10.03.2024, 21:52
TuS Metzingen holt erstmals den Titel
"Damit hat niemand gerechnet, aber das macht es umso schöner", freute sich Jana Scheib nach dem gewonnenen Pokalfinale der TuS Metzingen gegen die SG BBM Bietigheim. Im Interview spricht sie über diesen historischen Triumph und wie er möglich wurde.
Glückwunsch zum Pokalsieg - historisch, klasse zweite Halbzeit von dir, wie hast du das Finale um den DHB-Pokal erlebt?
Jana Scheib:
Wir sind als absoluter Außenseiter in dieses Finale gegangen. Unser Ziel war eigentlich damit erreicht, dass wir im Endspiel standen, aber wir konnten frei aufspielen. Wir sind dann mit minus zwei in die Halbzeit gegangen und wussten: Das ist noch ausbaufähig. Dass wir dann so eine zweite Halbzeit spielen, das ist kaum in Worte zu fassen.
Ich glaube, an diesem Wochenende hat ganz viel für uns gepasst. Viele Spielerinnen hatten einen super Tag, die Fans im Rücken, natürlich auch das nötige Glück. Der Handballgott war heute auch in manchen Momenten auf unserer Seite, aber: Wenn man seit über drei Jahren nicht verloren hat, kann man das gegen Metzingen schon mal tun.
Du hast deine gesamte Jugendzeit in Bietigheim verbracht. Ist es für dich etwas Besonderes, sie gerade hier heute zu schlagen?
Ich glaube, das ist für uns alle etwas Besonderes, weil Bietigheim seit Jahren die Mannschaft ist. Natürlich will man die ärgern. Das haben in den letzten Jahren nicht viele geschafft. Dass es jetzt gelungen ist, ist natürlich auch für mich besonders. Ich habe mit einer Kudlacz auch noch zusammengespielt. Es ist natürlich überragend, aber für mich ist es eigentlich noch cooler, dass meine ganze Familie und meine ganzen Freunde da waren. Es ist einfach nah an der Heimat. Wir genießen das jetzt einfach.
Du bist ja nicht so gut ins Spiel reingekommen, nur ein Treffer in der ersten Halbzeit und dann sieben in den zweiten 30 Minuten. Was ist in der Halbzeitpause bei dir passiert, dass du so explodiert bist?
Ach, ich saß in der Kabine und war so unzufrieden mit meiner Leistung, einigen unglücklichen Aktionen. Ich habe mir aber dann Rückspiel gegen Bietigheim vor Augen gerufen. Da war das ähnlich, die erste Halbzeit unglücklich und die zweite war gut.
Ich dachte: Ich habe nichts mehr zu verlieren, schlechter kann es nicht werden. Solange ich auf der Platte stehe, möchte ich zeigen, was ich kann. Man kann mich immer noch auswechseln, wenn es nichts wird. Dass ich dann so eine zweite Halbzeit spiele, damit habe ich selber nicht gerechnet.
Ich glaube, dass wir alle über uns hinausgewachsen sind. Das machen dann auch die ganzen Emotionen mit einem. Ich glaube, wir können den Pokalsieg nicht an einer einzigen Spielerin festmachen. In beiden Spielen haben alle Spielerinnen ihren Teil dazu beigetragen. Auch, was von der Bank an Emotionen kam, das ist unglaublich.
In welchem Moment hast du daran geglaubt, dass ihr Bietigheim wirklich schlagen und den Pokal holen könnt?
Das Spiel war eigentlich die ganze Zeit relativ eng. Wir gehen einmal auf drei Tore weg, als die die Auszeit nehmen. Da dachte ich schon: 'Wow, was ist mit uns los.' Ich habe dann gemerkt, dass wir von den Emotionen viel mehr da sind als sie. Sie waren eher unzufrieden, sind in Einzelaktionen gefallen. Da war mir klar, dass wir sie echt lange ärgern können. Ab dieser Auszeit mit drei Toren Vorsprung war ich eigentlich sicher, dass wir das nicht mehr aus der Hand geben. Wir hatten mannschaftlich so ein geiles Gefühl. Wir hätten noch zehn Minuten weiterspielen können und hätten nicht verloren, weil wir einfach die bessere Mannschaft waren in der zweiten Halbzeit.
Hat die Unterstützung der Fans eine Rolle gespielt?
Ja! Uns war schon vor dem Spiel klar, dass viele für uns sind. Natürlich, man ist immer für den Außenseiter. Es ist wie beim Fußball: Da sind alle gegen den FC Bayern. Das treibt einen umso mehr an, und nach dem Halbfinale wussten wir: Da kann ganz viel gehen, weil die Emotionen auch da schon für uns gespielt haben. Es ist einfach nicht in Worte zu fassen, aber was auch unsere Fans, die pinke Wand, da hingezaubert hat, das war schon grandios.
Maren Weigel ist ja mit euch auf Abschiedstour und jetzt hat sie endlich diesen Titel. Wie hast du sie nach dem Spiel erlebt?
Ich bin direkt nach dem Abpfiff zu ihr hin und hab ihr gesagt: Dieser Titel ist für dich! Wir haben vor dem Wochenende darüber gesprochen, dass ich so aufgeregt bin, weil es mein erstes Final Four ist. Für sie war es das fünfte oder sechste Mal.
Dann habe ich gesagt: 'Okay, dann machen wir dein letztes zu etwas ganz Besonderem.' Das war natürlich im Spaß, denn man hätte ja nicht damit rechnen können, dass wir das wirklich holen, aber mich freut es einfach für sie, dass sie ihre Karriere mit einem solchen Highlight beenden kann.
Bei uns hat es die Mischung ausgemacht, ob es eine Jule oder eine Maren ist mit Erfahrung, aber auch eine Osswald und ich, unser erstes Final Four. Wir sind da ganz ungestüm reingegangen. Diese Kombination hat es ausgemacht, dass wir jetzt diesen Pokal haben.
… und dann nächste Saison Europa…
Ganz sicher ist es jetzt Europa. Und der Supercup zu Beginn der nächsten Saison erwartet uns auch. Das ist unbeschreiblich, dass ich in meinem ersten Jahr in Metzingen direkt den ersten Titel hole. Damit hat niemand gerechnet, aber das macht es umso schöner.
Felix Buß, Sebastian Mühlenhof