07.05.2024, 17:00
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
Bis zum heutigen Tag haben Fans und Profis des HSV Hamburg in dieser Saison schon 1.800 Spielminuten alles gegeben - netto, brutto noch erheblich mehr. Ihr ganzes Herz und ihre ganze Kraft. Auch Johannes "Jogi" Bitter. Alles umsonst. Geht eine große Karriere so traurig zu Ende?
Der HSV Hamburg zieht also vors Schiedsgericht und wird die Lizenz-Entscheidung des Liga-Präsidiums anfechten. Damit geht der Kampf der Verantwortlichen um den Ligaverbleib weiter. Und damit geht auch das Leiden der HSV-Fans weiter. Selten waren Handballer und Fußballer in der Sache so vereint.
Dass die Hamburger Handballfans echte Nehmerqualitäten besitzen, ist spätestens seit 2014 klar, als dem damaligen Champions-League-Sieger schon einmal die Lizenz für die Bundesliga verweigert wurde.
Doch bei all dem Frust über offenkundige Fehler im Management blieb die Begeisterung für den Handball in der Hansestadt ungebrochen. Die Fans gingen den Neuanfang mit. Vom zwischenzeitlichen Aufstieg der U23 in die dritte Liga bis zum Wiederaufstieg in die erste Liga 2021.
Sportlich schien der HSVH jetzt auf einem guten Weg. Mit Torsten Jansen und Blazenko Lackovic auf der Trainerbank landeten die Elbstädter nach Platz 14 im ersten Jahr vergangene Saison schon auf Platz sieben. Und auch dieses Jahr steht der HSVH in der oberen Tabellenhälfte und hat mit dem Dänen Casper Mortensen und dem Niederländer Dani Baijens zwei absolute Topspieler in den eigenen Reihen.
Dazu noch Publikumsliebling Johannes Bitter, der eindrucksvoll zeigt, dass er sich mit seinen 41 Jahren verdammt gut gehalten hat und immer noch verdammt gut halten kann.
Apropos Jogi Bitter: Der Weltmeister von 2007 hat in Hamburg noch einen Vertrag bis 2026 und immer wieder betont, diesen auch erfüllen zu wollen. Auch die Verträge von anderen Leistungsträgern wie Mortensen und Frederik Bo Andersen laufen noch bis 2026.
Dass Spieler dieses Formats den Gang in die vierte Liga - sollte das Schiedsgericht die Entscheidung der HBL bestätigen - mitgehen, darf, vorsichtig formuliert, zumindest angezweifelt werden. Und ob ein Jogi Bitter sich noch mal einem anderen Verein anschließt?
Bleibt also erstens zu hoffen, dass im Fall Bitter diese großartige Karriere nicht binnen 60 Minuten auf so unwürdige Art und Weise zu Ende geht. Schließlich soll es dem Vernehmen nach ja um eine Stunde Verzug gegangen sein beim Einreichen der erforderlichen Unterlagen. 60 Minuten, die womöglich die Arbeit einer ganzen Saison, die Arbeit der vergangenen Jahre auf unbestimmte Zeit entwerten.
Wie geht es nun weiter in Hamburg? Lizenz weg, Spieler weg? Oder, um es mit Heidi Kabels berühmtesten Liedzeilen zu sagen: "In Hamburg sagt man Tschüss, das heißt auf Wiedersehen. In Hamburg sagt man Tschüss, beim Auseinandergehn." Das wäre richtig bitter.
Bleibt also zweitens zu hoffen, dass die 2010 verstorbene Hamburger Schauspielerin und Sängerin Recht behält und dass es auch ein Wiedersehen geben wird. Denn um zu sehen, wie schwierig Wiederaufstiege sind, muss man als Hamburger nicht mal die Stadt verlassen. Sondern nur die Sportart wechseln.
Bleibt also drittens und abschließend zu hoffen - und zwar im Sinne des Hamburger Handballs -, dass das alles noch irgendwie ein gutes Ende nehmen wird. Auch, wenn dazu aktuell die Fantasie fehlt.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!
Daniel Duhr