11.11.2024, 17:00
Kandidat:innen für Amateurhandball gesucht
Ohne Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter wäre der Handball nicht möglich. An Wertschätzung und Dankbarkeit mangelt es jedoch oft. Anlässlich des "Tag des Schiedsrichters" will handball-world erneut ein Zeichen setzen - und schreibt zum dritten Mal die "Goldene Pfeife" aus.
Während Sebastian Hinze von den Rhein-Neckar Löwen als dritter Preisträger im Profihandball (1. und 2. Bundesliga) bereits feststeht, können alle Handballer und Handball-Fans aus ganz Deutschland ihre Vorschläge für die "Goldene Pfeife" des Amateurhandballs (3. Liga und tiefer) noch bis zum 30. November einreichen.
Der diesjährige Preisträger aus dem Profihandball ist Sebastian Hinze von den Rhein-Neckar Löwen. Vor zwei Wochen bat die Redaktion von handball-world die Schiedsrichter:innen aus den vier höchsten Kadern des Deutschen Handballbundes (Elite- bis Nachwuchskader) um ihre Vorschläge.
Treu der aus Skandinavien stammenden Idee sollte die "Goldene Pfeife" an einen Spieler, Trainer oder Offiziellen verliehen werden, der oder die sich im Sinne der Unparteiischen bzw. ihrer Werte ausgezeichnet hat.
Die Wahl zum Nachfolger von Recken-Coach Christian Prokop (2022) und Jasmin Camdzic von der HSG Wetzlar (2023) fiel nun auf Sebastian Hinze. Der Coach der Rhein-Neckar Löwen wurde mehrfach wiederholt vorgeschlagen. Neben dem "sehr respektvollen Umgang mit den Schiedsrichtern (unabhängig vom Ergebnis)", wie es in einer Nominierung hieß, gab vor allem ein Ereignis den Ausschlag.
Bei einem Heimspiel seiner Rhein-Neckar Löwen wurden die Unparteiischen beim Verlassen der Halle von Fans angegangen. "Sebastian Hinze ignoriert dies nicht, sondern stellt sich - gegen die eigenen Fans - schützend vor die Schiedsrichter und das trotz Niederlage der eigenen Mannschaft", heißt es in der Beschreibung bei der Nominierung.
"So ein Verhalten hat eine Signalwirkung", begründet Jutta Ehrmann-Wolf, Leiterin Schiedsrichterwesen im Deutschen Handballbund, die Entscheidung für Hinze. "Ich freue mich, dass ein Trainer so klar Position bezieht, nicht wegschaut und im Sinne des Sports Stellung bezieht. So etwas hat eine immense Vorbildwirkung - und verkörpert genau die Werte, die wir als Sportart vermitteln wollen."
Auch generell lobte sie das Verhalten. "Sebastian ist ein kooperativer Trainer-Typ, der immer wieder versucht, in eine konstruktive Diskussion zu gehen", so Ehrmann-Wolf. Die Übergabe der Goldenen Pfeife erfolgt in den kommenden Wochen im Rahmen eines Heimspiels des Vereins durch ein Schiedsrichter-Team des Deutschen Handballbundes.
"Die Preisvergabe ehrt mich", freute sich Hinze über die Auszeichnung. "Ein fairer Umgang miteinander ist mir persönlich sehr wichtig - auch, wenn wir als Trainer im Profi-Sport in Sachen Emotionalität häufig an der Grenze agieren. Wenn dann diese Grenze überschritten wird, ist es mir wichtig, einzuschreiten; unabhängig davon, ob es um Schiedsrichter, Spieler oder andere am Spiel Beteiligte geht."
Während die "Goldene Pfeife" im Profihandball aus dem Schiedsrichterwesen heraus verliehen wurde, können die Vorschläge für die "Goldene Pfeife" im Amateurhandball von allen Handballern und Handball-Fans eingereicht werden. Mit der Ehrung, die von KÜS - dem Schiedsrichter-Partner des Deutschen Handballbundes - sowie dem Magazin "Bock auf Handball" unterstützt wird, soll ein Ehrenamtler ausgezeichnet werden, der sich besonders um die Schiedsrichterei verdient gemacht hat.
Neben aktiven Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen können beispielsweise auch Schiedsrichterwarte aus den Vereinen und Verbänden sowie Coaches und Mentoren nominiert werden, die deutschlandweit viel Engagement und Zeit in ihre Passion investieren. Ob ein Unparteiischer, der seit 40 Jahren im Landesverband pfeift, ein Schiedsrichterwart, der sich besonders um die Nachwuchsförderung kümmert oder ein "Allrounder", der vom Pfeifen über Kampfgericht bis zum Coaching alles gibt: Jetzt sind eure Vorschläge gefragt!
Bis zum 30. November können alle Spieler:innen, Trainer:innen und Handball-Fans ihre Kandidatinnen und Kandidaten über ein digitales » Formular für die "Goldene Pfeife" nominieren. Neben den Rahmendaten (Name / Alter / Verein / Funktion) bitten wir um eine kurze Beschreibung, warum der- oder diejenige aus eurer Sicht die "Goldene Pfeife" verdient hätte.
Nach Ablauf der Nominierungsfrist wird eine Jury eine Vorauswahl von drei Kandidat:innen treffen. Im Januar 2025 wird über einer Online-Abstimmung der bzw. die Gewinner:in der "Goldenen Pfeife 2025" ausgewählt. Die Verleihung erfolgt abhängig von der Region im Rahmen eines Bundesligaspiels durch ein Schiedsrichterteam des Deutschen Handballbundes, das der frisch ausgezeichnete Ehrenamtler zudem am betreffenden Spieltag auch hinter den Kulissen begleiten darf.
"Wir haben an den zahlreichen Nominierungen gesehen, dass die Goldene Pfeife tatsächlich als die erhoffte Wertschätzung wahrgenommen wird", freut sich Andre Tzschaschel. "Daher wollen wir auch in diesem Jahr mit der Goldenen Pfeife die unzähligen Schiedsrichter und Ehrenamtlichen im Schiedsrichterwesen, ohne die der Handball undenkbar wäre, für einen Moment aus dem Schatten holen und sie in das verdiente Rampenlicht stellen."
Der Geschäftsführer von handball-world und Herausgeber von Bock auf Handball, der früher selbst als Schiedsrichter bis zur 2. Bundesliga aktiv war, erhofft sich dadurch ein weiteres Signal: "Wir wollten eine Aktion schaffen, die zum einen den Geist vom "Tag des Schiedsrichters" über dieses eine Datum hinausträgt und zum anderen den Verdienst und den Einsatz all derjenigen würdigt, die sich für die Schiedsrichterei und Fair Play einsetzen", sagt Tzschaschel. "Sie hätten alle so viel mehr Anerkennung und Respekt verdient, als es leider oft der Fall ist - und mit der "Goldenen Pfeife" wollen wir diese Wertschätzung in die breite Öffentlichkeit tragen."
jun