12.02.2025, 14:04
SCM-Spieler betroffen
Der Anschlag von Magdeburg wirkt sich auch auf die Handballer aus. Ein Spieler war direkt vor Ort, Trainer Wiegert beklagt Verletzte im Bekanntenkreis.
Für Trainer Bennet Wiegert vom deutschen Handball-Meister SC Magdeburg hat das Attentat von Magdeburg nachhaltige Konsequenzen. "Mich hat dieses Attentat geerdet. Ich rege mich im Handball über so viel Scheiße auf, was im Vergleich dazu Bagatellen sind. Das relativiert sich dann doch", sagte der 43-Jährige der "Sport Bild".
Am 20. Dezember 2024 hatte ein Attentäter mit einer Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtmarkt sechs Menschen getötet und über 300 Menschen verletzt. "Ich bin in dieser Stadt geboren, es ist meine Heimatstadt. Ich bezweifle, dass man da jemals drüber wegkommt. Es wird uns das ganze Leben irgendwie begleiten", hatte Wiegert schon Anfang des Monats betont. Die Busfahrer von zehn Handball-Erstligisten hatten Ende Januar, um etwa 100 Betroffene und Angehörige der Magdeburger Amokfahrt zu Karls Erlebnis-Dorf im Elstal zu befördern.
Magdeburgs Spieler Antonio Serradilla war dabei einen Meter von dem Auto des Attentäters entfernt gewesen. Wiegert habe den Spanier sofort angerufen, der "nur geschrien und geweint" hätte. Er selbst hatte in der WhatsApp-Gruppe der Mannschaft gebeten, dass sich jeder Spieler bei ihm melden solle. Unter anderem war Albin Lagergren dem Attentat nur knapp entgangen.
Trotz des Vorfalls war der SCM-Trainer darauf bedacht, die zwei Tage später angesetzte Partie gegen den ThSV Eisenach durchzuziehen. "Ich wollte mich von einem Anschlag nicht beeinträchtigen oder nötigen lassen, dem Verbrechen keine Kraft geben", sagte Wiegert, "das war ein Fehler". Auch das Spiel gegen den HC Erlangen wenige Tage später musste abgesagt werden, die letzte Hinrundenpartie der Handball-Bundesliga wird nun am 25. Mai absolviert.
Dem Trainer wurden immer mehr Bilder aufs Handy geschickt, sodass er bald den Eindruck hatte, "dass man dabei war, ohne dabei gewesen zu sein". Zumal sich auch Bekannte der Familie Wiegert unter den Verletzten befanden.
Und auch beim Mannschaftstraining am Tag danach war seine erste Entscheidung schnell hinfällig. Nach zehn Sekunden war dem Trainer klar: "Hier spielt keiner mehr. Die Verunsicherung und die Sorgen waren förmlich zu greifen." Die anstehenden zwei Spiele wurden verschoben und die Mannschaft stellte am 22. Dezember Kerzen an der Johanneskirche auf. "Das hat mit uns als Mannschaft noch etwas gemacht."
chs