23.01.2024, 09:45
Vierzehnter Todestag
Während bei der Handball-EM 2024 noch die Hauptrunde läuft, ist der heutige Dienstag für die Handball-Welt ein Tag um innezuhalten - auch in der Redaktion von handball-world. Denn auf den Tag genau vor vierzehn Jahren verstarb in Oleg Velyky ein deutscher Nationalspieler - viel zu früh, im Alter von 32 Jahren
"Oleg Velyky hat den europäischen Handball wesentlich bereichert und er wird innerhalb der Handball-Familie sehr vermisst werden", hatte der damalige EHF-Präsident Tor Lian bei der EM 2010 erklärt. "Oleg, wir vermissen Dich", das gilt auch aber nicht nur heute für die gesamte Handball-Welt.
"Wir haben Olegs Krankheit und seinen Überlebenskampf gleichermaßen mit großer Sorge und tiefem Respekt miterlebt und begleitet. Respekt davor, wie unglaublich tapfer und würdevoll er damit umgegangen ist. Wie optimistisch und immer darum besorgt, dass sich seine Nächsten nicht zu große Sorgen um ihn machen", erklärte Iouri Chevtsov 2010 in einem Nachruf auf handball-world.
"Er hat seine Krankheit nicht verdrängt, er hat sie angenommen und bis zum Schluss eine bewundernswerte Größe und Intelligenz im Umgang mit ihr gezeigt. Oleg war ein wunderbarer, ein bescheidener und so wertvoller Mensch. Wem er sich öffnete, der konnte das sofort herausfinden", so Chevtsov, der Velyky sehr nahe stand und auch nach dessen Tod Kontakt zu seiner Familie hielt, weiter.
"Es hat gut getan, zu erfahren, wie mein Ehemann Oleg von der großen Handballfamilie geschätzt wurde. Mein Sohn Nikita und ich haben uns sehr wohl gefühlt bei dieser Familie und bei einer Partie, die auch Oleg sehr viel Spaß bereitet hätte", hatte Witwe Kataryna nach einem Benefizspiel erklärt, Sohn Nikita war damals sechs Jahre alt.
2003 war beim gebürtigen Ukrainer Hautkrebs diagnostiziert worden. Nach ersten Therapieerfolgen hatte Oleg Velyky zunächst wieder Handball gespielt, 2005 mit TUSEM Essen den EHF-Pokal gewonnen und 2007 auch zum WM-Kader der deutschen Weltmeister gehört, die deutsche Staatsbürgerschaft hatte er 2004 angenommen.
Wegen einer Sehnen-Verletzung unter dem Fuß konnte der Familienvater, der für die Ukraine 59 und für Deutschland 38 Länderspiele bestritt, allerdings kein WM-Spiel für das DHB-Team absolvieren. Sein letztes Länderspiel bestritt Velyky 2008 bei der EM in Norwegen in der Eröffnungspartie gegen Belarus, mit einem Kreuzbandriss war er für den weiteren Turnierverlauf nach nur wenigen Minuten ausgefallen.
Anfang März 2008 wurde beim Nationalspieler dann zum zweiten Mal Hautkrebs diagnostiziert. Dennoch feierte Oleg Velyky ein Jahr später, im Heimspiel gegen den THW Kiel, ein umjubeltes Comeback. "Handball ist keine Medizin", gab Oleg Velyky bei aller Freude über die Rückkehr auf das Parkett danach aber selbst zu bedenken.
Er verstarb am 23. Januar 2010. "Wir verlieren mit Oleg nicht nur einen überragenden Spieler, sondern auch einen mit seiner Persönlichkeit beeindruckenden Menschen, der jedem Handball-Fan in Erinnerung bleiben wird", hatte Christian Fitzek kurz darauf bei der Beerdigung im ukrainischen Browary erklärt. Auch in der Ukraine wurde Velyky geehrt, nicht nur im Sport.
"Nicht alle wissen, dass sich Oleg mit der Wohltätigkeit beschäftigte. Er half vielen, die Ukraine kann stolz auf ihn sein", hieß es zum Beispiel in einem Diskussionsforum. Eines von vielen Beispielen für den nicht nur großartigen Handballer, sondern, wie es Iouri Chevtsov treffend beschrieb, wunderbaren, bescheidenen und so wertvollen Menschen Oleg Velyky.
red