06.09.2024, 09:09
Matchwinner Kuzmanovic
Am Ende waren sich alle einig, Neuzugang Dominik Kuzmanovic hat dem VfL Gummersbach zum ersten Sieg über die TSV Hannover-Burgdorf seit dem Wiederaufstieg verholfen. Bei den Recken, die teilweise mit sieben deutschen Spielern auf dem Feld agierten, passte schon vieles - unnötige Fehler und auch die schwache Chancenverwertung verhinderten allerdings was Zählbares.
"Es sind zwei sehr gute Mannschaften, die sich potentiell in derselben Tabellenregion befinden", erklärte Hannovers Torwart Joel Birlehm und hatte als Erfolgsrezept "wenig Fehler" ausgemacht. "Wir wollen eine gute Abwehr und Tempo spielen, das will Gummersbach auch. Wer weniger Fehler macht, wird das Spiel gewinnen."
Die Fehlerquote und das Tempospiel sollten letztlich wirklich einer der Knackpunkte sein, denn gerade beim Umschalten nach vorne sollten die Recken am Ende ein paar Fehler zu viel produzieren. Ein weiterer war die Abschlussquote, denn bei den Gästen ragte der Kroate Dominik Kuzmanovic am Ende mit 19 Paraden heraus. Birlehm, in Durchgang eins mit sieben seiner acht Paraden nicht schlecht und Simon Gade mit vier weiteren Paraden verloren das Duell deutlich.
"Es war ein sehr intensives Spiel, Hannover hat uns alles abverlengt und am Ende haben die eine oder andere Torhüterparade auf unserer Seite", bilanzierte Gummersbachs Julian Köster. "Was der Dominik alles gehalten hat, sowohl aus dem Rückraum wie auch bei den freien Bällen. Am Ende holt er noch einen Steal, da war er unser Matchwinner."
"Wir machen zu viele Fehler und wir hatten eine Abschlussschwäche", nahm letztlich auch Renars Uscins nach der Partie bei Dyn kein Blatt vor den Mund. "Wir belohnen uns auch nicht für den Kampf in der Abwehr. Wir haben einfach zwei, drei Bälle weggeschmissen und am Ende sind es die zwei, drei Tore, die uns fehlen. Das reicht in der Summe gegen Gummersbach nicht."
Spielerisch bot man dafür vor allem im ersten Durchgang noch die aggressivere Deckung, kam so auch zu Ballgewinnen ohne, dass der Torwart eingreifen musste. So entwickelte sich das erwartete Duell auf Augenhöhe, in dem mal die Recken, mal Gummersbach vorlegten. Mehr als zwei Tore Unterschied (6:8) sollte keinem Team gelingen, mit einem 15:15 wurden die Seiten gewechselt.
"Wir haben in der Abwehr noch nicht so gut Zugriff bekommen, vorne läuft es ganz gut", hatte Gummersbachs Spielmacher Ole Pregler in der Halbzeitpause bei Dyn analyisiert und wollte "was drauflegen" und betonte mit Blick auf die zu diesem Zeitpunkt zwölf Paraden von Kuzmanovic: "Das war überragend, wir müssen ihm trotzdem noch mehr helfen, damit Hannover nicht von sechs Metern frei werfen kann."
Das sollte letztlich gelingen, auch wenn die Recken sich mit unnötigen Zeitstrafen zusätzlich schwächten - Justus Fischer unterband mit einem Rückwärtslaufen die schnelle Mitte (39.) und Marian Michalczik wurde nach Videobeweis für die Simulation eines Gesichtstreffers beim Stand von 20:22 (41.) auf die Strafbank geschickt.
Zwar konnten die Recken diese Schwächungen gut überstehen, doch Gummersbach setzte die entscheidenden Akzente - so auch der von Ole Pregler verhinderte Gegenstoß beim Stand von 22:23 eine Viertelstunde vor dem Ende. Gummersbachs Coach Gudjon Valur Sigurdsson nahm im Anschluss rechtzeitig die Auszeit, brachte sein Team in die Erfolgsspur.
Auch Christian Prokop nahm wenig später beim 23:25 eine Auszeit: "Fakt ist, wir müssen zum Tor und ihnen nicht die Bälle in die Hand spielen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg, dann kriegen wir auch keine Tempotore", forderte der ehemalige Bundestrainer vor allem von Lukas Stutzke und Marian Michalczik mehr Initiative und wollte, dass "bis zum Ende gefightet" wird.
Aber Gummersbach hatte in den entscheidenden Momenten eben Kuzmanovic zwischen den Pfosten, der Kroate nahm Stutzke gleich den nächsten hundertprozentigen weg. Nachdem Büchner mit einem Konter noch einmal Hoffnung schürte, sollte der Linksaußen wenig später vom Flügel am VfL-Keeper scheitern und weil dann Vilhelm Poulsen für ein Abstandsvergehen mit einer Zeitstrafe dass Passivwarnzeichen aufhob, konnte Gummersbach dann beim 24:28 (51.) die Vorentscheidung erreichen.
Dass Kentin Mahé sich beim 26:29 (56.) nach einem Zweikampf mit Justus Fischer noch eine doppelte Zeitstrafe und damit die Rote Karte einhandelte, fiel nicht entscheidend ins Gewicht. Auch die vierminütige Überzahl konnten die Hausherren nicht zum Verkürzen nutzen. Stattdessen machten die 19. Parade von Kuzmanovic und das Tor von Mathis Häseler zum 28:32-Endstand den Deckel auf die Partie.
"Beide Mannschaften haben gezeigt, dass sie oben angreifen wollen und wir haben uns nichts geschenkt", so Renars Uscins. Nationalmannschaftskollege Julian Köster betonte mit Blick auf die kurze Vorbereitungszeit nach den Olympischen Spielen auch: "Es hat sich nicht wie ein Auftakt angefühlt, sondern als wären wir schon länger in der Saison."
Christian Stein