshebaev.
Gegenüber L’Équipe erläuterte Europameister Nahi seine Sicht der Dinge: "Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass gegen mich Lärm gemacht wurde, aber ich wusste nicht, was die Leute sangen. Am Ende des Spiels erklärten mir meine Mitspieler und mein Trainer, dass es sich um rassistische Beleidigungen handelte."
"Auf dem Feld ist mir das zum ersten Mal passiert", so Dylan Nahi, der anfügte: "Ich finde das dumm. Ich weiß, dass nicht jeder so ist, aber es gibt eine gewisse Minderheit von Menschen, die nicht denken. Jetzt ist die Sache eskaliert und ich hoffe nur, dass die Beteiligten sich damit befassen. Das sind Dinge, die auf einem Handballplatz und im Sport allgemein nicht sein müssen."
Der Klub aus Kielce reagierte noch am Sonntagabend mit einer Mitteilung auf seiner Website: "Als Verein möchten wir darauf hinweisen, dass diese Art von rassistischem Verhalten und Angriffen im Profisport auf höchstem Niveau inakzeptabel sind. Sport soll vereinen und nicht Unterschiede verstärken. Wir werden eine ausführliche Erklärung der Situation durch die zuständigen Ligabehörden einholen."
Während der Partie in Plock kochten die Emotionen hoch, es gab insgesamt 21 Zeitstrafen, eine Rote und eine Blaue Karte. Die Blaue Karte hatte Jorge Maqueda im ersten Abschnitt nach einer unsportlichen Aktion gegen Mirsad Terzic erhalten. Dieser sah in der Schlussphase nach der dritten Zeitstrafe den Roten Karton.
Auch die Trainer gerieten während des Spiels mehrfach verbal aneinander. Sabaté beschuldigte Dujshebaev bei der anschließenden Pressekonferenz, dass ihn sein spanischer Landsmann während der Partie angespuckt habe. Dem Vorwurf widersprach Dujshebaev allerdings vehement.
In der Vorsaison hatte Plock in Polen sowohl Meisterschaft und Pokal gewonnen, zum Start der neuen Spielzeit auch den Super-Cup. Der Sieg am Sonntag war der fünfte in Folge für Wisla. "Meine Vorwürfe haben aber überhaupt nichts mit unserer Niederlage zu tun. Es muss jetzt einfach etwas geschehen", sagte Dujshebaev.
Björn Pazen, red