23.01.2024, 13:13
Vor dem letzten Hauptrundenspieltag
Bei der Handball-EM in Deutschland geht es nicht nur um den Titel, auch Tickets für die nächste WM und Olympia beziehungsweise die Olympia-Qualifikation werden ausgespielt. In sozialen Medien taucht nun auf, dass Kroatien aus einer Niederlage gegen Deutschland einen Vorteil ziehen könnte. Eine Einordnung.
"Kroatien würde davon profitieren", räumt Axel Kromer mit Blick auf den Vorteil für den Gegner bei einer Niederlage zum Abschluss der Hauptrunde der Handball-EM ein. Der Vorstand Sport des DHB spricht von einer "absurden Konstellation".
Bei der Handball-EM geht es zum einen um direkte Tickets für die nächste Weltmeisterschaft, zum anderen um die Qualifikation für Olympia.
» Im Detail: Was hat die Handball-EM mit Olympia zu tun?
Hier wird es kompliziert, denn auch bei der letzten WM wurden Plätze für das Turnier und die Qualifikation vergeben. Zumal mit Frankreich als Gastgeber und Dänemark als Weltmeister zwei feststehende Halbfinalteilnehmer das Olympia-Ticket bereits sicher haben.
Kroatien hat die vergangene Handball-WM auf Rang 9 beendet und ist damit aktuell noch nicht bei der Olympia-Qualifikation dabei. Allerdings ist ein Nachrücken bei der EM wahrscheinlich, sofern sich der WM-Vierte Schweden, der WM-Fünfte Deutschland oder der WM-Achte Ungarn über die Handball-EM ein direktes Ticket nach Paris sichern.
Das direkte Ticket erhält der Europameister - ist dieser bereits qualifiziert das nächstbeste Team. Sollten Dänemark als Weltmeister und Frankreich als Olympia-Gastgeber im Finale stehen, könnte dafür der dritte Platz reichen.
Die Chancen für Kroatien stehen somit gut - unabhängig vom eigenen Abschneiden bei der EM. Der neunte Platz bei der WM dürfte nachträglich Gold wert sein. Spielverderber könnte allerdings mit Österreich das Überraschungsteam der Handball-EM werden.
Das Team von Ales Pajovic müsste sich dafür anstatt von Deutschland, Schweden, Deutschland oder Ungarn das Direktticket nach Paris schnappen und Ägypten dürfte kein Afrikameister werden. Österreich muss dafür das Halbfinale gegen Dänemark erreichen und auf jeden Fall vor Schweden landen.
Das würde für Kroatien aber noch nicht das Aus bedeuten, der Blick würde dann nach Afrika und auf den WM-Siebten Ägypten gerichtet werden: Wenn dieser die Afrikameisterschaft im eigenen Land gewinnen sollte, rücken die Kroaten ebenfalls in ein olympisches Qualifikationsturnier nach.
Insofern ist die Wahrscheinlichkeit an einer Teilnahme an der Olympia-Qualifikation für Kroatien sehr hoch - unabhängig von einer Niederlage gegen Deutschland. Diese würde eine theoretische Möglichkeit vom Tisch nehmen.
Eventuell wird es Kroatien - neben der Hoffnung auf einen sportlich erfolgreichen Abschluss und positiver Eigenwerbung für die WM im eigenen Land im nächsten Jahr - aber auch motivieren, den Zweifel an fehlender Fairness mit einem Sieg auszuräumen.
"Das Wichtigste wird sein, dass wir uns davon lösen, dass wir womöglich irgendwas geschenkt bekommen", so Axel Kromer mit Blick auf die Auswirkungen auf das DHB-Team. "Wenn ich links Duvnjak hier überlebensgroß sehe - so ein Sportsmann wird niemals ein Handballspiel bestreiten und sagen, dass es nicht zu gewinnen gilt."
Ob er einen derartigen Fall schon einmal erlebt habe, wurde auch Kapitän Johannes Golla gefragt: "Das hatte ich nicht, das will ich auch nicht haben und ich will mir ehrlich gesagt nicht so viele Gedanken um diese Konstellation machen." Der Kreisläufer der SG Flensburg-Handewitt fordert "perfekte" Vorbereitung auf das Kroatien-Spiel - "und dann ist mir das wirklich egal, was für Konstellationen da für die Zukunft entscheidend sind".
Dass die Konstellation bereits auch Thema in der Mannschaft war, gestand Golla ein. Das Fazit im Team: "Wir haben die einzigartige Möglichkeit beim Heimturnier mit einer guten Leistung ins Halbfinale einzuziehen und alles andere interessiert uns wirklich nicht."
Christian Stein