31.07.2024, 19:30
"Zum Glück hat er sich nicht verletzt"
Jim Gottfridsson sah gegen Slowenien die blaue Karte und entschuldigte sich danach bei Dean Bombac. Ob der Flensburger gegen Kroatien spielen darf, ist noch offen. Der Gefoulte jedenfalls plädierte gegen eine Sperre.
Die ersten Worte richtete Jim Gottfridsson an seinen Gegenspieler. "Vor allem erst einmal eine Entschuldigung an Dean Bombac", erklärte der schwedische Spielmacher nach dem Abpfiff in der Mixedzone. "Der Ellenbogen soll nicht da sein, wo er war. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Zum Glück hat er sich nicht verletzt."
In der 37. Minute war Dean Bombac nach einem Zusammenstoß mit dem in der Abwehr stehenden Jim Gottfridsson mit einem Schrei zu Boden gegangen war. Der Flensburger hatte mit dem angewinkelten Ellenbogen den Adamsapfel des Slowenen getroffen.
"Ich versuche, mich zu schützen", erklärte Gottfridsson später. "Ich nenne das Druckwechsel, was sie machen. Sie spielen eine Kreuzung auf halb rechts und nehmen einen Spieler damit weg. Damit machen sie in der ersten Halbzeit zwei Tore. Ich war diesmal bereit, habe Körperspannung aufgebaut. Aber der Ellbogen soll da nicht sein."
Der Flensburger betont nachdrücklich: "Ich bin nicht stolz drauf. Das war keine Absicht. Wir wollen harten, aber fairen Handball haben." Die blaue Karte findet er dennoch "zu hart", wie Gottfridsson sagt "Ein paar Minuten zuvor haben sie meinen Arm von hinten genommen, das waren zwei Minuten." Er habe die Linie der Schweizer Schiedsrichter Arthur Brunner und Mo Salah "nicht verstanden".
Ohne Gottfridsson verlor Schweden spielerisch den Anschluss. Slowenien setzte sich in der Überzahl von 18:17 auf 20:17 ab und gewann am Ende 29:24. "Das tut weh", gestand Gottfridsson und sprach von einer "großen Enttäuschung". Der Spielmacher konnte in den entscheidenden Minuten nur zuschauen: "Wir waren eigentlich im Spiel, wenn ein paar Möglichkeiten genutzt hätten, hätten wir das Spiel drehen können."
Doch ohne ihren Denker und Lenker mussten die Schweden abreißen lassen. "Es ist schwer zu spekulieren, was für Bedeutung das [die blaue Karte, Anm. d. Red.] hatte, aber natürlich wollen wir ihm auf dem Spielfeld haben", sagte Kapitän Andreas Palicka. "Wir dürfen unsere Köpfe nicht hängen lassen, müssen analysieren und dann geht es weiter."
Auch Gottfridsson hatte die Nachbereitung bereits im Kopf. "Wir fahren jetzt zurück zum Dorf und besprechen, warum wir das nicht umgesetzt kriegen, was wir uns vorgenommen haben und warum uns so etwas passiert", blickte der Spielmacher voraus. "Es gibt viele Sachen zu besprechen. Wir haben 40 Stunden, um das hinzukriegen."
Ob Jim Gottfridsson im nächsten Spiel (Freitag, 14:00 Uhr) gegen Kroatien spielen kann, ist offen; vermutlich wird es zeitnah eine Verhandlung geben. Der Spielmacher selbst wusste es direkt nach dem Spielende auch nicht. "Keine Ahnung, da gibt es andere Leute, die sich darum kümmern", sagte er und nickte in Richtung Betreuerstab.
Einer, der sich wünscht, dass Jim Gottfridsson spielen darf, ist ausgerechnet Gegenspieler Dean Bombac. Dieser trug dem Schweden seine Aktion nicht nach und sprach sich im Interview gegen eine Sperre aus: "Ich hoffe sehr, dass er spielen darf. Er ist ja hier, um die Olympischen Spiele zu erleben."
Julia Nikoleit