04.01.2024, 08:02
"Für uns nicht nachvollziehbar"
Die Corona-Pandemie wirkt im deutschen Handball noch immer nach, denn die damals verteilten Corona-Hilfen werden nun teilweise vom Bund zurückgefordert. Mit der HSG Wetzlar bestreitet mindestens ein Handball-Klub den Klageweg.
Zur Erinnerung, im Februar 2020 ereilte die Corona-Pandemie auch die Bundesrepublik. Anfang März hatte die Handball-Bundesliga nach 27 absolvierten Spieltagen die Saison zunächst ausgesetzt, später dann sogar abgebrochen.
Der HSG Wetzlar entgingen damals die Heimspiele gegen die Füchse Berlin, den SC DHfK Leipzig, den HC Erlangen und den HBW Balingen-Weilstetten. Auch in der Folgesaison gab es immer wieder sogenannte Geister- bzw. Medienspiele ohne Zuschauer.
"Wir brauchen die Ticket- und Hospitality-Einnahmen. Jedes Medienspiel kostet uns dann einen hohen fünfstelligen Betrag. Dagegen machen die TV-Gelder bei uns nur etwa fünf Prozent des Gesamtetats aus", hatte Wetzlars Manager Björn Seipp schon im April 2020 gegenüber der Wetzlarer Neuen Zeitung erklärt.
Schon im Oktober hatten sich die Mittelhessen in einer Talkrunde der Gießener Allgemeinen Zeitung geäußert. "Die Notwendigkeit, die Hilfen zu beantragen, war seinerzeit alternativlos", so Björn Seipp vor gut drei Monaten.
"Wir als HSG Wetzlar haben in mehrfacher Hinsicht bereits Corona-Hilfen an den Staat zurückgeführt, unter anderem auch einen hohen sechsstelligen Betrag für erhaltene Ticketersatzleistungen im Kalenderjahr 2021, in dem wir letztlich ein positives Ergebnis erwirtschaftet hatten", berichtete der HSG-Geschäftsführer dabei auch von Rückzahlungen.
"Für das Kalenderjahr 2020 streiten wir uns aber mit dem Bund. Hier haben unsere Steuerberater und Rechtsanwälte, die schon bei der Beantragung für uns tätig waren, inhaltlich vollkommen konträre Auffassungen als das zuständige Bundesverwaltungsamt in Berlin", erläuterte Seipp weiter und betonte: "Wir befinden uns notwendigerweise bereits auf dem Klageweg, haben entsprechende bilanzielle Rückstellungen gebildet."
"Das hessische Landesdarlehen war eine schnelle Hilfe gleich zu Beginn der Pandemie, mit Regeln, die für uns alle klar sind. Wir sprechen aktuell auch nicht darüber, über Kurzarbeitergeld oder Überbrückungshilfen, wir reden hier nur von den Corona-Ticketersatzleistungen des Bundes", so Seipp, der gegenüber der Gießener Allgemeinen Zeitung anfügt: "Die wurden zur Verfügung gestellt, als keine Zuschauer kommen durften, wir aber spielen mussten und Kosten hatten, die wir nicht decken konnten."
Wann über die Klage des Handball-Bundesligisten entschieden wird, steht nicht fest. Sollte die HSG Wetzlar auf dem Rechtsweg verlieren und die Rückzahlungen leisten müssen, würde dies "die wirtschaftlichen Möglichkeiten natürlich einschränken", so Björn Seipp auf Nachfrage von handball-world.
Christian Stein