31.12.2024, 08:18
"Sind viel vernünftiger geworden"
Alfred Gislason blickt auf ein ereignisreiches und erfolgreiches 2024 zurück. Die Gedanken des Bundestrainers kreisen zum Jahreswechsel aber längst auch um die bevorstehende WM.
Der Plan steht: Alfred Gislason wird sich zum Jahresausklang eine "gute Rotweinflasche" aufmachen und voller Stolz und Genugtuung auf ein "sehr, sehr schönes Jahr" zurückblicken. Sein Handy wird der Handball-Bundestrainer dabei wohl beiseite legen. Denn "ein bisschen nervig" an Silvester sei es, so Gislason lachend, "dass man 5.000 WhatsApp-Nachrichten bekommt und alle erwarten, dass du antwortest".
Er selbst wird die Begrüßung des neuen Jahres "völlig in Ruhe" in seiner Heimat Wendgräben bei Magdeburg verbringen, ohne große Party oder Knallerei. Und auch bei seinen Spielern vertraut er zu 100 Prozent auf die Vernunft. Regeln oder gar Verbote gibt es so kurz vor dem Start in die WM-Vorbereitung keine.
"Ich mische mich da nicht ein. Ich kenne die gut genug, um zu wissen, dass sie sehr vernünftig sind", sagte Gislason im SID-Interview: "Sie würden nicht so viel feiern wie meine Generation oder die Generation von Kretzsche (Stefan Kretzschmar, Anm. d. Redaktion) und Kollegen. Die sind so viel vernünftiger geworden, dass ich mir überhaupt keine Sorgen mache."
Bei aller Gelassenheit sprüht Gislason zum Jahreswechsel vor Tatendrang. Schon am Freitag beginnt für ihn und das deutsche Team in Hamburg die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Dänemark, Norwegen und Kroatien (14. Januar bis 2. Februar 2025). Die letzten Härtetests steigen am 9. und 11. Januar in Flensburg und Hamburg jeweils gegen Brasilien, ehe das Team am 12. Januar sein WM-Quartier im dänischen Silkeborg bezieht.
"Ich hoffe, dass es bei der WM eine Fortsetzung der Heim-EM und der Olympischen Spiele gibt", sagt Gislason. Er würde sich freuen, "wenn wir mindestens die gleiche Leistung zeigen wie bei Olympia. Aber es ist alles so eng beieinander, da kann so viel passieren in einem Spiel." Das deutsche Olympia-Märchen in Frankreich endete bekanntlich erst im Finale mit Silber. Nach acht Jahren des Wartens stieß Gislason mit seinem verjüngten Team wieder in die Medaillenränge vor.
Olympia-Silber, aber auch der vierte Platz bei der Heim-EM im Januar erfüllen Gislason im Rückblick auf besondere Art und Weise. "Stolz bin ich vor allem auf die Mannschaft und wie sie sich in den letzten zwei Jahren entwickelt hat. Wir haben das Team stark umgebaut und extrem viele junge Spieler integriert. Das zahlt sich jetzt aus - und dass es so gut klappt, führt dann zu einer Genugtuung", sagte er.
Das kurzzeitige Hickhack um seine Vertragsverlängerung rund um das Olympia-Qualifikationsturnier im Frühjahr scheint vergessen. Gislason hat es geschafft, ein funktionierendes Team zu bilden - um arrivierte Kräfte wie Torhüter Andreas Wolff und Kapitän Johannes Golla, wachsende Säulen wie Spielmacher Juri Knorr und Abwehrriese Julian Köster und neue Shootingstars wie Renars Uscins, Marko Grgic und David Späth.
"Ich weiß nicht, ob das altersbedingt ist, aber es ist extrem schön, so eine Mannschaft zu formen und zu sehen, wie diese Jungs aufblühen", sagte Gislason: "Das gibt mir sehr, sehr viel, wenn man sieht, wie die Spieler wachsen und immer mehr an sich glauben, wie sie von No Names zu Weltklasse-Spielern werden."
Die Olympia-Helden sind das Gerüst des Turnieraufgebots, das im neuen Jahr nach der ersten WM-Medaille seit dem Coup 2007 im eigenen Land greifen soll.
SID