28.12.2023, 09:11
Der Däne im Porträt
Emil Manfeldt Jakobsen gehört zu den besten Torschützen der Bundesliga, sammelt Titel mit Dänemark und wurde von Uwe Gensheimer als aktuell bester Linksaußen gelobt. Auch außerhalb des Spielfelds weiß er ganz genau, was sein Ding ist, wie er Bock auf Handball verriet.
"Wenn ich mir einen Linksaußen aussuchen dürfte, wäre es Emil Jakobsen", verteilte Uwe Gensheimer Ende Dezember im Podcast Erste 7 Lob aus berufenem Munde. "Seine Schnelligkeit, seine Sprungkraft - und die Variabilität im Wurf. Er ist für mich aktuell der Beste", so der langjährige deutsche Nationalspieler, der bei den Rhein-Neckar Löwen in die Sportliche Leitung wechseln wird.
Doch, wer ist dieser Emil Manfeldt Jakobsen? Das Print-Magazin Bock auf Handball hat ihn getroffen.
Aus seiner Vorliebe für extravagante Kleidung macht Emil Manfeldt Jakobsen schon seit langem kein Geheimnis. "Und genau deshalb überrascht er einen im ersten Moment", berichtet Bock auf Handball vom Gespräch mit dem Dänen der SG Flensburg-Handewitt, das sich in der im Sommer erschienen 12. Ausgabe des Print-Magazins findet.
"Er sieht nämlich gar nicht wie ein bunter Vogel aus. Beim vereinbarten Termin trägt Emil ein weißes Shirt, auf der Brust prangt das Gesicht einer Frau, die um die Stirn eine Art Taucherbrille hat. Seine beigefarbene Hose wirkt fast schon normal, obwohl er genau das eigentlich gar nicht will: `normal` sein", so Bock auf Handball mit Blick auf den ersten Eindruck beim Treffen mit Emil Manfeldt Jakobsen.
Der 25-Jährige schmunzelt, als er darauf angesprochen wird, natürlich hat er mit der Klamotten-Frage gerechnet. "Meine Klamotten sind ein bisschen anders als die der anderen", sagt er. "Ich würde einfach gerne ein bisschen unique sein." Einzigartig also. Und auffällig. Genau das gefällt Emil Manfeldt Jakobsen, und es trifft gewissermaßen auch auf seine Eigenschaften als Spieler der SG Flensburg-Handewitt zu.
Einzigartig und auffällig war der Linksaußen nämlich auch in der vergangenen Saison: 168 Tore erzielte er für die SG, keinem seiner Mitspieler gelangen mehr Treffer. Der dänische Nationalspieler ist auch in dieser Saison bereits wieder dreistellig, steht unter den Top10 der HBL-Schützen und ist längst einer der besten Außenbahnprofis - nicht nur für Uwe Gensheimer. Und zwei WM-Titel und Olympia-Silber unterstreichen dies.
Nach seinem Wechsel aus der Talentschmiede GOG Gudme zur SG vor gut zwei Jahren hat Emil Manfeldt Jakobsen nochmal einen großen Schritt nach vorne gemacht. Aber er will noch mehr. "Ich möchte gerne eine Goldmedaille bei Olympia gewinnen. Und natürlich die deutsche Meisterschaft mit Flensburg", sagt Emil Manfeldt Jakobsen.
Der Außen hat viel dafür getan, um den Sprung aus dem 900-Einwohner-Dörfchen Gudme in die große Handballwelt zu schaffen. Wenn seine Freunde ausgegangen sind, hat er sich vor Spielen zuhause erholt. Während andere sich regelmäßig Fast Food reingezogen haben, hat er auf die richtige Ernährung für seinen Traum vom Handballprofi geachtet.
"Wenn dein Kumpel an einem Freitag mit dir raus ein Bier trinken will, dann musst du natürlich Nein sagen. Dann kannst du auch nicht mal einfach eine Pizza essen gehen", erklärt der Flensburger, ohne nur eine Sekunde zu zögern. Der Außen betont: "Handball ist mehr als Bier und Pizza."
Seine Klarheit überrascht, weil er mit 25 ja eigentlich noch ein vergleichsweise junger Handballer ist. Aber Emil Manfeldt Jakobsen weiß genau, was er will. Er wirkt nicht wie ein großer Sprücheklopfer oder Entertainer, obwohl er sich selbst als eher lauteren Typen beschreibt. Was dagegen sofort auffällt, ist seine Bestimmtheit. Darum ist er sich auch genau darüber im Klaren, was ihm in seinem Leben am wichtigsten ist.
