22.12.2023, 08:45
#Wissenswert:
Insgesamt sechs deutscher Handballer:innen befinden sich bislang in der Hall Of Fame des deutschen Sports. Handball-World gibt einen Überblick über die bisher geehrten Handballer.
Das Vorschlagsrecht für die Aufnahme haben "Die Stiftung Deutsche Sporthilfe", der "Deutsche Olympische Sportbund" und der Verband Deutscher Sportjournalisten.
Heiner Brand (seit 25.05.2007)
(geb. 26. Juli 1952 in Gummersbach)
Der gebürtige Gummersbacher wurde als Spieler sechsmal Deutscher Meister und gewann viermal den DHB-Pokal. Zudem konnte er je zweimal den Europapokal der Pokalsieger, den Europapokal der Landesmeister und den europäischen Supercup sowie einmal den IHF-Cup gewinnen. Für den DHB erzielte er in 131 Länderspielen 231 Tore, größter Erfolg war der Gewinn der Weltmeisterschaft 1978.
Auch als Trainer feierte Brand Titelgewinne und hat in seiner Vita drei Deutsche Meisterschaften und zwei Siege im DHB-Pokal mit dem VfL Gummersbach und der SG Wallau/Massenheim erreicht. Als Nationaltrainer holte Gold bei der Europameisterschaft 2004 und der Weltmeisterschaft 2007. Silbermedaillen gab es bei der EM 2002, der WM 2003 und den Olympischen Spielen 2004. Zudem holte er Bronze bei der EM 1998. Als Co-Trainer war er zudem Teil der DHB-Mannschaft, die die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1984 gewann. 2013 wurde der Vorplatz der Gummersbacher Schwalbe-Arena als Heiner-Brand-Platz benannt.
Willi Daume (seit 28.04.2006)
(geb. 24. Mai 1913 in Hückeswagen; gest. 20. Mai 1996 in München)
Rund zehn Jahre nach seinem Tod schaffte der frühere Spitzenfunktionär Willi Daume den Sprung in die damals neu geschaffene Hall of Fame. Der 1913 in Hückeswagen geborene Daume war in den 30er Jahren deutscher Nationalspieler im Basketball und Feldhandball. Bei den Olympischen Spielen 1936 gehörte Daume zur Kernmannschaft der Basketballmannschaft, kam aber nicht zum Einsatz.
In der Bundesrepublik war er als Präsident des Deutschen Sportbundes (1950-1970) und als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (1961-1992) aktiv. Zudem war er 1947 zunächst 1. Vorsitzender des Arbeitsausschusses für Handball und wurde dann 1949 erster Präsident des Deutschen Handballbundes. Nach dem Ende seiner Amtszeit 1955 wurde er ein Jahr später ins Internationale Olympische Komitee berufen, war dort von 1972-1976 Vizepräsident und von 1978-1991 der Vorsitzende der IOC-Zulassungskommission. 1992 wurde er mit dem Olympischen Orden in Gold ausgezeichnet. Der Sitz des Deutschen Handballbundes an der Dortmunder Strobelallee, das Willi-Daume-Haus, ist nach ihm benannt.
Joachim Deckarm (seit 31.05.2013)
(geb. 19. Januar 1954 in Saarbrücken)
Der aus Saarbrücken stammende Rückraumspieler feierte in den 70er Jahren die größten Erfolge mit dem VfL Gummersbach und der DHB-Auswahl. Deckarm galt als bester Handballer seiner Zeit, er wurde dreimal Deutscher Meister und gewann einmal den Europapokal der Landesmeister und zweimal den Europapokal der Pokalsieger. Für den Deutschen Handballbund absolvierte er 104 Länderspiele und erzielte 381 Tore. Größter Erfolg war der Gewinn der Weltmeisterschaft 1978.
