28.02.2024, 08:32
DHB-Kader wirft Fragezeichen auf
Trotz zuletzt starker Leistungen taucht der Name von Tim Hornke nicht im 35er Kader für die Olympia-Qualifikation auf. Anstatt auf den Profi des SC Magdeburg setzt Bundestrainer Alfred Gislason auf andere Kräfte. Nicht nur deshalb überrascht seine Auswahl. Ein Kommentar.
38 Tore in sechs Spielen in diesem Jahr waren am Ende nicht genug. Der glänzend aufgelegte Tim Hornke steht nicht im 35er Kader für die Olympia-Qualifikation - und das, obwohl er vor zwei Monaten noch für den erweiterten Kader für die Heim-Europameisterschaft nominiert worden war.
Dass er letztlich nicht in den Genuss kam, beim Groß-Turnier in seiner Heimat zu spielen, schien den Rechtsaußen förmlich zu motivieren. Er traf zuletzt aus allen Lagen und erarbeitete sich endgültig einen Platz in der Startformation des amtierenden Champions-League-Siegers SC Magdeburg. Er spielt also regelmäßig auf allerhöchstem Niveau.
Doch diese Leistung beeindruckte Bundestrainer Alfred Gislason scheinbar überhaupt nicht. Dabei hatte die EM doch offenbart, dass seine Mannschaft gerade auf Rechtsaußen nicht gut besetzt war. Lediglich 6 von 13 Würfen fanden von dieser Position den Weg ins Tor - eine schwache Quote.
Da ist es umso verwunderlicher, wie die Spielerauswahl für die so wichtige Olympia-Qualifikation ausgefallen ist. Lediglich drei etatmäßige Rechtsaußen stehen im Kader - so wenige Spieler wurden für keine andere Position nominiert.
Dabei geht der Isländer ein großes Risiko ein. Schließlich befindet sich Patrick Groetzki, der seit seiner Verletzung vor der EM noch nicht eine einzige Minute wieder auf der Platte stand, im Kader. Zur Erinnerung: Der Routinier war erst wenige Wochen vor der EM von einer Fußverletzung zurückgekommen und hatte sich dann prompt wieder an eben jenem Fuß verletzt.
Damit bricht der Bundestrainer mit seinem eigenen Grundsatz, dass er keine Spieler ohne Spielpraxis nominiert. Diese hatte er vor der EM noch gefordert und daher Julius Kühn, der nach seiner Verletzung zunächst nur in der Defensive gespielt hat, für die EM außen vorgelassen.
Derweil strahlt Timo Kastening derzeit nicht das Selbstvertrauen aus, das Hornke an den Tag legt. Die Wurfquote von 52,9 Prozent (9 Tore bei 17 Versuchen) spricht Bände. Sowieso hat er in dieser Spielzeit erst einmal alle Würfe versenkt - Hornke gelang es viermal.
Hoffnung macht einzig Lukas Zerbe. Der TBV-Profi verpasste nur eine seiner insgesamt elf Wurfchancen im Kalenderjahr 2024 und sollte nun auch mit entsprechender Spielzeit vom Bundestrainer belohnt werden.
Noch fragwürdiger wird die Nicht-Nominierung von Hornke, wenn man auf den restlichen Kader blickt. Mit Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold berief Gislason zwei Profis, die bereits feierlich vom DHB verabschiedet wurden.
Warum man nun diese langjährigen Leistungsträger als Notnagel nominiert hat und nicht Profis, die auch über den Sommer hinaus das DHB-Trikot tragen werden, wird wohl ein Geheimnis von Gislason bleiben. Umso bitterer dürfte dies auf Hornke wirken.
Auch auf Halbrechts befinden sich mit Franz Semper und David Schmidt zwei Spieler, über deren Nominierung sich herzlich streiten lässt. Die beiden Linkshänder lassen die Konstanz vermissen, die Hornke verlässlich seit Wochen an den Tag legt.
Stattdessen geht Gislason lieber ins Risiko. Es könnte dem Isländer auf die Füße fallen, wenn Kastening, Bedarfs-Rechtsaußen Christoph Steinert und Co. sich weiterhin so abschlussschwach präsentieren.
Sebastian Mühlenhof