11.04.2024, 18:00
Nach auffälliger Doping-Probe
Am gestrigen Abend machten der SC Magdeburg und Nikola Portner eine auffällige Doping-Probe nach einem Wettkampf bekannt. Heute bestätigte die Nada, dass Methamphetamine nachgewiesen worden seien - laut Experte Fritz Sörgel ein "starkes Dopingmittel". Die Handball Bundesliga sprach eine vorläufige Suspendierung aus.
Am Mittwoch gab der SC Magdeburg bekannt, dass aufgrund einer positiven Doping-Probe ein sogenanntes Ergebnismanagementverfahren gegen Nikola Portner eingeleitet wurde. "Uns sind bislang sehr wenige Details zum Vorwurf und zum Verfahrensstand bekannt. Nikola Portner nimmt einstweilen nicht am Trainings- und Wettkampfbetrieb unseres Clubs teil. Wir unterstützen Nikola Portner bei der Aufklärung", so der Verein, dem keine Strafe droht.
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Nikola Portner hingegen könnte eine lange Sperre bevorstehen. Der Schweizer ist positiv auf Methamphetamine getestet worden, wie die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) gegenüber der dpa bestätigte. "Das ist ein sehr starkes Dopingmittel", schildert Fritz Sörgel im Gespräch mit handball-world. Der Doping-Experte kann sich eine längere Sperre vorstellen, sofern sich der Doping-Fall in der B-Probe bestätigen sollte.
Methamphetamine sind synthetisch hergestellte Substanzen, die im Drogenbereich umgangssprachlich Crystal Meth genannt werden. "Nach aktuellem Kenntnisstand beträgt die gemessene Konzentrationshöhe einen Bruchteil einer typischen Einnahme dieser Substanz", erklärte ein beauftragter Anwalt am Donnerstag auf der Homepage des SC Magdeburg.
Als Pervitin wurde der Wirkstoff unterdessen bereits im Zweiten Weltkrieg als sogenannte "Panzerschokolade" oder "Fliegermarzipan" eingesetzt. Medizinisch kann Methamphetamin zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) genutzt werden.
Im Leistungssport kann es die Wachsamkeit erhöhen - und somit auch in einer reaktionsschnellen Sportart wie dem Handball leistungssteigernde Wirkung haben. "Für einen Torhüter ist die Reaktionsgeschwindigkeit wichtig. Da wäre die Substanz auf jeden Fall hilfreich", erklärt Sörgel mit Blick auf die generelle Wirkweise.
Im Raum steht eine bis zu vierjährige Sperre. Nikola Portner selbst bestreitet die wissentliche Einnahme eines Dopingmittels. "Diese Information hat mich zutiefst schockiert", so Nikola Portner in einer Stellungnahme auf Instagram über ein "von der Norm abweichendes Analyseergebnis" einer Wettkampfprobe in deren Folge ein sogenanntes Ergebnismanagementverfahren eingeleitet wurde.
Nikola Portner kam 2022 vom französischen Klub Chambéry Savoie HB zum SC Magdeburg und hat dort eigentlich noch einen Vertrag bis 2027. Zuvor war er nach den ersten Profi-Stationen BSV Bern und Kadetten Schaffhausen in der Schweiz im Jahr 2016 nach Frankreich zu Montpellier gewechselt. 2018 gewann er mit MAHB die Champions League im Handball.
Der Torhüter wurde im vergangenen Jahr in seiner Premieren-Saison mit dem SC Magdeburg Champions-League-Sieger und holte mit dem Klub den IHF Super Globe. Für die Nationalmannschaft der Schweiz debütierte Nikola Portner 2011 und bestritt zuletzt mit dem Nationalteam die Handball-EM in Deutschland.
Auch in der laufenden Saison ist der 30-Jährige wieder ein sicherer Rückhalt seines Teams und verbuchte in bis dato 27 Ligaspielen insgesamt 191 Paraden - eine Quote von über 30 Prozent abgewehrter Würfe, womit er in beiden Kategorien in den Top10 der Handball Bundesliga steht. Sein Ausfall wäre für den Klub beim bevorstehenden Final4 sowie dem Titelrennen in Bundesliga und Champions League nur schwer zu kompensieren.
"Der Spieler Nikola Portner ist mit sofortiger Wirkung vorläufig suspendiert", so die Handball-Bundesliga nach einer Beratung des zuständigen Präsidiums am Donnerstag über die "einstimmige" Entscheidung.
"Der Spieler ist somit von jeglicher Teilnahme an Wettkämpfen, Trainings oder anderen sportlichen Aktivitäten ausgeschlossen, bis eine endgültige Entscheidung im nachfolgenden Disziplinarverfahren gefällt ist", konkretisierte die Liga die Auswirkungen der vorläufigen Suspendierung.
"Diese Entscheidung basiert auf der Information der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA), dass im Rahmen einer Wettkampfkontrolle in der A-Probe des genannten Spielers ein von der Norm abweichendes Analyseergebnis festgestellt wurde. Durch das Vorhandensein einer verbotenen Substanz in der A-Probe war von der HBL ein sportrechtliches Ergebnismanagement-Verfahren gegen den Spieler einzuleiten", so die Liga.
"Die HBL handelt gemäß HBL-Satzung und geltender Anti-Doping-Ordnung des Deutschen Handballbundes sowie von EHF, IHF, NADA und WADA", erklärt die Handball Bundesliga und fügt an: "Aufgrund des laufenden Verfahrens können aktuell keine weiteren Aussagen getroffen werden."
SCM-Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt verwies auf dpa-Anfrage auf den Rechtsbeistand des Vereins und wollte die Angelegenheit nicht kommentieren. Die auf Sportrecht spezialisierte Anwaltskanzlei erklärte: "Der SCM unternimmt, soweit ihm möglich, alles zur Aufklärung des Sachverhalts. Sowohl jetzt als auch im Rahmen eines Verfahrens vor den zuständigen Gremien des Verbandes."
Laut den Richtlinien der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschland hat der Sportler das Recht, die Analyse der B-Probe zu verlangen. Bestätigt diese das "Ergebnis der A-Probe nicht" dürfe der vorläufig suspendierte Athlet an nachfolgenden Wettkämpfen der Veranstaltung teilnehmen, heißt es bei den Athletenschutzrechten. Portner könne auch innerhalb der Fristen Widerspruch einlegen.
cie, mit Material dpa, SID, HBL und red