28.03.2024, 06:00
Star-Neuzugang des VfL im Interview
Kentin Mahé wird im Sommer in die Handball-Bundesliga zurückkehren. Der 32-jährige Star-Neuzugang des VfL Gummersbach will an frühere Erfolge des zwölfmaligen Meisters anknüpfen. Mahé spricht im handball-world-Interview über seine großen Ziele mit dem VfL.
Kentin Mahé hat mit der französischen Nationalmannschaft alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: Olympia-, WM- und EM-Gold (zuletzt im Januar in Deutschland) - und das teilweise mehrfach. Der Spielmacher wird das ungarische Top-Team Telekom Veszprém zum Saisonende verlassen - und zu seinem Ex-Verein zurückkehren, für den er schon von 2011 bis 2013 spielte. Dort soll Mahé mit seiner Erfahrung und seinem Siegeswillen das Team um den deutschen Nationalspieler Julian Köster führen.
Kentin, im Sommer geht's für Sie zurück zum VfL Gummersbach. Sie verstärken dann eine junge, vielversprechende Mannschaft - was sind Ihre Ziele mit dem VfL?
Kentin Mahé: Es freut mich sehr, dass ich diese junge Truppe bereichern kann - zumindest hoffe ich, dass es so ist (lächelt). Für mich ist es neu, als ältester Spieler irgendwo hinzukommen. Die meisten der Jungs sind ja erst 20 bis 23. Das Ziel ist es definitiv, den VfL wieder dort hinzubringen, wo er hingehört. Ich glaube, die Region, die Stadt und der Verein wünschen sich alle, dass wir wieder in Europa spielen. Und da sollte es auch kurzfristig, nicht nur langfristig, hingehen.
Damals in meinem ersten Jahr beim VfL, 2011, hatte ich das Glück, direkt im Europapokal zu spielen. Das war zwar nicht die Champions League, aber dennoch eine sehr schöne Erfahrung. Ich glaube, diese Erfahrung wünschen sich auch die jungen Spieler der jetzigen Mannschaft. Sie arbeiten jetzt seit einigen Jahren zusammen. Die Entwicklung ist positiv. Wenn man die Verpflichtungen sieht, die der VfL getätigt hat, liegt das auf der Hand, dass der Wunsch lebt und dass das auf jeden Fall angestrebt wird. Ich finde auch, dass das total realisierbar ist.
Der VfL steht aktuell zwei Punkte hinter Hannover (Anm. d. Red.: Tabellensechster). Da kann noch ordentlich was passieren. Ich glaube, Hannover spielt jetzt am Wochenende in Flensburg. Vielleicht klappt es ja schon diese Saison. Wenn nicht, dann wird es auf jeden Fall auch meine Aufgabe sein, mit den Jungs das zu schaffen. Gummersbach hat diese Saison ja auch jeden geärgert. Ich glaube, dass das auch nächste Saison so wird.
2022 wurden Sie mal mit der Aussage zitiert, dass die Handball-Bundesliga sehr anstrengend sei. Und zu einer möglichen Rückkehr wörtlich: "Wenn ich das umgehen kann, dann werde ich das umgehen." Was hat sich seitdem verändert?
Kentin Mahé: Das war nicht so gemeint. Die Aussage wurde damals aus dem Kontext gerissen. Ich freue mich riesig, in die Bundesliga zurückzukehren. Ich verfolge sie jede Woche. Sie ist nach wie vor das Maß aller Dinge - und das wird sie auch noch sehr, sehr viele Jahre sein. Sie ist auf allen Ebenen besser als andere Ligen - auf medialer Ebene und auf sportlicher Ebene. Sie ist auch besser, was die professionellen Bedingungen angeht in den Mannschaften: Reisen, Klamotten, der ganze Staff um das Team herum, usw. . In meinem Kopf war die Bundesliga immer eine Option. Und diese Option ziehe ich jetzt, sozusagen.
Sie sind ein Spieler, der auch dafür bekannt ist, dass er sich mit seiner Dynamik in jeden Zweikampf voll reinhaut. Wie fit sind Sie noch?
