03.11.2024, 13:15
Wiedersehen nach Silber-Coup
Für Deutschland startet mit der Olympia-Euphorie im Rücken der Countdown für die Handball-WM im Januar - und das gleich mit wichtigen Partien in der EM-Quali. Vor dem ersten Länderspiel seit dem Silber-Coup plagen Alfred Gislason zudem Personalsorgen.
Juri Knorr? Versorgt seinen gebrochenen Daumen. Julian Köster? Laboriert an einem Innenbandriss. Franz Semper? Muss sein Knie schonen. Philipp Weber? Fehlt aus persönlichen Gründen. Marian Michalczik? Ist nach seiner Olympia-Absage derzeit verletzt. Die schlechten Nachrichten für Alfred Gislason nahmen scheinbar kein Ende. Zumal Tim Hornke nach seiner beim Olympia-Auftakt erlittenen Verletzung weiterhin ausfällt und Kai Häfner seine Karriere im DHB-Team beendet hat.
Doch wenn der Bundestrainer die deutschen Handballer am Montag erstmals nach dem olympischen Silber-Coup um sich versammelt, lässt er keine Ausreden gelten. "Es ist schade, dass Stammkräfte nicht dabei sind, aber dann müssen andere in die Bresche springen. Viele, die auf mehr Spielzeiten gehofft haben, werden sie jetzt bekommen", sagte der Isländer dem Sport-Informations-Dienst (SID) vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz.
Sein Team müsse sich "zusammenreißen", schließlich startet mit der Partie gegen die Eidgenossen und deren Nationalcoach Andy Schmid am Donnerstag (18.30 Uhr/sportschau.de) in Mannheim auch der WM-Countdown. "Das ist immer noch ein super Kader. Da sind super Spieler dabei. Alle Spieler, die dabei sind, sind super gut in Form", befand auch Juri Knorr zuletzt bei Dyn.
Rund zwei Monate vor Beginn der Weltmeisterschaft in Dänemark, Norwegen und Kroatien (14. Januar bis 2. Februar 2025) hofft Gislason, in der Vorbereitung von den magischen Momenten bei den Sommerspielen in Frankreich zu zehren. "Ich freue mich sehr, die Mannschaft endlich wiederzusehen", sagte Gislason vor dem Lehrgangsstart in Großwallstadt.
86 Tage nach der klaren Finalniederlage bei Olympia gegen Weltmeister Dänemark (26:39) erwartet der DHB-Coach eine knifflige, aber auch "sehr interessante" Woche. Die Schweiz, in der WM-Vorrunde von Herning einer von drei deutschen Gegnern, wird seit Februar von der früheren Bundesliga-Ikone Schmid betreut, dem langjährigen Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen steht in Ex-Nationalspieler Fabian Böhm außerdem ein alter Bekannter als Co-Trainer zur Seite. "Wir müssen sehr aufpassen", warnte Gislason.
Als Olympia-Finalist sind zwei Siege zum Start in die Quali für die Handball-EM 2026 allerdings Pflicht - zunächst geht es gegen die Schweiz, dann zum Außenseiter in die Türkei. Doch gerade der Heim-Auftakt gegen die Schweiz, Auftaktgegner bei der EM 2024, könnte zum Stolperstein werden. Der allerdings noch korrigiert werden kann - in der von Österreich komplettierten Gruppe reicht der zweite Platz für das EM-Ticket.
Deutschland ist allerdings klarer Favorit: Nach dem vierten Platz bei der Heim-EM im Januar überzeugte Gislasons Team bei Olympia. Nicht zuletzt der dramatische Viertelfinal-Sieg gegen Gastgeber und Europameister Frankreich oder der Halbfinal-Erfolg gegen Spanien zeugten von einer neuen Reife und Abgezocktheit des jungen deutschen Teams.
"Wenn wir das große Ganze sehen, war die sportliche Leistung 2024 deutlich besser als in den Vorjahren", sagte Golla, den der Ausgang der Sommerspiele aber noch lange "extrem gewurmt" hat, im Interview mit dem Mannheimer Morgen. Im Finale gegen Weltmeister Dänemark war Deutschland mit 26:39 unter die Räder gekommen: "Da hätte ich mir fast gewünscht, dass nach dem gewonnenen Halbfinale Schluss gewesen wäre und wir diese Freude und diese Emotionen mit nach Hause hätten nehmen können. So blieb als letzter Eindruck das Finale.
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Aber, es war ein Endspiel. "Eigentlich", sagte Alfred Gislason schmunzelnd, sei die Planung gewesen, erst "2027 bei der Heim-WM ins Finale gegen Dänemark zu kommen". Auf dem Weg dorthin sei es nun wichtig, Kontinuität zu entwickeln. Der DHB-Coach vertraut daher im Wesentlichen weiter auf seine Olympia-Helden um Kapitän Johannes Golla und Torhüter Andreas Wolff.
Neben Knorr und Köster fehlt aber auch Rechtsaußen Tim Hornke weiterhin verletzt. Semper, der eigentlich für die Spiele vorgesehen war, musste ebenso kurzfristig absagen wie Philipp Weber, der sein Comeback im DHB-Trikot geben sollte. Stattdessen kehren Timo Kastening, Nils Lichtlein und Lukas Stutzke zurück.
Abseits des Feldes kommt es in Mannheim zu zwei Premieren: Benjamin Chatton erlebt als Teammanager der Nationalmannschaft ebenso sein erstes Länderspiel wie Ingo Meckes in seiner Rolle als DHB-Sportvorstand. "In der kommenden Lehrgangswoche geht es sowohl um einen optimalen Start in die EM-Qualifikation als auch um ein Fundament für die WM 2025", bekräftigte Meckes. Der 48-Jährige folgte auf Axel Kromer, dessen Vertrag der Verband nicht verlängert hatte.
SID, red