vor 22 Stunden
Achterbahnfahrt gegen Bietigheim
"Ich bin selbst ganz perplex über dieses Spiel", sagte Torsten Jansen nach dem 37:36-Heimsieg seines HSV Hamburg gegen die SG BBM Bietigheim. Der Weltmeister von 2007 musste schon vor der Pause ein Donnerwetter auf dem Parkett loslassen, fand die richtigen Schlüssel, um die zwei Zähler - wenn auch mit erheblichem Glück - in der Hansestadt zu halten.
"Die erste Halbzeit war wirklich nicht gut - in der Abwehr hatten wir überhaupt keinen Zugriff und haben nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Im Angriff kann ich der Mannschaft bei 19 Toren keinen Vorwurf machen, aber defensiv war das zu wenig", bilanzierte Torsten Jansen.
Der HSV-Coach hatte schon nach 20 Minuten ein erstes Donnerwetter losgelassen, als sein Team mit 10:15 ins Hintertreffen geraten war. Im Anschluss konnte man sich schon ein wenig steigern, war beim 19:22 zur Pause immer noch im Spiel. Vor allem Zoran Ilic hatte mit zwei wichtigen Aktionen in der Deckung die Aufholjagd bis zum 17:19 ermöglicht.
"Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir zu einfache Tore kassiert, auch über die zweite Welle und das Zentrum. Das war schwer für Mohamed (El-Tayar, Anm.). Er hatte aber auch gute Paraden, das hat uns im Spiel gehalten", bilanzierte Gespannpartner Robin Haug, der nach dem Seitenwechsel ins Tor rückte und mit elf Paraden zum Matchwinner wurde. Auch El-Tayar hatte zuvor schon mit sieben Paraden durchaus Akzente gesetzt.
"22 Tore sind erheblich zu viel in 30 Minuten. Da hilft es auch nicht, wenn man selbst 19 wirft. Es sind zuviele Tore aus der ersten, zweiten Welle, erweiterte zweite Welle gefallen, wo wir einfach nicht gut stehen. Dann hat man es auch nicht verdient, dass man den einen oder anderen Abpraller kriegt", bilanzierte auch Niklas Weller schon im Halbzeitinterview beim Streamingdienst Dyn.
"Es fallen auch drei Bietigheim direkt in die Hand, aber das sind dann auch die, die man sich nicht verdient hat, wenn man nicht vernünftig deckt. Da müssen wir den Schalter umlegen", so Hamburgs Kreisläufer und forderte: "Zweite Halbzeit Vollgas geben und mit allem, was wir haben die Abwehr stabilisieren."
Das sollte gelingen, wenngleich auch mit etwas Verzögerung. Nach dem 21:25 war es vor allem Haug, der nun sein Tor abschließen konnte. Beim 25:25 hatte man den Ausgleich geschafft, beim 27:26 lag man erstmals vorne und beim 32:28 schien eine Vorentscheidung gefallen. "In der zweiten Halbzeit spielen wir es dann richtig gut, nehmen die Emotionen und die Halle mit - die Zuschauerinnen und Zuschauer haben uns heute wirklich geholfen. Mit einer wahnsinnigen Energieleistung erspielen wir uns kurz vor Schluss eine Führung", so Jansen.
Nachdem aber Jansen beim 35:32 (55.) seine Auszeit nahm, um bei seinem Team noch einmal die Sinne zu schärfen, sollte es aber noch einmal spannend werden. Nach Tissiers erneuter Vier-Tore-Führung unterliefen Jacob Lassen zwei wichtige Fehler, Frederik Bo Andersen ließ sogar noch einen Siebenmeter aus und Bietigheim konnte ausgleichen.
"In den letzten vier Minuten werden wir wieder fahrlässig, machen zu viele Risikopässe und laden Bietigheim damit ins Spiel ein. Das war naiv und ärgert mich sehr - darüber müssen wir sprechen", so Jansen. Die Entscheidung fiel dann in den letzten Sekunden, Hamburg brachte Andreas Magaard in Stellung, der sich zum Siegtreffer durchkämpfte und ließ dann in den letzten 14 Sekunden keinen Wurf mehr zu.
"Es war ein chaotisches Spiel. Es gab keinen guten Rhythmus, es gab vorne und hinten nur Tore. Es war klar, dass die Mannschaft gewinnen würde, die die Abwehr am Ende gut hinstellen würde", bilanzierte Haug nach der Partie beim Streamingdienst Dyn. und lobte auch den neunmaligen Torschützen Moritz Sauter: "Er kommt mit so viel Tempo und Kraft im Angriff. Er war schon in den letzten Spielen stark. Er zeigt, wo sein Potential liegt."
chs