17.06.2024, 12:27
Auch Günther will Reformen
In der abgelaufenen Bundesliga-Saison wurde erstmals der Videobeweis genutzt. Zur neuen Saison könnte es eine Ausweitung geben, Schiedsrichterchefin Jutta Ehrmann-Wolf bestätigte Gespräche gegenüber handball-world. Für die Erweiterung macht sich auch ein Bundesliga-Chef stark.
In der Handball Bundesliga wurde in der abgelaufenen Saison erstmals der Videobeweis eingesetzt. Für Karsten Günther ein voller Erfolg. "Es ist ein wichtiges und zeitgemäßes Hilfsmittel. Es ist gut, dass wir das gemacht haben", sagt der Geschäftsführer vom SC DHfK Leipzig bei bild.de. In einer Umfrage von handball-world stimmen ihm 85 Prozent der Leser zu.
Doch trotz allem Lob macht er auch klar, dass es noch Luft nach oben gibt. Daher stellte er in der Boulevardzeitung drei Forderungen auf. "Wir müssen unbedingt darüber auch relevante Torentscheidungen kontrollieren können und brauchen auch die Torlinientechnik", ist eine davon.
Dieser Wunsch kommt nicht gänzlich überraschend. Schließlich war sein Verein in dieser Saison davon betroffen, dass ein vermeintliches Tor im Spiel gegen den TSV Hannover-Burgdorf nicht gezählt hat und somit die Begegnung mit einem Treffer verloren ging.
Mit seinem Wunsch ist er nicht alleine, denn bereits in der vergangenen Woche hat Schiedsrichter-Chefin Jutta Ehrmann-Wolf in ihrem "in der Summe positiven" Saisonfazit auf handball-world bereits über die Einführung der Torlinientechnik gesprochen.
"Diese Funktionen sind eine bei Großereignissen bereits erprobte Technik", schildert sie und ergänzt, dass man bereits diesbezüglich in der Abstimmung mit der HBL ist. Selbiges gilt für die Einführung einer "Wechselzonen-Kamera". Somit ist Günther, der selbst im Liga-Vorstand sitzt, bestens informiert. "Der ein oder andere fordert schon mehr Einsatzmöglichkeiten für den Videobeweis", sagte auch Ehrmann-Wolf.
"Wir können zufrieden mit der ersten Saison sein. Wir haben einen Nullstart gemacht, denn wir hatten ja keine groß angelegte Testphase", sagte Jutta Ehrmann-Wolf mit Blick auf den Videobeweis generell. "Natürlich gibt es auch trotz des Videobeweises noch Fehlentscheidungen, aber in Summe ist der Videobeweis ein Tool, der die Zukunft bestimmen und noch weiter an Relevanz gewinnen wird."
Trotz ihrer Zuversicht über den Erfolg der Technologie mahnt Ehrmann-Wolf allerdings mit Blick auf die Torlinientechnik auch vor den Herausforderungen: "Da wir jedoch unterschiedliche Hallen, Infrastruktur und technische Systeme haben, sind wir gut beraten, nichts zu überstürzen, sondern die Entwicklung mit Augenmaß voranzutreiben."
Nötig ist eine entsprechende Kamera sowie eventuell eine mit der Uhr gekoppelte Lichtquelle als optisches Signal. Die Schiedsrichter-Chefin fügt an: "Ich bin sicher, wir werden das vernünftig lösen."
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Neben seiner Forderung für die Torlinientechnik hat Günther bei Bild noch zwei weitere Wünsche geäußert. Einer ist eine Challenge für die Trainer, wie sie die EHF beim Final4 in der Champions League im Handball bereits testete.
Eine Einführung wäre Günthers Meinung nach "absolut sinnvoll". Bereits in anderen Sportarten wie American Football oder Tennis wird eine Challenge genutzt. So haben die Trainer in der NFL pro Halbzeit eine Challenge und können die Schiedsrichter bitten, eine Entscheidung am Video zu überprüfen. Sollte diese falsch sein, verlieren sie eine Auszeit. Ähnlich war der Test im Handball angelegt.
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Darüber hinaus macht sich Günther für eine Stärkung des Spielleiters stark. Dieser soll zukünftig als "3. Schiedsrichter" agieren, "der das Kamerabild im Blick hat und alles kontrollieren kann, was auf Höhe Mittelkreis stattfindet - zum Beispiel die Anwurfsituation."
Auch Jutta Ehrmann-Wolf sieht grundsätzlich weitere Entwicklungsmöglichkeiten: "Die Implementierung von technischer Unterstützung wie Buzzer und der Videobeweis helfen Schiedsrichtern und Mannschaften gleichermaßen weiter, denn wir werden damit der Entwicklung des Spiels in Punkto unter anderem in Sachen Schnelligkeit gerecht."
smu