26.06.2024, 13:56
Dänischer Nationaltrainer spricht über seinen Ex-Klub
Als amtierender Deutscher Meister hat der THW Kiel eine Saison 2023/24 zum Vergessen hingelegt. Der stolze Rekordmeister lief mit 21 Minuspunkten als Vierter über die Ziellinie. Dass ab Sommer alles besser wird, daran glaubt der Ex-Kieler Nikolaj Jacobsen nicht.
Dass die Spielzeit 2023/24 - gerade nach den Abgängen von Superstar Sander Sagosen und Welthandballer Niklas Landin - keine einfache für den THW Kiel werden würde, daran bestand kaum ein Zweifel. Doch der deutsche Rekordmeister tat sich noch wesentlich schwerer, als das so mancher Experte prophezeit hatte.
Aus dem Meisterschaftsrennen hatten sich die "Zebras" früh verabschiedet. Während Double-Sieger Magdeburg (die Klub-WM dazugezählt sogar Triple-Sieger), der national enteilt scheint, nur sechs Minuspunkte ansammelte, waren es beim THW stolze 21. Den Atem der MT Melsungen (24 Minuspunkte) und des VfL Gummersbach (25) spürte Kiel im Nacken.
Eine Saison ohne Champions-League-Handball war lange kaum vorstellbar, in der neuen Spielzeit aber läuft der THW lediglich in der European League auf. Und auch national werden die Kieler der Musik in der Saison 2024/25 wieder hinterherlaufen - daran hat zumindest Nikolaj Jacobsen keinen Zweifel.
"Ich sehe nicht, dass der THW in der nächsten Saison eine Rolle im Kampf um die Meisterschaft spielt", erklärt Dänemarks Erfolgstrainer, der als Spieler von 1998 bis 2004 für Kiel auflief, im Handball-Podcast "Erste 7": "Dafür ist die Mannschaft in der Saison 2024/25 zu jung und unerfahren."
Personell sieht es beim SCM, dem Vizemeister aus Berlin und bei der SG Flensburg-Handewitt tatsächlich rosiger aus. Zu einem gewachsenen Gerüst kommen punktuelle Verstärkungen dazu. In Kiel bricht mit Identifikationsfiguren wie Niclas Ekberg oder Steffen Weinhold jede Menge Erfahrung weg.
Sommer-Neuzugänge wie Emil Wernsdorf Madsen (GOG), Lukas Zerbe (TBV Lemgo Lippe) oder Bence Imre (FTC Budapest) werden fraglos Eingewöhnungszeit brauchen. Der Druck in Kiel, er ist ein anderer. "Mit unseren Ansprüchen und unserem Kader ist die Champions League Pflicht", sagte Aufsichtsratschef Marc Weinstock im März den Kieler Nachrichten. "Würden wir länger als nur ein Jahr European League spielen, müsste man Neuverpflichtungen ans Budget anpassen."
"Für mich liegt ein großes Problem auf Rückraum Mitte", sagt Jacobsen, der ausführt: "Der THW braucht einen Spieler, der das Spiel steuern kann. Elias Ellefsen a Skipagötu muss konstanter werden in seinem Spiel. Er ist ein Riesentalent und kann einer der besten Handballer der Welt werden. Im Moment spielt er aber noch zu naiv und risikoreich für einen Top-Klub in der Bundesliga."
Auch zwischen den Pfosten sieht Jacobsen die Kieler mit Tomas Mrvka und Samir Bellahcene nicht optimal aufgestellt - was mitunter das Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona (18:30) offenbarte.
"Man muss abwarten, wie sie es auf der Torhüterposition lösen werden. Am besten wäre es natürlich, wenn man sich mit Barcelona einigen könnte, Gonzalo Perez de Vargas schon zur neuen Saison nach Kiel zu holen. Das wäre für Kiel unglaublich wichtig", ist der 52-Jährige überzeugt.
Doch die Zebras scheinen eine andere Lösung im Blick zu haben - Andreas Wolff steht vor einer Rückkehr ins Gehäuse des Rekordmeisters. "Ich würde sehr, sehr gerne zurück nach Deutschland wechseln", sagte Wolff in der Dyn-Late-Night-Show "Overtime" im Gespräch mit dem eigenen Medienmanager Kevin Gerwin. Im Gespräch wäre unter anderem ein Tausch von Wolff und Bellahcene.
"Wir haben uns in Köln ausgetauscht. Sollte es Signale geben, dass eine Umsetzung möglich wäre, würden wir sicherlich alles dafür tun", hatte Geschäftsführer Viktor Szilagyi gegenüber den Kieler Nachrichten erklärt. Der NDR vermeldete nun bereits den Wechsel als perfekt, dem widerspricht aber der Österreicher. "Ich kann das nicht bestätigen", so Szilagyi gegenüber den Kieler Nachrichten.
msc, chs