17.01.2024, 11:07
Nach Vorrunden-Aus
Ein Zehntel der Bevölkerung der Färöer reiste zur Handball-Party nach Berlin - und muss nun teils mit dem Segelboot wieder zurück. Auch ein Andy Schmid wird der EM fehlen. Über Stars und Typen, die nach der Vorrunde nicht mehr dabei sind.
Rund 54.000 Menschen leben auf der Inselgruppe - über 5000 davon waren bei der Vorrunde in Berlin. Fast jeder von ihnen kam im blau-weißen Nationaltrikot, fast jeder von ihnen trug mit lautstarken Gesängen zur Gänsehaut-Atmosphäre bei. Die Halle bebte, als die Färöer spielten. Einige der Fans reisten sogar mit dem Segelboot bis nach Dänemark und von dort erst mit dem Auto nach Deutschland. Nach dem Vorrunden-Aus geht es für manche nun auf ähnlichem Weg zurück. Sie werden dem Turnier fehlen.
Es war sein letzter Tanz auf der großen Handball-Bühne. "Ich habe die letzten 3:30 Minuten geweint", sagte der sichtlich bewegte 40-Jährige nach dem Vorrunden-Aus der Schweiz. Der langjährige Bundesliga-Profi verabschiedet sich mit einer Bestmarke. Mit seinen zwölf Treffern beim 27:29 gegen Nordmazedonien schwang er sich zum Rekordtorschützen der Nationalmannschaft auf. Insgesamt hat er nun 1.094 erzielt und damit genau ein Tor mehr als der bisherige Rekordhalter Marc Baumgartner.
Mit Schmid geht auch sein Teamkollege Nikola Portner. Der Top-Torhüter des SC Magdeburg zeigte in der EM-Vorrunde seine Klasse. Einen kurzen Schockmoment erlebte er im ersten Spiel gegen Deutschland, als er sich am Fuß verletzte. Die Entwarnung folgte jedoch schnell, es handelte sich nur um eine Bänderzerrung. Trotzdem spielte Portner mit Schmerzen weiter und erkämpfte mit seinem Team sensationell ein Remis gegen Olympiasieger Frankreich. Zu mehr reichte es jedoch nicht.
Zurab, wer? Das dürften sich noch immer nicht wenige fragen. Der georgische Torhüter spielte sich spätestens mit einem Assist und eine Steal gegen Bosnien-Herzegowina in die Herzen der Mannheimer Fans - spätestens ab diesem Moment feierten sie jede Szene von ihm. Seine Quote von 20 Paraden in drei Spielen liest sich zwar alles andere als überragend, doch seine Leidenschaft und die Art und Weise seiner Torwarttechnik haben das Publikum überzeugt. Krönender Abschluss war der erste EM-Erfolg Georgiens überhaupt gegen ebenjene Bosnier.
Spanien fliegt in der Vorrunde raus, wer hätte das vorher gedacht? Mit den Spaniern geht auch Aleix Gómez und damit einer der bislang besten Torjäger des Turniers. Nach der Vorrunde steht der Rechtsaußen vom FC Barcelona gleichauf mit Juri Knorr (beide 24 Tore) auf dem ersten Platz der Torschützenliste - Gómez hat mit einer Quote von 85,7 % verwandelter Würfe jedoch eine deutlich bessere als Knorr (60 %). In jedem der drei Spiele war Gómez bester Torschütze der Spanier. Von allen Spaniern war der 26-Jährige vermutlich noch am nähersten an seiner Top-Form dran - geholfen hat das am Ende aber auch nicht.
Der Torhüter von den Füchsen Berlin führt mit 214 Paraden und einer Quote von 31 % gehaltener Bälle die Bundesliga-Statistik an - trotzdem ist auch für ihn die Europameisterschaft vorzeitig zu Ende. Nach einer enttäuschenden Vorrunde müssen seine Serben ebenfalls die Heimreise antreten. Rund lief es auch für ihn persönlich nicht. Der 27-Jährige kommt auf eine Quote von 26,32 % abgewehrter Bälle. Nicht schlecht, aber eben auch nicht überragend.
Schon wieder müssen die Polen vorzeitig gehen, an Sicko lag es aber nicht. Der Rückraumspieler von Industria Kielce erzielte 19 Tore und damit die meisten seiner Mannschaft, der trotz des abschließenden Erfolgs gegen die Färöer insgesamt die Klasse fehlte. Damit müssen die Fans in den kommenden Partien auf die gewaltige Sprungkraft von Sicko verzichten.
Nils Bastek