03.03.2024, 08:00
Todestag des Kapitäns der DHB-Junioren
Der 3. März 2009 ist einer der schwärzesten Tage in Handball-Deutschland: Heute vor 15 Jahren verstarb Sebastian Faißt während eines Junioren-Länderspiels in Schaffhausen. Der damals 20-Jährige war Kapitän des DHB-Teams, er galt als eines der größten Handball-Talente in Deutschland - und das in einem Jahrgang, der wenige Monate später Junioren-Weltmeister werden sollte.
Martin Heuberger hat die wohl schlimmsten Momente seiner Trainerlaufbahn noch heute vor Augen. Wie sein Kapitän Sebastian Faißt vier Minuten nach der Pause im Rückwärtslaufen das Gleichgewicht verliert und plötzlich zusammensackt.
Wie er am 3. März 2009 beim Junioren-Länderspiel in der Schweiz einfach umfällt. "Ich habe den ganzen Film noch vor meinen Augen. Er hat noch gesagt: 'Mensch, mir ist ganz schwarz vor Augen, ich kann nichts sehen'", erinnert sich Heuberger gegenüber handball-world.
Kurz darauf wurde Sebastian Faißt hinter die deutsche Auswechselbank getragen, Mannschaftsarzt Kurt Steuer begann mit Reanimationsversuchen. Fast eine Stunde lang. Doch jede Hilfe kam zu spät. Noch in der Halle verstirbt er. Im Alter von 20 Jahren. An Herzversagen, wie sich später herausstellt.
"Der Tag ist nach wie vor in meinen Gedanken. Es ist einfach nur schlimm, was da passiert ist. Ich kann das nie vergessen", sagt Heuberger. 15 Jahre ist es mittlerweile her, doch im Gespräch mit dem heutigen U21-Nationaltrainer wird klar, dass er sich tatsächlich noch an fast jedes Detail erinnert. Was wohl auch daran liegt, dass seine Beziehung zu Sebastian Faißt eine besondere war.
Faißt gilt damals als eines der größten Talente im deutschen Handball und wird wie Heuberger beim TuS Schutterwald groß. Beide kennen sich also schon aus dem Verein, dementsprechend eng ist auch Heubergers Verbindung zur Mutter seines Kapitäns. Am Tag von Sebastian Faißts Tod rufen Freunde noch aus der Halle in Schaffhausen die Mutter an und überbringen ihr die schlimme Nachricht.
"Kurz darauf ist sie dann nach Schaffhausen gekommen. Es war unglaublich, welche Kraft diese Frau in diesem schrecklichen Moment dann entwickelt hat", erzählt Heuberger. "Sie hat sogar noch Sebastians Mitspieler getröstet. Aber natürlich hat sie das Ganze danach ziemlich mitgenommen, so etwas Schlimmes realisierst du vielleicht auch erst etwas später."
Der Rückraumspieler hatte wenige Monate zuvor bei seinem Bundesligadebüt mit Dormagen in Kiel bei einem sensationellen Unentschieden vier Treffer erzielt. Im folgenden Sommer, wenige Monate nach seinem Tod, holen die Junioren dann sogar WM-Gold. Ohne Sebastian Faißt, der dennoch permanent in den Köpfen der Spieler und Trainer ist.
"Die Jungs haben vor dem Finale immer wieder gesagt: Wir sind dem Sebi noch was schuldig. Und sie haben es geschafft, dessen Willenskraft und seine Freude am Spiel in das Finale zu übertragen", sagte Heuberger nach dem Titelgewinn 2009 und fügte an: "Die Jungs zeigen genau jene Charaktereigenschaften, die Sebastian Faißt ihnen immer vorgelebt hat."
Genau diese Willenskraft und sein Durchsetzungsvermögen hätten Sebastian Faißt ausgezeichnet, sagt Heuberger heute. "Ich hätte ihm schon zugetraut, sicher auch mal Nationalspieler zu werden“, sagt der 59-Jährige. "Er war ein großes Talent, ein Arbeiter. Es hat mir einen Riesenspaß gemacht, mit ihm zu arbeiten."
Nils Bastek