22.10.2024, 09:59
"Quo Vadis Handball?"
Stefan Kretzschmar ist eines der Gesichter des deutschen Handballs. Der Sportvorstand der Füchse Berlin hat schon zu seiner aktiven Karriere über den Tellerrand geschaut, hatte beim Musiksender M-TV mit "Sushi-TV" sein eigenes Format und verhilft auch jetzt in seinen Formaten "Harzblut" und "Kretzsche & Schmiso" dem Handball zur Bekanntheit. Dennoch macht sich der ehemalige Nationalspieler Gedanken über die Zukunft der Sportart und fragt: "Quo vadis, Handball?"
"Ich liebe die Bundesliga. Aber wo wird unser Sport in zehn Jahren sein? International. Global. Was ist die Vision?", fragt Kretzschmar in den Sozialen Medien seine Follower. Schon im April sickerte durch, dass Saudi-Arabien nicht mehr die Handball-Klub-WM ausrichten wird und auch von einer geplanten Durchführung der Handball-WM Abstand genommen habe.
"Wenn die Saudis sich zurückziehen, heißt das übersetzt, dass unser Sport dort keine Relevanz hat und global keine Relevanz hat", sagte Kretzschmar damals. Schließlich sei Saudi-Arabien aus rein sportlicher Sicht ein Fenster für den Handball in die arabische und afrikanische Welt. "Dieses Fenster wird geschlossen, wenn sie sich für uns nicht mehr interessieren. Da wir eh schon ein Problem haben, ein globaler Sport zu bleiben, ist das keine gute Nachricht für uns als Sportart allgemein."
“Man nutzt eine WM zum Geld verdienen und die darauffolgende WM muss man Geld investieren. Man muss in Regionen und Länder gehen, in der der Handball nicht populär ist. Nach Südamerika, nach Asien, nach Afrika. Muss dort eine WM austragen, von mir aus zu jedem Spiel Hunderte oder Tausende Freikarten verteilen, damit man die Kids in die Halle bekommt", hatte Kretzschmar damals überlegt und die internationalen Verbände aufgefordert eine Vision zu entwickeln, um Handball globaler zu machen.
Passiert ist im letzten halben Jahr zumindest in der Öffentlichkeit wenig, auch wenn die Handball-Klub-WM nun in Ägypten, dem Heimatland von IHF-Präsident Hassan Moustapha eine neue Heimat gefunden hat. "Wir sehen Entwicklungen, Tendenzen. 3x3 im Basketball. Icon- & BallerLeague im Fußball. Das 'Sehverhalten' der 'Kids' ändert sich", so Kretzschmar, dessen Tochter Lucie-Marie in der Handball Bundesliga Frauen bei den Flames der HSG Bensheim/Auerbach unter Vertrag steht und erfolgreiche Beachhandballerin ist und dessen Sohn Elvis Ernesto in der Jugend des SC Magdeburg spielt.
Der Handball-Influencer betont: "Prominente Streamer haben heutzutage mehr Reichweite als etablierte 'TV-Anbieter'. Talkformate/Podcasts sind teilweise erfolgreicher als das Spiel selbst. Also frage ich heute mal euch: Quo vadis Handball?", so der 51-Jährige, der "keine Denkverbote", sondern alles auf den Prüfstand stellen will - ob Regeln, Formate, Übertragungen, Spielzeit oder auch Innovationen wie eine Shotclock.
chs