11.08.2024, 17:30
"Haben Belohnung um den Hals hängen"
Das goldene Ende blieb versagt, doch trotz der Niederlage in seinem 151. und letztem Spiel für die Handball-Nationalmannschaft versuchte Kai Häfner den Blick auf das Positive zu richten. Im ZDF-Interview zeigte er sich "megastolz" und "megadankbar".
"Natürlich haben wir uns das Spiel heute schon anders vorgestellt, das muss ich zugeben. Da lief nichts zusammen. Das muss man anerkennen, deswegen: Dänemark hat das absolut verdient gewonnen", räumte Kai Häfner nach dem überdeutlichen 26:39 ein. Bis zum 5:6 hielt das DHB-Team den Anschluss, dann riss der Faden - über 5:12 und 9:19 entglitt das Spiel gegen einen überragenden Gegner bereits vor der Pause.
Am Ende stieg Deutschland bei der Siegerehrung auf den zweithöchsten Platz des Podiums. "Ich denke, hätte uns irgendjemand vor ein paar Tagen oder ein paar Wochen gesagt: Du läufst hier heute mit einer Silbermedaille heraus. Dann hätte das jeder, denke ich, unterschrieben", ordnete der Routinier ein und fügte an: "Von daher glaube ich, umso mehr das Spiel Stück für Stück wegrückt, umso mehr und so größer wird dann auch die Freude über die Silbermedaille."
Und, auch wenn es nicht für Gold reichte - mit dem Finaleinzug durchbrachen Kai Häfner und das DHB-Team den nach dem EM-Gewinn 2016 eingesetzten Halbfinal-Fluch. Im Sommer 2016 reichte es bei Olympia noch für Bronze, danach waren undankbare vierte Plätze die größten Erfolge, auch zuletzt bei der Heim-EM 2024.
"Andi und ich haben miteinander gesprochen. Die letzten acht, neun Jahre haben wir ja alle Spiele zusammen gemacht, und wir haben gesagt, es wird mal wieder Zeit, ein Halbfinale zu gewinnen, weil die letzten Halbfinals haben wir alle verloren. Ich habe zu ihm gesagt, der Gegner ist Spanien, es wäre mal an der Zeit für dich, ein gutes Spiel zu machen. Dass er das gleich so wörtlich nimmt, macht mich sehr glücklich", scherzte Häfner nach dem Halbfinale gegen Spanien mit Blick auf das EM-Finale 2016 und die neuerliche Glanzleistung seines langjährigen Mitspielers im Tor.
"Kai, Rune (Dahmke), Jannik (Kohlbacher) und ich haben seit acht Jahren darauf gewartet, dass wir das Finale spielen, dass wir wieder eine Medaille um den Hals haben können", hatte Andreas Wolff nach dem Spiel mit Blick auf das sichere Silber erklärt. Dahmke und Kohlbacher fehlten dann allerdings bei Olympia in Rio. Nach den Frauen der DDR, die 1976 und 1980 Medaillen holten, sind Wolff und Häfner die einzigen Deutschen mit zwei Handball-Medaillen bei Olympia.
Die einzig goldenen bleiben aber den DDR-Olympiasiegern von 1980 vorbehalten. Wie es in ihm aussehe, wurde Kai Häfner gefragt. Gold verpasst, Silber gewonnen. "Weiß ich nicht so genau", so die Antwort des Routiniers, der kurz überlegte. "Ich bin megastolz auf das alles, was ich erleben durfte - und megadankbar. Es kommen einem viele Bilder, viele Momente hoch. Man versucht das hier alles noch aufzusaugen und mitzunehmen, aber ich glaube, das dauert alles ein bisschen."
Dabei wurde der Routinier vor Paris erst zur Generalprobe nachmoniniert - und nun stand er gut drei Wochen später im Olympia-Finale, verlässt Lille mit Silber um den Hals. Übrigens mit einem Umweg über Paris, wo am heutigen Abend die Abschlussfeier und ein Besuch im Deutschen Stadion ansteht. "Dass man das noch miterleben darf, dafür bin ich unglaublich dankbar. Man genießt jeden Moment", hatte Häfner bereits vor dem Finale erklärt.
Weitere Momente zum Aufsaugen. Ob es eine Abrissparty wie ihn Rio geben wird? "Ich denke 2016 haben wir das ganz gut hingekriegt. Mal schauen, was wir da heute machen", so Kai Häfner bereits wieder mit einem leichten Lächeln. "Wir freuen uns da jetzt auch drauf, die letzten Wochen waren sehr intensiv und jetzt haben wir die Belohnung um den Hals hängen und das wollen wir jetzt auch ein bisschen genießen."
cie, mit Material SID, red