Seine sportliche Karriere endete im Alter von gerade einmal 25 Jahren, als er sich am 30. März 1979 im im Halbfinalspiel des Europapokals der Pokalsieger in Tatabanya eine schwere Kopfverletzung zuzog. Deckarm erwachte er 131 Tage später aus dem Koma, ist seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen. In Saarbrücken ist die Joachim-Deckarm-Sporthalle nach ihm benannt.
Bernhard Kempa (seit 11.05.2011)
(geb 19. November 1920 in Oppeln; gest. 20. Juli 2017 in Bad Boll)
Der aus dem oberschlesischen Oppeln stammende Kempa hat im Handball nachhaltig seine Spuren hinterlassen und gilt als "Monsieur Handball". Kempa war schon zu Lebzeiten eine Handball-Legende: Er wurde zweifacher Weltmeister, begründete die Erfolge von Frisch Auf! Göppingen, der nach ihm benannte Trick gehört zum Standard-Repertoire der Sportart und wurde zudem Namensgeber der Handball-Linie der Firma Uhlsport.
Kempa zählte zu seiner aktiven Zeit zu den besten Handballern der Welt, auch im Trikot der deutschen Auswahl. 1952 und 1955 wurde er mit der Bundesrepublik Weltmeister auf dem Feld. Und er gehörte zu den Akteuren, die sowohl auf dem Großfeld wie auch in der Halle das Spiel prägten - Bernhard Kempa durch die Fähigkeit das Spiel des Gegners zu lesen, durch überraschende Anspiele und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen. Insgesamt wurde Kempa siebenmal Deutscher Meister und gewann mit Göppingen 1960 den Europapokal der Landesmeister.
Kristina Richter, geb. Hochmuth (seit 16.05.2016)
(geb. 24. Oktober 1946 in Zwickau)
Einzige Frau und einzige Handballerin aus der ehemaligen DDR ist Kristina Richter. Die in Zwickau geborene Spielmacherin spielte in ihrer Karriere zunächst für den BSV Sachsen Zwickau und dann seit 1965 für den Berliner TSC. Mit dem Hauptstadtclub gewann sie zweimal den Europapokal der Pokalsieger, wurde viermal DDR-Meister und gewann viermal den FDGB-Pokal.
Mit der DDR-Nationalmannschaft gewann sie 1971, 1975 und 1978 die Handball-Weltmeisterschaft. Sie gewann 1976 in Montreal Olympisches Silber und vier Jahre später in Moskau noch einmal die Bronzemedaille. In der russischen Hauptstadt führte sie die Olympiamannchaft der DDR als Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier an. Insgesamt absolvierte Richter 235 Länderspiele und erzielte 880 Tore.
Erhard Wunderlich (seit 16.05.2016)
(geb. 14. Dezember 1956 in Augsburg; gest. 4. Oktober 2012 in Köln),
Wie Daume wurde auch Erhard Wunderlich erst nach seinem Tod und zeitgleich mit Kristina Richter in die Hall of Fame aufgenommen. Der Rückraumspieler wurde zweimal Deutscher Meister und viermal Sieger im DHB-Pokal. Darüber hinaus konnte er international je einmal den Europapokal der Landesmeister und den IHF-Pokal sowie zweimal den Europapokal der Pokalsieger und die Vereinseuropameisterschaft gewinnen.
Mit dem FC Barcelona gewann er den Pokalwettbewerb Copa del Rey und mit dem VfL Bad Schwartau stieg er in die 1. Bundesliga auf. Darüber hinaus wurde er zweimal Torschützenkönig der Handball-Bundesliga. Für den Deutschen Handballbund absolvierte der gebürtige Augsburger 140 Länderspiele und erzielte 504 Tore. Größte Erfolge waren der Gewinn der Weltmeisterschaft 1978 und der Gewinn von Olympiasilber 1984. Seit dem Februar 2012 gibt es in seiner Geburtsstadt Augsburg eine Erhard-Wunderlich-Allee.
Christian Stein