An erster Stelle kommen seine Familie und seine Freundin Helena Elver, die ebenfalls Profihandballerin ist und mit Odense in der Champions League spielt. An fast gleicher Stelle kommt der Handball, den er als sein Leben bezeichnet. Den extravaganten Klamotten, in denen er sich gerne auch auf seinem Instagram-Profil präsentiert, räumt Emil Manfeldt Jakobsen dagegen keine besondere Wichtigkeit ein. Das sei lediglich ein Hobby.
Glücklich sei er nicht, wenn er sich etwas Neues gekauft habe. Glück verspüre er nur, wenn er mit seiner Freundin oder der Familie zusammen ist. Aber die Kleidung und seine zahlreichen Tattoos geben ihm etwas anderes. Zum einen will er sich damit etwas abgrenzen, anders sein als andere. Zum anderen geben die Klamotten ihm ein gutes Gefühl. "Ich habe ein bisschen mehr Selbstvertrauen, wenn ich anziehe, was ich anziehen möchte", sagt Emil Manfeldt Jakobsen.
Angefangen habe es damit, dass er in den sozialen Netzwerken Fotos verschiedener Styles und Outfits gesehen habe. Irgendwann probierte er sich selbst aus. Mittlerweile zählt es gewissermaßen zu seinem Markenzeichen. Ob himmelblau-weiße Hemden, ein an einen Pyjama erinnernder Zweiteiler oder eine bunte Strickjacke: "Emil trägt, was ihm gefällt - und keiner wundert sich mehr darüber", so Bock auf Handball in dem Stück über den Dänen.
Emil Manfeldt Jakobsen wertet damit nicht nur in gewisser Hinsicht sein Selbstbewusstsein auf, sondern die Kleiderwahl selbst spricht für ein schon vorhandenes, gesundes Selbstwertgefühl.
"Manchmal schon", antwortet er deshalb auf die Frage, ob man für solche Kleidungsstücke auch etwas Mut brauche. Einige seiner Mannschaftskollegen schütteln noch heute hin und wieder lächelnd den Kopf. Aber das stört ihn nicht. Eben weil er weiß, was er will. Und, was er ist. Darum gibt er auch ohne groß nachzudenken zu: "Natürlich bin ich ein bisschen eitel."
Nur auf der Platte spielt das alles für Emil Manfeldt Jakobsen keine Rolle. Dort gilt sein Fokus vor allem dem Erzielen von Toren - und auch dabei punktet er mit Selbstvertrauen, z.B. bei Siebenmetern: Wenn er auf den Torhüter zugeht, streckt er die Brust raus und den Kopf hoch. Dann wirkt es so, als gingen 1,90 Meter voller Selbstbewusstsein in Richtung Linie.
Obwohl er sein Selbstvertrauen in diesem Moment ja nicht mal aus den Klamotten ziehen kann, weil er das gleiche trägt wie alle anderen. "Mit dieser Körperhaltung fühle ich mich sicher und wirklich bereit, außerdem gehört das ein bisschen zum Spielchen zwischen Schütze und Torhüter dazu", sagt er.
Es ist also ein Spielchen, gewissermaßen wie mit den Klamotten. Bis jetzt hat ihn all das jedenfalls nicht vom Weg abgebracht - im Gegenteil. Und dieser Weg soll nicht nur mit Flensburg weiter aufwärts führen, mit Dänemark steht die Handball-EM in Deutschland an. Und dann ist sicherlich auch Olympia-Gold nicht das schlechteste modische Accessoire.
Bock auf Handball erzählt spannende Geschichten über die Stars des Handballs, sowie in der - online weiterhin erhältlichen zwölften Ausgabe - die von Emil Manfeldt Jakobsen. Das Einzelheft gibt es für 7,00 Euro im gut sortierten Zeitschriftenhandel sowie online (versandkostenfrei in Deutschland) und im Abo.
In der aktuellen Ausgabe (erschienen im November 2023) des Print-Magazins sind unter anderem Juri Knorr, Timo Kastening, die MT Melsungen und Julian Köster dabei. Der norwegische Trainer Jonas Wille und Füchse-Coach Jaron Siewert kommen zu Wort und es gibt einen Blick hinter die Kulissen der MT Melsungen.
Nils Bastek, Sascha Klahn (Bock auf Handball) und red