Kentin Mahé: Ich glaube, ich tue jeden Tag alles dafür, um für Olympia nominiert zu werden - und dass mein Körper da mitmacht. Ich glaube schon, dass ich noch ordentlich Kraft im Tank habe, um in die Zweikämpfe gehen zu können. Sicherlich ist die ungarische Liga nicht die intensivste, aber wir trainieren hier richtig intensiv. Genau so habe ich das auch weiterhin vor: Wenn mein Vertrag in Gummersbach anfängt, will ich in Top-Form sein, um der Mannschaft helfen zu können.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Kentin Mahé: Ich freue mich am meisten, in den Bundesliga-Hallen zu spielen, weil das eine einzigartige Sache ist. Das gibt's so nirgendwo auf der Welt. Ich freue mich, alte Weggefährten wiederzusehen, die ich in den letzten Jahren nicht mehr so häufig gesehen habe - dadurch, dass ich in Ungarn war. Und ich freue mich, im DHB-Pokal zu spielen. Das ist ein Pokal, der mir sehr am Herzen liegt, den ich noch nicht gewinnen konnte. Ich glaube, dass wir mit dem VfL das Zeug dazu haben - mit ein bisschen Losglück usw. . Da gehören ja immer mehr Sachen dazu. Aber ich freue mich auf jeden Fall darauf, darum zu kämpfen.
Die Rückkehr nach Deutschland ist auf jeden Fall ein logischer Schritt für mich. Meine Tochter wird eingeschult. Das ist ein Soft Skill, der natürlich auch eine Rolle gespielt hat bei der Entscheidung. Deutschland hat mir sehr viel gegeben. Ich freue mich zum VfL zurückzukommen. Ich kenne den Verein und dass ich nicht ganz fremd bin, erleichtert die Eingewöhnung.
Erstmal steht mit Telekom Veszprém aber vor allem noch ein Ziel im Fokus: Die Champions League. Am Donnerstag (28. März, 18.45 Uhr) geht's gegen den Erzrivalen Szeged... Gab es jetzt nochmal eine besondere Ansprache von der Vereinsführung?
Kentin Mahé: Die Ansprache braucht es mittlerweile nicht mehr. In den letzten Jahren haben wir zumindest in der Anzahl der gewonnen Duelle dominiert. In der Anzahl der Meisterschaften haben wir nicht dominiert. Von vier Meisterschaften haben die zwei gewonnen und wir zwei. Die fünfte ist wegen Corona annulliert worden. Es ist also quasi meine fünfte Meisterschaft, an der ich teilnehme. Es wäre schön, sich mit einem Titel zu verabschieden.
Jedem Trainer, der hier neu dazukommt, wird sofort gesagt: Egal was ist, egal gegen wen du spielst: Du musst nur gegen Szeged gewinnen. Das ist eine deutliche Ansprache - und die gilt nach wie vor.
Veszprém hat noch nie die Champions League gewonnen, ist oft knapp gescheitert: Vier Mal im Finale, u.a. mit Ihnen 2019. Das Team wurde zu dieser Saison nochmal prominent verstärkt. Warum klappt's diese Saison mit dem Titel?
Kentin Mahé: Ich würde sagen, weil wir zum richtigen Zeitpunkt bereit sind, zum richtigen Zeitpunkt das Quäntchen Glück haben, zum richtigen Zeitpunkt besser sind. Wir wollen das alle mehr denn je. Es ist für mich wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich die Champions League gewinnen kann. Das ist nochmal ein besonderer Ansporn.
Es ist, seitdem ich hier bin, immer wieder das Gleiche, aber: Wenn du in der Mannschaft bist, die das Ding zum ersten Mal holt, dann machst du dich unsterblich!
Heiner Brand über VfL Gummersbach in Handball-Bundesliga: „Hätte ich nie für möglich gehalten"
Mit diesem Kader plant Gummersbach für die Saison 2024/25
Niklas Beckmann