13.12.2024, 06:00
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
Jahrelang gab es in Deutschland keine einzige Verbindung von Handball und Doping. 2024 waren es schon zwei Verdachtsfälle. Das mag auffällig erscheinen, heißt aber ganz sicher nicht, dass der Handball ein Doping-Problem hat.
Eine Kolumne von Daniel Duhr
Was war das dieses Jahr für eine Never-ending-Story mit dem Doping-Fall von SCM-Torwart Nikola Portner. Über Tage, über Wochen, ja über Monate zog sich der Fall - und abgeschlossen ist er immer noch nicht.
Aktuell - über neun Monate nach der relevanten Dopingkontrolle Portners vom 10. März - überprüft das OLG Köln, ob die NADA, die den Freispruch durch die HBL anzweifelt, überhaupt zuständig ist und vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen darf. So weit, so ungut - ist es doch eine für alle Seiten unwürdige Hängepartie.
Ähnlich lang zog sich die Recherche all der Journalisten, die rund um die Causa Portner nach vorherigen Dopingfällen im Handball suchten. Im Gedächtnis war nichts zu finden - und selbst Kollege Google fand unter den Schlagworten "Doping" und "Handball" maximal die Geschichte rund um Mimi Kraus aus dem Jahr 2014, die letztlich mit einem Freispruch des ob der haltlosen Vorwürfe erzürnten Weltmeisters endete.
Bis 2024 gab es das Thema "Doping und Handball" in Deutschland im Prinzip nicht. Jahrelang keine einzige Meldung - und dieses Jahr gleich derer zwei? Nanu? Ist da etwa doch ein Thema?
Wohl kaum. Denn egal, wie die Sache mit Nils Kretschmer letztlich ausgehen wird: Um von einem Dopingproblem in einer Sportart sprechen zu können, braucht es mehrere, nachgewiesene Fälle. Es braucht eine Häufung, einen systematischen Ansatz.
Den kennt man nur zu gut aus anderen Sportarten. Auf die Schnelle kommt einem der einst schnellste Mann der Welt, Ben Johnson, in den Sinn, der in den Achtzigern überführt und später als Wiederholungstäter sogar lebenslang gesperrt wurde.
Man denke alternativ an die Doping-Affäre um die WADA und das chinesische Schwimmteam. Oder an den Radsport, wo seit Jahrzehnten und ganz regelmäßig mindestens der Verdacht des Dopings auf den Gepäckträgern mitfährt.
Klar - man sollte immer vorsichtig sein, seine Hand für etwas oder jemanden ins Feuer zu legen. Da kann es schnell mal heiß werden. Aber trotzdem: Der Handball hat kein Dopingproblem. Doping und Handball passen nicht zusammen.
Der Handball steht von seinem Selbstverständnis her für Fairness, für bis an die Erschöpfungsgrenze (und darüber hinaus) gehenden, harten und für sauberen Sport. Davon bin ich überzeugt. Und ich hoffe, dass ich das genau so und mit genau der gleichen Überzeugung auch immer wieder so werde schreiben können.
Und sollten vereinzelt schwarze Schafe auftauchen, wird das die Handballfamilie ganz sicher unter sich regeln. Kein Handballer, der tagtäglich hart für seinen Erfolg arbeitet, möchte einen dopingbedingten Wettbewerbsvorteil bei seinem Gegner wissen - und auch bei seinem Mitspieler nicht.
Und falls es doch jemanden geben sollte, der vielleicht töricht und in einem ganz schwachen Moment auch nur daran denkt, der Versuchung durch Doping zu erliegen: Sie sollten sich das gesundheitliche, sportliche, geschäftliche, rechtliche und letztlich auch finanzielle Risiko sparen - und das Geld statt für verbotene Substanzen lieber in ein Bahnticket investieren.
Ein Bahnticket nach Göppingen, für eine Extrarunde im Gym von Modellathlet Mimi Kraus. Oder ein Bahnticket nach Gummersbach, für eine frühmorgendliche Extra-Einheit mit Vorzeige-Sportler Gudjon Valur Sigurdsson.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!