23.11.2024, 10:47
Traum vom Halbfinale
In der kommenden Woche startet die Handball-EM 2024 der Frauen in Ungarn, Österreich und der Schweiz. Die DHB-Kapitänin Alina Grijseels sprach vor dem Turnierstart über ihren Wechsel nach Bukarest, die Ziele bei der Handball-EM und die Neulinge im Nationalteam.
Bei der EHF EURO in Österreich wird sie ihr 100. Länderspiel absolvieren: Alina Grijseels ist seit Jahren eine Führungsspielerin in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft und steht vor ihrer vierten Europameisterschaft seit 2018. Für die 28-Jährige, die bis 2023 bei Borussia Dortmund spielte und nach einem Jahr beim französischen Meister Metz nun für CSM Bukarest aufläuft, stehen aktuell 97 Länderspiele zu Buche. Läuft alles normal, trifft die Tochter einer Deutschen und eines Niederländers in ihrem Jubiläumsspiel ausgerechnet auf die Niederlande.
Seit Montag befindet sich die DHB-Kapitänin mit ihrem Team in Garching zum finalen EM-Vorbereitungslehrgang. In Innsbruck, wo am Sonntag der letzte EM-Test gegen Gastgeber Österreich ansteht (Anwurf 15.15 Uhr), warten ab dem 29. November die Ukraine, die Niederlande und Island in den Vorrundenspielen auf die DHB-Auswahl. Im DHB-Interview spricht Grijseels über ihren Wechsel, die EM und blickt auch schon auf die Heim-WM 2025 voraus.
Seit August spielen Sie bei CSM Bukarest - wie haben Sie sich in der rumänischen Hauptstadt schon eingelebt?
Alina Grijseels: So weit, so gut. Es ging eben unfassbar schnell nach Olympia, da fehlte die echte Vorbereitungszeit. Aber mittlerweile läuft es sehr gut. Die Innenstadt ist sehr schön in Bukarest, nur das Autofahren in der Großstadt stresst mich - das ist insgesamt etwas ganz anderes als vorher in Dortmund oder Metz, alles viel größer.
Die Erwartungshaltung hier in Bukarest ist immer enorm, aber auch daran gewöhnt man sich. Vielleicht sollte man nicht alles immer direkt nur an Ergebnissen festmachen, aber mit diesem Druck können wir umgehen.
Sie haben es angesprochen: Im Sommer haben Sie Ihre ersten Olympischen Spiele absolviert, wie weit haben Sie Olympia schon abgearbeitet?
Grijseels: So richtig verarbeitet habe ich alle Eindrücke noch nicht, ich hatte im Sommer nicht so viel Zeit dazu. Nach vier freien Tagen startete meine neue Aufgabe in Bukarest. Beim letzten Lehrgang haben wir das Sportliche analysiert, was gut war und was wir noch besser machen müssen.
Was muss denn besser werden?
Wir waren mit der Art und Weise, wie wir teilweise gespielt haben, nicht zufrieden, denn wir wissen, dass wir es besser können. Wichtig ist, dass wir mehr Konstanz über ein ganzes Turnier aufs Feld bringen, vor allem gegen die Topteams. Das ist uns phasenweise gelungen, aber wir müssen weiterarbeiten, um Richtung Top-4 zu kommen. Da ist noch Feintuning nötig.
Im aktuellen Kader für die letzte Phase der EM-Vorbereitungen stehen fünf neue Spielerinnen. Wie schnell wurden und werden diese integriert?
In einer Nationalmannschaft ist es ganz normal und auch sehr wichtig, dass immer wieder neue Spielerinnen dabei sind, das belebt den Konkurrenzkampf. Und die jungen Spielerinnen sorgen für frischen Wind mit ihrer unbekümmerten Art. Alle haben es sich durch ihre Leistungen in der Liga verdient, dabei zu sein, alle hinterlassen einen sehr guten Eindruck. Es ist nun Aufgabe des gesamten Teams, sie schnellstmöglich komplett zu integrieren, damit sie keinen zu großen Respekt haben und genau so offen sein können wie in ihren Vereinen.
Ist es bei der EM von Vorteil, dass die deutsche Mannschaft zum Start gegen die Ukraine in der Favoritenrolle ist?
Es ist vor allem wichtig, dass wir mit einem positiven Gefühl ins Turnier starten, und es ist auch klar, dass wir dieses Spiel gewinnen müssen. Die Partie danach gegen die Niederlande ist die vermeintlich wichtigste, denn da entscheidet sich, ob wir zwei Punkte mit in die Hauptrunde nehmen oder nicht. Und Island darf man auch nicht unterschätzen, die haben gerade zweimal Polen in Testspielen geschlagen.
Insgesamt ist genau diese Konstanz nötig, denn auf Topniveau können wir alle drei Gegner schlagen. Und da man erwarten kann, dass wir in der Hauptrunde auf Dänemark und Norwegen treffen, ist es enorm wichtig, diese zwei Punkte mit in die Hauptrunde zu nehmen.
Mit welchem Ziel geht die DHB-Auswahl in die EHF EURO?
Wir haben das intern noch nicht besprochen, aber für mich sind immer die Top 4 das Ziel, wohlwissend, dass das eine sehr schwere Aufgabe wird und wir in jedem Spiel unser absolutes Leistungsmaximum erreichen müssen, um da eine realistische Chance zu haben. Gerade auch mit Blick auf unsere beiden Hauptrundengegner Dänemark und Norwegen, die als Favoriten in die Hauptrunde gehen werden.
Daher ist es wichtig, dass wir idealerweise als Gruppenerster und mit zwei Punkten in die Hauptrunde gehen. Und wenn wir wirklich in das Halbfinale vorstoßen würden, will man natürlich auch nicht als Vierter nach Hause fahren, sondern sich auch mit einer Medaille belohnen.
HP DHB, red